Freitag, 22. Januar 2016

Buchreview "Unter einem Friedhofshimmel" J. Ringo

John Ringo. Es gibt tatsächlich Zombies. Und der Mensch hat sie geschaffen. Als sich eine durch die Luft übertragene Zombie-Seuche ausbreitet, bricht das Chaos aus. Mit der Hilfe von einigen Marinesoldaten suchen Steven und Stacey mit ihren Töchtern Sophia und Faith Rettung auf dem Atlantik. Sie glauben in den endlosen Weiten der See sicher zu sein vor der Anarchie der infizierten Menschen. Doch sie segeln unter einem Friedhofshimmel dahin, durch eine Welt voller Blut und Schrecken, auf einem Meer aus den Tränen der Überlebenden.

Steve Smith ist Lehrer und steht gerade vor seiner Klasse, um den Kids etwas beizubringen, als er eine verschlüsselte Nachricht von seinem Bruder Tom erhält. Irgendeine Katastrophe ist ausgebrochen und es ist an der Zeit, die Familie in Sicherheit zu bringen. Also schmeißt er den Unterricht, meldet sich beim Rektor mit einer frechen Lüge ab und fährt zu den jeweiligen Schulen seiner Töchter Sophia (15) und Faith (13), um diese ebenfalls von staatlicher Bildung zu erlösen und danach Mutter Stacey ebenfalls abzuholen. Gemeinsam planen sie ihre Flucht vor dem Ungewissen. Weitere Informationen von Tom belegen, dass es sich um eine Krankheit ähnlich einer Zombieseuche handeln muss. Truck geschnappt, Waffen und Lebensmittel sowie weitere nicht unwichtige Dinge des täglichen Bedarfs aufgeladen und ab zu einem Liegeplatz. Dort wird mithilfe einer Finanzspritze von Tom ein Boot erworben, das die Familie zumindest erst einmal auf dem Wasser des Flusses in Sicherheit bringen soll. Doch bevor der Ladevorgang starten kann, kommt ein Polizist und stellt unangenehme Fragen. Als sich die Situation nicht sofort mit netten Worten lösen lässt, kommt den Smiths der (unglückliche) Zufall zuhilfe, dass es in der Stadt erste Attacken gibt. Der Cop, Young, fährt zum Einsatz und erhält vorher von Steve noch eine für Young seltsam anmutende Warnung mit auf den Weg. Danach setzt sich die Familie mit ihrem Boot ab. Indes arbeitet Tom in New York für eine große Privatbank als Sicherheitsbeauftragter und ist auch dafür zuständig, dass angeheuerte Wissenschaftler in Laboren nach einem Impfstoff für diese Seuche suchen zu lassen. Bald fällt ihm ein, dass in seiner Familie ja einige Leute sind, die sich in unterschiedlichen Bereichen als echte Koryphäen erwiesen haben. Er meldet sich an, berichtet von den Problemen und nimmt Faith mit, damit diese ihn und seine Leute unterstützt. Doch kaum ist diese vor Ort, wird sie auch schon von einem dieser sogenannten Zombies angegriffen. Sie kann ihn abwehren, soll daraufhin aber an einem ruhigeren Ort Dienst tun. Funktioniert eher wenig, denn schon bald ist sie in weitere Kämpfe verwickelt. Als die ganze Chose eskaliert, die Polizei der Lage nicht mehr Herr wird und auch der Cop Young seinen Partner an diese neue Brut verliert, verschwindet die Familie Smith mit dem Boot aus New York, wobei sich Tom für einen anderen Weg über Land entscheidet. Viele Wochen später auf offener See. Auf immer mehr Booten, Yachten, Kreuzfahrtschiffen, Tankern oder Containerschiffen befinden sich mittlerweile mehr Tote als Lebende. Und die Lebenden müssen sich verstecken. Familie Smith konnte sich bisher gut behaupten mit ihrem Waffenarsenal und sind nun dabei, treibende und steuerungslose Boote zu entern, von Zombies zu befreien und die Vorräte zu plündern. Hin und wieder gabeln sie auch Überlebende auf. Und so ergibt es sich fast zwangsläufig, dass sie gekaperte Schiffe bemannen und gemeinsam weiter nach Vorräten und Überlebenden suchen. Und es müssen neue Regeln aufgestellt werden, die das Zusammenleben und möglicherweise auch die Gründung einer neuen Zivilisation erleichtern sollen.

Bevor es nun an meine Äußerungen zum Buch selbst geht, noch zwei Danksagungen. Da wäre zuerst Amazon, die ja seit längerer Zeit schon unter der Problematik leiden, dass bei ihnen die Seitenangaben, Termine, Sprachoptionen, Spieldauer usw. unter einer recht umfangreichen Fehlerquote leiden und somit hin und wieder dem Kunden (der ja fürs Produkt zahlen soll) möglicherweise falsche Argumente für eine Kauf liefern könnten, was denn beweist, dass ich nicht der einzige Torfkopp bin, der nicht so wirklich Ahnung von der Materie hat. Ebenso dankbar bin ich einem Rezensenten namens Flieger77, der mir gezeigt hat, dass man inklusvie gewisser Problematiken, die ein Herr Zeltinger schon Anfang der 80-er Jahre offenlegte, als er wie Flieger77 das "Wir" in den Mittelpunkt setzte, schon nach rund 37% eines Buches mit knapp über 500 Seiten äußerst effektiv und akkurat das Gesamtwerk im Gegensatz zu all den anderen unbedarften Kunden  fast schon bravourös einschätzen kann, ohne dabei auch nur einen Wunsch offen zu lassen was die vielen Mängel von Anfang bis Ende angeht. Dafür ganz klar DAUMEN HOCH!!
Ich muss mich jetzt aber auch dazu äußern, dass mich die Familie Smith schwer beeindruckt hat. Leider nicht wirklich positiv. Ihre beiden vorlauten Superblagen nerven entsetzlich - besonders Faith tut sich da hervor. Und zusammen ergeben sie meines Erachtens einen typischen Redneck-Clan mit Hang zur Waffengewalt im gemeinsamen Spiel mit ihrem schieren und fast schon fanatischen Glauben an die vielen Weltuntergangsszenarien. Also meine Begeisterung für die Figuren, denen John Ringo einige Zeit widmet, hielt sich im begrenzten Rahmen. Etwas Besserung steuerte der Ratschlag eines "Lesers-In-Crime" (Bodde82 - die Zahl hat nichts mit seinem Alter zu tun, so jung ist er nämlich nicht mehr) bei. "Nimm die Sache nicht zu ernst!!!" Gelesen, getan. Okay, ging jetzt also etwas besser. Als die Story dann aber in die City verlegt wurde, hielt man sich recht lange mit den wissenschaftlichen und militärischen Erläuterungen auf, die trotz hin und wieder eingestreuten Szenenwechseln und auch temporeicheren Vorgängen wie einzelne Attracken und die sich nur nach und nach in der Stadt und auch überall sonst in den USA und der Welt (die wie in einem amerikanischen Roman gewohnt nur als News-Meldungen existiert) ausbreitet und erforscht werden muss, leider etwas lesehemmend wirkt. Danach aber geht es zur Sache und auch die ersten Andeutungen auf das Große Ganze, das wohl vom autor geplant ist, beginnen sich zu entwickeln. Familie Smith säubert den Ozean von Feinden, schart eine Gruppe um sich, beginnt Hierarchien aufzubauen, Freigeister und Unwillige aus der Gemeinschaft zu verbannen und sich mit ihren Taten das Wohlwollen einer "Regierung", von der sie gar nichts wusste, zu sichern. Ja, die Rollen sind klar verteilt - hier die Smiths und ihr Gefolge als aufrechte Kämpfer für das wahre Amerika und die Welkt, wie sie nach deren Vorstellungen sein soll und dort alle anderen. Hin und wieder blitzt mal etwas Kritik an Konzernen, Religionen oder Regierungen (Bush) auf, wird aber gerade durch diese Allmacht einer bis an die Zähne bewaffneten und in Eigenregie Wissenschaftler an Impfstoffen experimentieren lässt, die eigentlich für die gesamte Menschheit unter Aufsicht einer übergeordneten Institution internationaler Gemeinschaften arbeiten sollten und hier nur bestenfalls mit dem CDC konferieren, gleich wieder zunichte gemacht. Im Prinzip ist "Unter einem Friedhofshimmel" in vielen Teilen einer dieser America First-Romane, die ich ja durchaus mag, außer es wir zu übertrieben. Leider geschieht dies in der Person der 13-jährigen Faith. Profikillerin mit Spaß an Waffengebrauch und am Töten. Statt als Psycho-Kid als Heldin skizziert und leider inklusive ihrer Dialoge exzessiv nervig für meine Lesegewohnheiten. Ehrlich gesagt, fiel es mir insgesamt sehr schwer außer dem Polizisten Young (dessen Schicksal recht offen bleibt und wohl erst in den drei Folgebänden weiter behandelt wird) zu einer der handelnden Personen eine wirkliche Sympathiebeziehung aufzubauen. Gerade das manchmal überhebliche und gar verdammt leichtsinnige Vorgehen der Smiths ist ärgerlich und die Sache mit den "Shewolf", "Seawolf" usw. nicht einmal annähernd amüsant. Ich hab ich jetzt aber zuviel an den negativen Eigenschaften der Figuren und der sehr rechtsorientierten (Hey, vielleicht heißt es deshalb Rechtsstaat?) Einstellung festgebissen. Es gibt durchaus einige positive Dinge zu verzeichnen. Sobald richtig Fahrt in die Story kommt, passt auch die Action. Nimmt man das gesamte Konstrukt nicht zu bierernst, kann man es schon genießen und sich auf das nächste Buch freuen. Es bleiben ja auch noch etliche Handlungsfäden offen. Dass diese Infizierten hier eher nur aus Mangel an einem besseren Begriff als Zombies bezeichnet werden und einen völlig anderen Krankheitsverlauf haben, ist auch mal eine Erwähnung wert. Das Buch IST schon unterhaltend, man muss nur hier und da mal etwas Abstriche machen. Aus meiner subjektiven Sicht mal kein Highlight aus dem Festa-Verlag, ABER wie ich schon öfter bei allen möglichen Gelegenheiten anmerkte, wird man eben immer an der bisher gezeigten Bestleistung gemessen und da kann "Unter einem Friedhofshimmel" nicht ganz mithalten. Andererseits ist das verglichen mit einer Vielzahl von Krückenveröffentlichungen aus den Publikumsveräpplern schon wieder Gemeckere auf hohem Niveau. Für Festa würde ich den ersten Teil von den vieren mal als Mittelfeld beurteilen. Kommen ja noch genug, dann sehen wir weiter.

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