Samstag, 9. April 2016

Buchreview "Swans Song - Nach dem Ende der Welt + Das scharlachrote Auge" R. McCammon

Robert McCammon. In diesem Endzeit-Thriller beschreibt der Bestsellerautor die Welt nach der atomaren Apokalypse. Die menschliche Zivilisation bricht zusammen und die wenigen Überlebenden werden in eine vorindustrielle Welt katapultiert, in der sie zu hungrigen Bestien mutieren. Der nukleare Winter senkt sich wie ein Leichentuch über die verkohlte Erde. Durch dieses verstrahlte Land wandert Swan - das neunjährige Mädchen spürt, dass etwas Übernatürliches am Werk ist: das personifizierte Böse, das die Menschheit endgültig vernichten will. Swan erlebt die ultimative Entscheidungsschlacht zwischen Gut und Böse. Er ist der Mann mit dem scharlachroten Auge, der Mann der vielen Masken. Er vereint die Kraft der menschlichen Gier und des Wahnsinns. Er durchstreift das nuklear verstrahlte Land auf der Suche nach einem Kind, ein Mädchen mit den Namen Swan. Das Kind muss vernichtet werden, denn es besitzt die Gabe. Swan kann dem toten Boden wieder Leben geben und den Menschen somit Rettung bringen.

Die Welt vor einem Atomkrieg. Die Krise schaukelt sich hoch, bis irgendeiner den Abzug drückt. Und aus ist es mit dem schnöden Dasein. Amerika erlebt den Untergang, dem nur wenige Menschen entrinnen können. Da ist Sister Creep, eine Obdachlose, die in den U-Bahnschächten der selbsternannten Hauptstadt der Welt Zuflucht findet. Dann ist da dieser seltsame Kerl, der sich in einem Kino die Splatterfilme am Stück einpfeift und dabei jede Szene mit einem herzlichen und lauten Lachen begleitert, dass es das Kinopersonal nur so schaudert. Er übersteht das Inferno, das Personal nicht. Irgendwo im Westen ist der C-Klassen-Wrestler Josh Hutchins unterwegs, als er an einer Tankstelle einen Stopp einlegt, um sich neu auszurüsten und zu tanken. Dort trifft er auf das Mädchen Swan und ihre Mutter. Erst spüren sie das Zittern des Bodens, das sie für ein Erdbeben halten, dann sehen sie die Raketen aufsteigen und flüchten mit dem Tankstellenbesitzer in einen Schutzbunker. Dann ist das der Offizier Macklin, der zusammen mit einigen Zivilisten in einer Art Unterschlupf tief unter der Erde für Armeeangehörige den Atomschlag übersteht. An seiner Seite ein Vierzehnjähriger namens Roland, der ein Computerspiel-Freak ist, sich aber zu einem äußerst wertvollen Helfer mausert. All diese Personen werden auf ihrer Reise durch das verwüstete Land zuusammengeführt, ihrem Schicksal entgegen. Sister Creep hat einen geheimnisvollen Ring gefunden, der ihr über Visionen den Weg nach Westen weist. Immer nahe hinter ihr ist der Mann mit dem scharlachroten Auge, der ebenfalls in den Besitz des Ringes gelangen will. Und der auf der Suche nach Swan ist, dem Mädchen, das Wunder vollbringen kann und die Hoffnung der Menschheit ist.

Kurz gesagt, ist es einfach uralte Geschichte des Kampfes zwischen Gut und Böse, verpackt in ein Endzeitszenario, das die damalige Angst vor einer nuklearen Auseinandersetzung der Großmächte als Ausgangspunkt hat. Und im Prinzip ist es wohl nur der zappelige Finger eines Mannes, der die Spannung unter der Bedrohung nicht mehr ertragen konnte, die Spielchen des Gegners hatten ihn mürbe gemacht und so hat er auf den Knopf gedrückt, der alles zerstörte. Der Präsident ist unschlüssig, die Berater uneins und die Militärs auf Krieg aus. Letztere haben ihren Willen bekommen. Nach dem großen Knall lernt der Leser neben den Auswirkungen auch die Protagonisten näher kennen, die Charkatere werden ausführlich ausgearbeitet und vorgestellt. Manche - wie Roland, das Gamer-Kid mit Hang zum Psycho - sind Klischee, andere wiederum äußerst sympathisch gezeichnete Figuren, die Mitgefühl und Menschlichkeit ausstrahlen. Die Reise durch ein zerstörtes Land, das nun durch die Nachwirkungen der Bomben und den Willen bestimmter Individuen, die sich die Sachlage zunutzen machen wollen, um sich selbst in eine Herrscherposition zu bringen, wird ein Trip voller Gefahren und Wunder. Der Leser kann auch Elemente aus Stephen Kings "The Stand" oder auch Endzeitfilmen wie "Mad Max" leicht identifizieren. Seit das Original und auch die gekürzte deutsche Version 1988 von Knaur veröffentlicht wurden, ist eine Menge Zeit vergangen, in der sich weitere Autoren und noch viel mehr Filmemacher an das Thema gewagt haben, sodass der dem Genre geneigte Leser/Filmfreund nun doch schon viele der Handlungsstränge kannte. Also neu war wenig für mich. Aber die Art und Weise, der Stil von McCammon, mit denen er seinen Roman ausarbeitet und den Leser schon nach kurzer Zeit in seinen Bann - oder besser in den Bann seiner zerstörten Welt - zieht, macht noch den großen Unterschied aus, der das Buch auch aus der Masse derartiger Literatur heraushebt. Kaum irgendwelche Hänger, die den Lesefluss verlangsamen, lebendige Figuren und eine düstere Welt im Kampf um ihre Existenz. Alles hat ein Ende - sogar die Endzeit. Rund 1140 Seiten in zwei Büchern, deren Anschaffung jeden Euro wert ist (außer man will Courts-Mahler lesen).
Und für alle Freunde seiner Crime-Reihe hat Frank Festa mit Unterstützung seiner Frau Ingrid beschlossen, seine eh schon mit hochwertigen Autoren sowie außergewöhnlich gutem Erscheinungsbild hinsichtlich der Qualität von Papier und Aufmachung, einer kleinen "Preiskur" zu unterziehen. Aus 13,95 Euro wird nun 9,99 Euro. Und seine Autorenriege kann sich weiterhin sehen lassen. Coes, Hunter, Cameron, Greaney, Masterton und und und. Alle weiter dabei. Jeder, der sich also für dieses Genre begeistern kann und konnte und dem die Etablierten zu wenig davon bringen, weil sie es durch massenhafte Trilogien für die Jugend ersetzten, sollte hier aufmerken. Und wer bisher unschlüssig war, sollte mal zugreifen. Actionkracher der Superlative - und ebenfalls wunderbar: Diverse abgebrochene Serien, die den Großverlagen nicht mehr gut genug waren, weil sie lieber Dan Brown oder John Grisham in die Regale stopfen, werden fortgeführt. Vince Flynn mit seinem Mitch Rapp wird ebenso zu seinem Recht kommen wie Brad Thor mit Scot Harvath oder Stephen Hunter mit seinem Bob Lee Swagger. Gute Gründe zuzugreifen oder beim Festa-Verlag mal reinzuschauen. Und sicher hat er auch noch einige Autoren in der Hinterhand, von denen wir nicht einmal ahnen, dass sie hier aufgelegt werden sollen. Ich bin auf jeden Fall dabei.

Keine Kommentare: