Donnerstag, 5. November 2015

Buchreview "The Great Zoo Of China"

Matthew Reilly hat bei mir natürlich einen großen Stein im Brett. Als ich damals durch Zufall Ice Station in die Finger bekam, änderte sich mein Leben. Nein, natürlich nicht. Aber Shane Schofield wurde für mich nicht nur ein Nickname für alle Foren, sondern Teil 2 sorgte dann in Kombination, für den Namen dieses Blogs. Außerdem wurde ich nicht müde  Ice Station jedem anzupreisen der Bücher las. Denn damals kannte keiner Reilly oder Ice Station. Erst einige Jahre später konnte sich Reilly auch in Deutschland einen Namen machen. Doch ich muss auch zugeben, dass sich in den letzten Jahren auch Ermüdungserscheinungen einstellten. Gerade die letzten beiden Jake West Jr. Romane, aber auch das letzte Schofield Abenteuer konnten mich nicht mehr so packen. Gerade der Tenor, das alles immer größer und Übertriebener wurde, gefiel mir gar nicht mehr. Ein Problem was auch die Action-Blockbuster aus Hollywood haben. Immer größer, immer weiter. Bodenständige Action, wie aus den 80igern ist Fehlanzeige. Das hat auch Reilly selbst gemerkt und änderte das Thema seiner letzten beiden Bücher. The Tournament interessierte mich nicht besonders und so habe ich dieses auch bisher ausgelassen. Deswegen wird hier jetzt sein letztes Buch besprochen: THE GREAT ZOO OF CHINA.
Wie momentan üblich, ist diesmal eine Frau die Hauptperson und unverwüstliche Heldin des Abenteuers. Gefällt mir das in Filmen nicht unbedingt (meist nimmt man es den Darstellerinnen einfach nicht ab, auch wenn es wenige Ausnahmen gibt), ist es in Romanen (und Comics) nicht ganz so dramatisch. Da hier die eigene Fantasie eine Rolle spielt.
CJ Cameron ist also eine Reptilien-Expertin und wird eingeladen, mit einer Handvoll anderer Personen – darunter, ihr Bruder,  zwei US Politiker Presseleuten etc. – Chinas neustes Prestigeprojekt zu inspizieren. Ein Zoo voller echter Drachen und nicht alle sind natürlich gezüchtet und friedlich…  
 
 Da fast jeder Jurassic Park gesehen hat, weiß man natürlich, dass etwas schief gehen muss. Und hier haben wir auch schon den besten Vergleich. Das Buch ist wie Jurassic Park, nur mit Drachen. Reilly weiß es, erwähnt es auch im Buch und im Interview danach. Doch es ist natürlich seine Version mit deutlich mehr Action und knackiger Härte. Doch diesmal braucht man etwas Geduld bis es losgeht. Nach einem kurzen Scharmützel zu Beginn, gehen 120 Seiten für Erklärungen und Beobachtungen drauf, bevor die Drachen angreifen. Zum Glück wird es nicht langweilig dabei, da auch weiterhin kurze Absätze für einen guten Lesefluss sorgen. Wenn es dann losgeht, dann in gewohnter Manier. Die Hetzjagd zieht sich bis zum Finale durch und da die Chinesen ihren Misserfolg natürlich vertuschen wollen, gibt es auch noch Probleme mit den Sicherheitsleuten.
 
Actionfans kommen natürlich voll auf ihre Kosten. Die Drachen schmeißen mit Fahrzeugen, Tanklastern und sonstigem Gedöns, zermalmen ohne Rücksicht auf Verluste die Menschen und tun alles dafür um aus den Park…ich meine Zoo… zu entkommen. Es explodiert alles Mögliche, Hubschrauber werden aus der Luft geholt und der Bodycount steigt und steigt. Es wird gegen sie mit Händen und Füssen gekämpft, mit Fahrzeugen und Waffen vorgegangen. Dabei muss man auch meistens den Realismus, wie gewohnt, ausklammern. Wie immer wird alles nach und nach, größer und größer.  Dabei gibt es verschiedene Rassen und auch diverse Unterschiede in den Größen der Raubtiere. Auch werden sie als sehr intelligente Wesen dargestellt. Was teilweise arg weit hergeholt wirkt. Aber es gibt auch Drachen, die nicht so bösartig sind wie andere. Hier wird es mir dann etwas zu kitschig, wenn ein Drache den Menschen hilft und sogar über einen Chip mit CJ Cameron sprechen kann. Und später wird auch noch im Avatar-Stil auf ihnen geritten. Na ja…
 
Insgesamt läuft das alles relativ nach Schema B ab. Wirkliche Überraschungen (bis auf vielleicht kleine Ausnahmen) bleiben aus. Die Heldin und ihr Bruder sind natürlich über jeden Zweifel erhaben. Sie erkennt von Anfang an die Problematik und stellt die Sachen auch zur Debatte. Das ist mir teilweise einfach zu Glatt. Doch die Helden bei Reilly waren, neben den Shane Schofield Romanen, schon immer zu perfekt.  Das stört mich hier genauso wie einige wiederholende Actionsequenzen. Zu häufig springt ein Drache aufs Autodach, krallt oder schnappt nach jemanden. Ein Problem wenn man natürlich nur diese Gegner bieten kann. Dennoch ist es ein rasanter, actionreicher Roman, der deutlich härter als Jurassic Park ausfällt und zum Glück  viel mehr übertriebene Action hat. Das ist alles sehr nett und unterhaltsam, aber mir fehlen da die Ecken und Kanten. Inzwischen muss Reilly halt immer größer werden, um scheinbar seine Fans zufriedenzustellen. Für mich könnte er gerne einen Gang zurückschalten. Trotz allem ein Roman welcher Laune bereitet und auch weiterhin unterstreicht, dass er der beste aller Actionautoren ist. Doch auch hier hatte ich das Gefühl einfach durch die Seiten zu brettern ohne viel Interesse an Figuren oder Geschichte zu entwickeln. Ich stehe aber sowieso eher auf deutlich düstere Themen.
 
Warum das Buch noch nicht in Deutschland erschienen ist, bleibt mir aber ein Rätsel. Gerade die Thematik mit den Drachen, sollte ein größeres Publikum ansprechen, als bisher. Aber mich, als Fan, packte es nicht so vollkommen. Aber wie gesagt, das war schon bei seinen letzten Romanen so und sollte niemanden davon abhalten das Buch zu lesen.

4 Kommentare:

Brice hat gesagt…

Bis der letzte Scarecrow auf deutsch erschien ist glaube ich auch über ein Jahr vergangen nach US Start. Der hatte mir eigentlich gut gefallen. Grundsätzlich finde ich ich das Reilly schon immer am Ende etwas sehr übertreibt und dem Schluss noch mal einen Schluss verpasst. Das war doch bei Ice Station auch schon so. Bei den Kinoblockbustern ist das fast schon unerträglich, ich denke wir stehen hier alle auf Action, aber z.B. beim letzten Superman hat das Finale, des Finals den ganzen Film runiniert für mich.

Von Jack West habe ich noch nichts gelesen, aber im Gegensatz zu vielen anderen hat mir auch Der Tempel sehr gut gefallen. Ich mochte das Setting und die Atmosphäre.

Anonym hat gesagt…

Aber wie gesagt, das war schon bei seinen letzten Romanen so und sollte niemanden davon abhalten das Buch zu lesen.

Das kommt mir bekannt vor. Das geht mir bei Matthew Reilly so und ging mir in den letzten Jahren auch so bei den früher von mir sehr geschätzten Clive Cussler und Dale Brown.

Allerdings denke ich, dass die Ursache nicht ausschließlich bei den Autoren liegt. Cusslers "Hebt die Titanic" habe ich Ende der 1980er als Teenager gelesen und das war mit eines der ersten Bücher aus der Action-und-Technothriller-Ecke . Seitdem unzählige Dirk Pitts, Kurt Austins, Patrick McLanahans. Später Ende der 1990er dann natürlich Scarecrow und ich weiß schon gar nicht mehr, was noch alles. Da war ich Mitte 20.

Jetzt bin ich Anfang 40 und ich muss sagen, dass Cussler und Co. mich nicht mehr so fesseln. Das ist alles so übertrieben und wirkt noch unglaubwürdiger als zuvor.

Teilweise liegt es wahrscheinlich auch an mir, weil ich einfach älter geworden bin.

Anonym hat gesagt…

Die ersten Romane waren eindeutig besser.

Anonym hat gesagt…

@ Anonamen Jungspund Anfang 40. Mir geht es auch so oder zumindest ähnlich. Reilly und Dale Brown sowie etlichen anderen von Beginn angefolgt und über die Jahre / Jahrzehnte dann festgestellt, dass die Begeisterung langsam nachlässt. Gerade Dale Brown schwächelt zuletzt sehr. Ich behaupte jetzt aber frech, dass das durchaus auch eine Form der Überstättigung von eben gerade jenem Autor und seinem Stil ist. Man zieht immer wieder Vergleiche mit seinen besten Leistungen und die kann eben niemals jemand garantieren, dass ist auch der frühere Überraschungseffekt verflogen. Oder Jon Land mit seinen McCracken und Kimberlain, danach war eigentlich Feierabend und die neue Reihe konnte nicht daran heranreichen und der Verlag hat sie bei uns ja eh nicht weitergeführt, obwohl sie besser war, als vieles von dem Mist, der heute als Action bezeichnet wird. Derzeit ist mein Favorit Martin Kay. Er hat in seinem zweiten Hannigan zwar gegen Ende auch etwas zu sehr die Sau rausgelassen und wurde eher spinnert denn nur unglaubwürdig, hat es aber selber gemerkt und die Reißleine gezogen. Im dritten Teil kracht es wieder ordentlich und bleibt im Rahmen, ABER man darf nicht vergessen, dass er auch kleinere Elemente von Mystery und SciFi einbringt. Ich hoffe, er kann das Level noch einige Zeit halten. Aber irgendwann wird es bei mir abgenutzt sein und ich schaue wieder nach neuen Autoren. Ich bin froh, dass der Festa-Verlag und der Luzifer-Verlag ihre Verlagsarme nach der Actionkost ausgestreckt haben, neue Autoren bringen und den etablierten Verlagen zeigen, wie man Action an den Leser bringt.

Und jetzt mal sehen, ob ich den Reilly woanders als bei Ullstein unterbringen kann, die wollen ihn ja anscheinend nicht.

Gruß
Harry