Samstag, 25. Juli 2015

Buchreview "Jimmy" W. Malmborg

William Malmborg. Seit seiner Kindheit interessiert sich Jimmy Hawthorn für BDSM-Pornos. Bondage ist das Einzige, was ihn sexuell erregt. Doch harmlose Rollenspiele sind es nicht, wovon er träumt: Jimmy will Frauen wirklich foltern und verletzen. Im Sommer ergreift er die Chance. Jimmy entführt ein Mädchen aus seiner Schule und sperrt sie in einen alten, unterirdischen Bunker. Samantha lernt den Wahnsinn kennen und Jimmy das Glück, einen Menschen zu brechen.
Doch die Dinge werden kompliziert, als sich Megan, auf der Suche nach ihrer Freundin, dem Bunker nähert – und bald hängen zwei gefesselte Mädchen an seinen Haken.


Jimmy ist ein siebzehnjähriger Jugendlicher, der sich seit seiner frühen Kindheit für Bondage interessiert, hat sogar alte Filme aufgenommen, die derartige Szenen beinhalten. Ansonsten ist er ein halbwegs normaler Schüler, der sich aber selbst von seinen Klassenkameraden ausgrenzt, was für ihn aufgrund früherer Erfahrungen mit denen die bessere Lösung scheint. Dann lernt er Tina kennen, die neu an der Schule ist und sich nicht traut, in eine der Cliquen der Schule "einzubrechen". Die Beiden verstehen sich sehr schnell recht gut, aber Jimmy öffnet sich ihr nicht wirklich. Aus gutem Grund. Hat er doch seine Mitschülerin Samantha auf deren Heimweg von der Schule abgepasst und sie betäubt. Danach hat er sie in den Bunker eines alten Hauses gebracht, das früher einer Familie gehörte, die sich auf eine feindliche Invasion von wem oder was auch immer vorbereitet hatten. Irgendwann zogen die Leute weg, aber das Haus blieb in ihrem Besitz und konnte so nicht verkauft oder auch nur renoviert werden. Seither stand es leer und verfiel immer weiter, wurde von den Kids als Treffpunkt für diverse Saufabende genutzt. Doch keiner dachte an den Bunker, der voll ausgerüstet mit haltbaren Lebensmittelrationen und Wasser von den Weggezogenen eingerichtet war. Jimmy benutzt den Bunker nun, um Samantha in seiner Gewalt zu behalten und seine Obsessionen an ihr auszuleben. Ihr verschwinden fällt zwar auf, doch man macht sich weiters keine Gedanken, hält sie für eine Ausreißerin. Nur ihre Freundin Megan, Tochter des Sheriffs, gibt nicht auf. Und Jimmy gerät in die Bredouille, als sein Intimfeind Brett und seine Gefolgsleute Ron und Matt ihm zum wiederholten Male auflauern. Auch weil Brett es nicht verknusen kann, dass Jimmy mit der Neuen rummacht.

Kleinstadtleben. Jeder weiß fast alles von den Nachbarn oder Mitschülern. Man kennt sich, die Rollen sind klar verteilt. Nur Jimmy fällt etwas aus dem Rahmen. Er ist nicht an Geselligkeit oder Kumpanei interessiert. Das passt nicht in die Welt der Angepassten und Angesagten. Jeder hat gefälligst so zu sein, wie es die Norm nach einem ungeschriebenen Gesetz der Gesellschaft vorschreibt. Dabei kennt niemand Jimmys wahre Interessen. Der Jugendliche in seiner selbstgewählten Isolation liebt seit früher Kindheit BDSM und genau diese Leidenschaft wirft den Leser direkt zu Beginn ohne Vorwarnung in die Story. Sicher konnte man jetzt eine Folter- und Peingeschichte ohne große Handlungsanteile vermuten, doch da wurde man vom Autor schnell eines Besseren belehrt. Denn neben dieser Entführung und den daraus folgenden Thrillerelementen entwickelt sich eine Liebesgeschichte und ein Coming-of-Age-Drama, wie man es sich so nicht vorgestellt hatte. Überraschung gelungen. Und die Figur der Tina, die mit ihrer Mutter ständig im familiären Clinch liegt, ohne zu ahnen, welches Drama sich hinter deren Verhalten verbirgt und es auch nicht akzeptieren will, als diese mit ihr das Gespräch sucht, ist als rebellische Tochter sehr gut gelungen, was aber auch für die Protagonisten wie Jimmy und seinen Bruder Alan gilt, der eigentlich der Clevere in der Familie scheint. Brett und Konsorten sind nur Abziehbilder von großkotzigen Highschool-Rowdies. Wer hier also einen reinen Terror- und Folterroman lesen wollte, war vermutlich sichtlich enttäuscht, doch da die Reihe nun auch in Horror & Thriller umgetauft wurde, passt dieser Roman wie die Faust aufs Auge, gehört er meines Erachtens doch eher in die Thrillerkategorie. Kurz angerissen wird neben den BDSM-Fantasien auch das Stockholm-Syndrom und sehr kurz (Brett und die Videos) ein Gedanke an eine Bondage-Video-Carrie-Abschlussball-Szene, die man sich aber dann doch gespart hat. Sicher hat man solche Thematik auch schon bei anderen Anbietern lesen dürfen, doch gerade das Ende mit seiner typischen kleinstädtischen Attitüde reißt da viel heraus, um es von der Massenware zu unterscheiden. Tragisch ist da noch zu milde formuliert. Ganz nebenbei erwähnt William Malmborg einige einschlägige Filme ("Das Tier 2" usw.) und Bücher (Brian Lumley), die er thematisch einbindet. Wer fetten und ultrabrutalen Horror erwartet, könnte hier eine Enttäuschung erleben. Wer das Ganze aber in den Thriller-Bereich mit psychologischem und emotionalem Touch einordnet, dürfte zufrieden sein. Mir jedenfalls hat es recht gut gefallen und ich würde einen weiteren Malmborg durchaus erwerben, so es denn noch einen weiteren geben wird.                           

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