Mittwoch, 5. August 2015

Buchreview "900 Minuten" S. J. Davis

S. Jonathan Davis. John ist Vater. Das war er nicht immer. Vor der Apokalypse hatte er einen anderen Job. Sieben Monate nach den Ereignissen von 900 MEILEN treffen wir wieder auf Kyle und John, die sich nach Avalon zurückgezogen haben. Sie müssen die schützenden Mauern verlassen und sich in die Welt wagen, die von den Toten beherrscht wird. Sie müssen plündern. Eigentlich sollte es ein Routineeinsatz sein, jedoch merken sie schnell, dass Kräfte im Spiel sind, die diese Reise alles andere als leicht machen.

Sie ahnen nicht, in was sie sich da wirklich hinausbegeben. Zu viert sind sie unterwegs. Neben John und Kyle noch andere Mitstreiter. Sie werden von einer Gruppe gefangen genommen, die sich als Elite sieht und die mit harter Hand über ihr Gebiet herrschen will. Dennoch gelingt es ihnen, dem neuen Tyrannen zu entkommen. Sie greifen sich einen seiner Helis und düsen ab. Doch leider müssen sie runter, die Waffen der Gegner haben ihr Luftgeährt beschädigt und sie landen in einem See. Sie müssen raus, bevor sie ersaufen. Doch dort am Boden des Sees spazieren Zis herum - und die sind jetzt nicht nur neugierig geworden, sie sehen dort Nahrung im Inneren zappeln. Mit einer List gelingt es, dass zumindest drei von ihnen aus dieser Wasserfalle abhauen können. Jetzt müssen sie sich zu Fuß durchschlagen und das erweist sich auch nicht gerade als einfach. Eine richtig große Meute von Zombies kommt auf die Menschen zu, die auch noch von den Killern verfolgt werden. In einem riesigen Waldgebiet, ein Park - nur ohne Ranger -, werden sie gestellt. Doch bevor es ihnen an den Kragen gehen kann, kommen ihnen die Zis unfreiwillig zuhilfe und dezimieren den anderen Feind. Bevor die Zis sich auf die kleine Gruppe konzentrieren kann, heiß es nix wie ab. Sie flüchten auf einen Bergrücken, auf dem ein zerschelltes Passagierflugzeug mit teilweise noch angeschnallten Fluggästen liegt, die jetzt untot in ihren Gurten zappeln. Sie finden dort sogar noch etwas zum Knabbern, alte und fade Erdnüsse. Von dort geht es weiter in die Richtung abseits der Feinde, Richtung Avalon. Dort angekommen, muss man sich sofort auf die Konfrontation mit ihrem Feind, dem Tyrannen und den Zi-Horden vorbereiten.

"When the hammer falls". Der Autor schickt seinen Protagonisten also auf eine weitere gefährliche Mission im Zi-Land. Was ihn dort erwartet, ist unaussprechlich. Dass der Mensch in so einer Situation die schlimmste aller Bestien ist, gehört zum schieren Ablauf einer solchen Geschichte, bringen Notsituationen schließlich nicht immer das Beste im Menschen hervor. Und daher lässt S. Jonathan Davis seinem Helden auch die Zeit, darüber nachzusinnen, dass es früher so anders gar nicht wahr. Die meisten Chefs waren Psychopathen auf Ego-Trips, die über Leichen gingen, wenn sie Erfolg witterten. Und ging etwas schief, nannte man das Verantwortung übernehmen und entließ die Leute, für die man eigentlich verantwortlich sein sollte. Es war nicht so blutrünstig, aber ebenso skrupellos. Es wurde gelogen, die Schwächeren in die Ecke gedrängt und wer anders als die Masse war wurde ausgegrenzt, bloßgestellt und manchmal auch verfolgt. Aber sobald dann richtig Zug in die Geschichte kommt, man die Bilder von der Donnerkuppel und anderen Szenen um den verrückten Max vor Augen gezaubert bekommt, dann ist man mittendrin in einem Krieg, der mit verbissener Härte geführt wird. Hubschrauber, Zombiebomben, schwere Waffen und Körper zerfetzende Munition, Stripes ohne Stars, Verräter in den eigenen Reihen und Massenszenen mit hungrigen Zi-Mäulern vor der Befestigung. Ging es nach einer Einleitung im Buch vorerst noch einigermaßen ruhig zu und das Tempo war eher Schleichgang, wurde es bald besser, viel besser. Spannend, rasant und atemberaubend. Ein fetziger Actionparcour, der gerade im langen Showdown keine Wünsche offen und kein Auge trocken lässt. John schwingt seinen Hammer und lässt Schädel knacken, andere werfen Bomben, nutzen Speere und der Munitionsverbrauch ist verdammt hoch, es gibt sogar die eine oder andere Überraschung in der Handlung. Kurz eingeworfene Gedanken zu dem,was wir heute Zivilisation nennen, können das Thema der Verrohung der Gesellschaft in all dem Rabetz nur streifen. Kleine Denkansätze in einem Buch, das man ohne zu lügen fast and furious nennen kann. Zombielektüre, die zwar keine weltbewegenden Neuerungen bringt, aber das Genre sehr gut als Vertreter der besseren Sorte vertritt. Die Anschaffung hab ich jedenfalls nicht bereut, auch wenn der Humor hier nur hin und wieder aufblitzt.Unverkennbar ein Luzifer-Produkt.

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