Samstag, 23. April 2016

Buchreview "Auf die Toten" W.J. White

Wrath James White. Die Polizei in San Francisco findet in einem Müllcontainer die Leiche der Martial-Arts-Legende Hollister McCoy. Der Tote ist stark verfallen und von einem unbekannten lila Pilz überwuchert. Das Genick ist gebrochen, der Körper von Prellungen übersät, und ihm wurde in die Schläfe geschossen. Diese Wunden wurden dem Kampfsportler postmortal zugefügt – doch offenbar war McCoys Gehirn noch aktiv, als sein Körper längst begonnen hatte, sich zu zersetzen.
Die Spur führt nach Uganda. Dort wurde eine gewaltige Armee von Toten zum Leben erweckt – Zehntausende unersättliche hungrige Leichen, mit denen Revolutionäre das Land übernehmen wollen. 


In Uganda findet wieder einer dieser unerträglichen Kriege statt, wie sie in Afrika derart häufig vorkommen, dass man sie kaum noch beachtet. Ein machtgieriger General lässt von seinen Soldaten ein Dorf komplett auslöschen. Im sogenannten zivilisierten Teil der Welt macht man sich schon länger Sorgen, ob es in Uganda nicht auch zum Einsatz von biologischen Waffen kommt, die selbstverständlich auch die Existenz der von den USA kontrollierten äh angeführten westlichen Nationen bedrohen würde. Also hat man eine Spezialtruppe zur Beobachtung in die heiße Zone geschickt. Sie kommen in dem Dorf an und werden bald von toten Kühen (Tiere, keine Frauen), Pferden, Ziegen und Schweinen angegriffen. Und obwohl die Fetzen nur so fliegen, läuft das irre, von einem lila Pilz bedeckte Viehzeug einfach geifernd weiter. Erst Kopfschüsse beenden den Angriff. Noch immer beeindruckt von dem rätselhaften Fleischmatsch, der vor ihnen liegt, haben die Soldaten und der sie begleitende CIA-Mann nicht gemerkt, dass sie von den Bewohnern des Dorfes umzingelt wurden - den toten Bewohnern des Dorfes. Wieder steigt der Munitionsverbrauch an, doch anscheinend kommen aus umliegenden Dörfern - von dem Radau angelockt - immer mehr lebende Tote hinzu. Die Soldaten haben erste Opfer zu beklagen. In San Francisco wird währenddessen in einem Container die zerfledderte Leiche eines früheren Kampfsport-Champions gefunden, die mit einem lila Zeug bedeckt ist. Keiner weiß, was das zu bedeuten hat, aber zumindest hat man eine Vermutung, woher die Leiche kommt. Schon länger gehen Gerüchte um, dass es Untergrund-Kämpfe zwischen Menschen und irgendwelchen Monstern geben soll, denen man bisher aber nicht auf die Spur kommen konnte. Einer dieser menschlichen Kämpfer ist Tyler Pope, der früher eine gute Karriere als Fighter hatte, aber nach einiger Zeit abgestürzt ist. Nun kämpft er für den großen Macker Bill Vlad gegen die lebenden Toten. Er war der Gegner des im Container gefundenen Leichnams, bei dessen Untersuchung des Gerichtsmediziners schier unglaubliche Ergebnisse zutage kommen. Der Polizist Elgin Washington beginnt zu ermitteln und taucht auch bald bei Tyler auf. In Afrika hatte in der Zwischenzeit Vlad dem ungandischen General einen Besuch abgestattet, ihm Unterstützung in seinem Kampf zugesagt und massenweise von dem lila Pilzbewuchs mitgenommen. Der General lässt daraufhin seine Truppen eine große Stadt überrennen, um die Toten dann seiner Armee einzuverleiben. Das führt dann endgültig dazu, dass die westlichen Truppen eingreifen, die auch über Informationen verfügen, die sie von den dem früheren Massaker entkommenen Soldaten und dem CIA-Typ erhielten. Der wiederum ermittelt im Regierungsauftrag mittlerweile auch gegen Vlad und sichert sich die Kooperation von Washington. Gemeinsam wollen sie das Gemetzel beenden, für das gutbetuchtes Publikum immense Geldbeträge für Wetten und Blut investiert.

Afrika, Land der Unruhen. Von hier aus lässt Wrath James White seine Zombie-Mär starten. Eine Geschichte, die auch bekannte Namen oder zumindest Anspielungen zurückgreift. Sei es nun der Kampforganisator Vlad (Rumäne?) oder eben der Zombie-Papst schlechthin - George A. Romero. Und als Kampfsportler darf White eine Erwähnung von Bruce Lee und - wenn auch nicht namentlich genannt - Jim Kelly nicht fehlen. Die Action beginnt direkt ohne Einleitung und ist den auch skrupellos und blutig, gerade beim Kampf der Beobachter gegen Viehzeug und später die Untoten (Soll man sie Pilzköpfe nennen?) fliegen richtig die Fetzen. Danach wird es etwas ruhiger, mehr Elemente des bekannten Kriminalromans kommen zum Tragen plus die Entdeckung der mysteriösen Krankheit, die zwar den Körper verwesen lässt, aber das Hirn noch nicht abtötet (Scheiße, warum ist es bei mir gerade umgekehrt?). Es werden Drohungen ausgesprochen, es wird erpresst und es wird ermittelt. Zur Sache geht es zwischendurch noch einmal in Uganda und ich muss sagen, dass mir gerade dieser Teil viel zu kurz kam. Ebenso die Sache mit dem CIA-Mann. Will der wirklich den Fall aufklären oder will die Regierung nur mal wieder ne neue Waffe basteln? Der Protagonist Pope ist ein geschlagener Mann, der vom Leben nicht mehr viel erwartet. Er hat sich einiges selbst verdorben und erweckt den Eindruck, sich dafür auch selbst noch bestrafen zu wollen. Ihn widern seine Kämpfe zwar an, aber so wirklich aufhören will er erst, als er Melissa kennenlernt. Jetzt hat er neben der Liebe auch noch ein moralisches Dilemma am Hals. Und seinen Boss Vlad, der auf seinen Kämpfer nicht verzichten will - und die Einnahmen, die er ihm beschert. Die Frau ist als Charakter zwar okay, erscheint mir aber nur als Mittel zum Zweck, um etwas Anspannung ins Geschehen zu bringen. Und der Polizist? Wird zwar vorgestellt und hat auch sein Päckchen zu tragen, macht aber nicht viel her. Übrigens hat Wrath James White diesmal nicht die sozialkritische Keule ausgepackt. Er moniert zwar die Essgewohnheiten der Leute hinsichtlich einer gesunden Ernährung, ihrer Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit gegenüber wirklich wichtigen Themen und die Sensations- und Blutgier der gutsituierten Menschen, die für Nervenkitzel im illegalen Rahmen viel von ihrem (ehrlich?) verdienten Geld hinblättern. Das alles geschieht aber ebenso unterschwellig wie die Andeutungen mit dem CIA-Mann bezüglich der Nutzung dieses fremdartigen Pilzes. Und auch sonst bleibt viel unbeantwortet, Fragen bleiben offen. Aus dem vorhandenen Ideenmaterial hätte man durchaus einen umfangreicheren Roman mit Verschwörung und viel Action im Käfig oder auf dem Schlachtfeld hinzaubern können. Und extrem? Vielleicht bin ich durch die vielen Festas schon so abgebrüht, aber so richtig extrem war "Auf die Toten" nicht unbedingt, selbst wenn man mit eigener Phantasie einige Szenen weitergesponnen hat. Gesichter abfressen und Organe rausreißen, das trauen sich mittlerweile sogar die Zimperliesen der Großverlage zu bringen - vermutlich aber auch an die Lesegewohnheiten ihrer Stammleser angepasst. Wer weiß? So bleibt ein recht ordentliches Buch, das sich locker lesen lässt, niemanden verärgern dürfte, das aber auch ein bisschen von den anderen Leistungen des Autors entfernt ist. Als Einzelbuch ziemlich gut, im Vergleich mit seinen anderen Werken bleibt das ziemlich weg. Aber es würde sich gut als Vorlage (Nicht DAS, ihr Ferkel. Da müsst ihr zu Edward Lee und John Aysa greifen.) für einen gepflegten B-Film eignen. Und als Kampfsportler mit dem Autor himself. Wer also mal nicht ganz so explizite Gewalt- und Blutorgien, aber vernünftige Action mit einem ungewohnten Auftritt von Zombies lesen möchte, kann hier durchaus investieren.

2 Kommentare:

Succubus hat gesagt…

In letzter Zeit waren wieder etliche Tipps für mich dabei. Dafür danke ich dir und deinen unermüdlichen Eifer.

Anonym hat gesagt…

Danke. Wenn es um meine Filme und Bücher geht, bin ich halt ein echter Eiferer, haha. Hier liegt noch mehr als genug Action-, Thriller- und Horrorzeugs rum, das gelesen werden will und die Listen gerade bei Festa, Luzifer und Voodoo-Press sind voll mit Neuheiten.

Aber ich hab auch noch einige Reihen angesammelt, die ich mal angehen muss. Das sind dann nur Thriller oder Action.

Hauptsache, es findet sich hin und wieder was Interessantes für dich dabei.

Gruß
Harry