Sonntag, 16. August 2015

Buchreview "Seelenhandel" K. P. Burke

Kealan Patrick Burke. Willkommen in Eddies Taverne, dem einzigen funktionieren Wasserloch in der Nähe einer toten Stadt - wo heute Abend zum ersten Mal seit 3 Jahren nichts nach Plan laufen wird.

 Und dies sind die Menschen, die Sie heute Abend hier antreffen können: Tom, der Milestone Geister-Cop, der im Schatten des Todes wandelt. Gracie, die Bardame, eine Möchtegern-Schauspielerin, dazu verdammt, ihre Lebenszeit im Fegefeuer der Bar ihres Vaters zu verbringen. Flo, eine stadtbekannte Straßenschwalbe, die ihren Mann ermordet haben könnte - oder aber auch nicht. Wen interessiert das schon? Cobb, ein Nudist, der seit langer Zeit auf eine Entschuldigung der Gemeinde wartet, die ihn aber viel lieber loswerden würde. Wintry, ein stummer Riese, dessen seltsame Geschichte man nur zwischen den Schlagzeilen der Zeitungen finden kann. Kyle, der Junge, der ständig eine geladene Waffe unterm Tisch bereit hält. Und Cadaver, der wie eine Leiche aussieht, aber immer gut riecht, und seine Zeit mit dem Stapeln und Zählen von Pennys totschlägt. Und dann gibt es da noch Reverend Hill, der täglich eine Stunde vor Mitternacht erscheint, so pünktlich wie ein Uhrwerk, um ihnen zu sagen, wer sterben wird und wer wieder gehen darf. Irgendwie scheitn hier alles zu sein wie immer - doch dann stolpert Brody in die Taverne, an seiner Seite eine schwer verwundete Begleiterin. Das löst Ereignisse aus, die keiner erwartet hatte. Die Waffe unterm Tisch kommt zum Einsatz und auch der Reverend kann mehr als nur den üblichen Sermon von sich geben. Zu Blei, Feuer und Rauch kommen noch ganz andere Dinge hinzu, die dafür sorgen, dass der eine oder andere Protagonist nicht mehr unter den Lebenden weilt, wenn die Zeit gekommen ist. 

Kealan Patrick Burke wusste mich mit Timmy Quinn zu begeistern und darauf hin hab ich mir damals gleich auch "Kin" von Voodoo-Press (Solange wegen des Poststreiks drauf gewartet und jetzt immer noch nicht gelesen - sorry, VP MP) und auch "Seelenhandel" geordert habe. Zu "Kin" kann ich mich ja nun nicht äußern, aber zu dieser Veröffentlichung des Luzifer-Verlages kann ich auch nichts aus der negativen Schublade hier einfügen. Er ist anders als er "Schildkrötenjunge", geht in eine zumindest größtenteils andere Richtung. Was "Seelenhandel" nicht hat, ist überbordende Action und exzessive Brutalität. Dafür bekommt der Leser eine gruselige Story um Schuld, Sühne und mögliche Vergebung geboten. Keiner der Handelnden hat irgendwie ein reines Gewissen, alle haben ihre Leiche im Keller oder sind auf dem besten Weg, eine dahin zu befördern. Ausreden und Rechtfertigungen haben sie aber gemeinsam. Da ist ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Doch auch der Autor hat eine originelle Idee für einen Mystery-Thriller zu Papier (in den PC - verdammt, ich vermisse den Begriff zum Diktat gebracht) gebracht, der den Leser lange im Dunkeln lässt mit den Beweggründen der Handelnden oder der Vorkommnisse insgesamt. Erst nach und nach schlüsselt sich das eine oder andere kleine oder große Geheimnis auf. Möglicherweise kann man auch bisweilen bestimmte Ideen als abstrus oder vogelwild bezeichnen - aber warum eigentlich immer vogelwild, wenn es hirschwild doch auch tun würde. Naja, egal. Sprache, Stil gibt keinen Grund zu meckern. Gruslig ist das Buch allemal, für den Leichenbeschauer gibt es genügend Arbeit und für den Leser einiges zu verkraften - ich sag nur Epilog und Sängerbarde. Yeah, Baby. Keine überbordende Gewaltorgie, eher ein fieses Mystery-Spiel, das vom Ambiente her ebensogut in einer alten, dem endgültigen Verfall nahen Westernstadt spielen könnte, statt in einer, die gegenwartsnäher ist. Manche Ideen sind schon etwas - naja - gewagt, sorgten bei mir demzufolge vielleicht unfreiwillig für Schmunzler, doch hat dies der Sache keinen Abbruch getan, dass mir das Buch gefiel. Keine Höchstwertung, aber er ist ja auch kein Werk von Sigler oder meinen geschätzten Reilly, Kay, Coes, Ryan, Hunter, Jordan, Wood usw. Eine gute Empfehlung egen die tägliche Langeweile am Arbeitsplatz der betagten Führungsriege ist er immer. Später könnt ihr dann als Arbeitsessen getarnte Meetings mit anderen nutzlosen Essern, äh CEO der Tochterfirmen oder gar Mitbewerber einberufen und über dieses feine Buch diskutieren und es immer weiterempfehlen. Der Verlag wird es euch sicher danken und demnächst einen Ratgeber veröffentlichen, der da heißt: Wie schröpfe ich Staat und Arbeitgeber mit Quittungen für nicht erbrachte Leistung wirklich? Muss natürlich noch geschrieben werden, aber Politiker im Ruhestand oder auch solche, die sich nur geringe siebenstellige Monatsbeträge hinzuverdienen dürfen, werden sich irgendwann ihre Erfahrungen zusammenstellen und auf den Markt werfen. 

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