Mittwoch, 20. April 2016

Buchreview "TaRock'n Roll" H. Hanf

Heinrich Hanf. TaRock'n Roll ist nicht nur eine Satire, sondern ein Muss für jeden Anhänger globaler Verschwörungstheorien, sofern ihm die Fähigkeit zur Selbstironie noch nicht völlig abhanden gekommen ist.

Hans Harlaching ist ein Wahrsager und Kartenleger, der mit seinem Kater Dinsdale in München lebt. Irgendwann entwickelt er - statt ernsthaft ein Comeback als Rockmusiker anzustreben - ein system, das das Tarot-Kartenlegen mit der computerisierten Version der Horoskope verbindet und ihm einen nie erwarteten Erfolg beschert. Das ruft sehr schnell diverse Gruppierungen auf den Plan, die ihn für ihre Zwecke einspannen wollen. Zuvorderst sind da die Illuminaten, die nicht nur außerirdischen Ursprungs sind, sondern auch mit einer künstlichen Intelligenz zusammen den Planeten für ihre ureigenen Ziele übernehmen wollen. Doch Harlaching - und sein Kater - sind eher von der unberechenbaren Sorte. Und als er dann in die Loge eingeladen wird, um dort für die Illuminaten ihr Werk zu vollbringen, sabotiert er sämtliche Anstrengungen, die sie bisher unternommen haben, um zu ihrer Heimat zurückzukehren. Laut Kater Dinsdale selbstverständlich ein Werk der GUTEN ILLUMINATEN des unauffälligen Katzenvolkes.

Sind wir ehrlich, dieses Buch wurde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unter Einfluss eines undurchdringlich dichten Nebels der Lieblingsdroge von Cheech und Chong verfasst. Wirr, sprunghaft, voller depperter Namen und spinnerter Ideen. Zusammengefasst eine durchaus lustige Sozialkritik mit Zentrum der Münchner Szene um Studenten und Rockmusiker. 80-er Jahre-Flair gepaart mit Science Fiction und wilden Rauschbildern um kosmische Verschwörungen zur Übernahme der Erde. Der eher unfreiwillige Todesfallvorhersager Harlaching ist meist viel zu bekifft, um wirklich zu bemerken, was um ihn herum vorgeht. Und von den seltsamen Begrüßungsritualen hat er erst recht keine Ahnung. Die vielen schrägen Ideen, das komplett idiotische Ensemble der Figuren und die Anspielungen auf den guten, alten Erich von Däniken machen mit den oftmals recht überraschend einsetzenden Sprüngen in der Geschichte "TaRock'n Roll" zwar zu einem sehr humorvollen, aber auch anstrengenden Lesestoff. Und man benötigt echt eine große Portion Humor, um die Lektüre unbeschadet zu überstehen. Van Helsing, Eierkrauler, Katzenilluminaten, Dauerkiffer, Außerirdische, Adolfs und Alfreds, Amon Düül und viel, sehr viel wilde Phantasie machen das Buch zu einem spaß, zu dem man zwar aufgelegt sein muss, der dann aber zündet. Naja, vielleicht zündet man sich vorher noch nen kleinen Joint an, dann kommt das Werk noch besser und irgendwie viel bunter zum Leser. Und somit auch Weisheiten wie "Was ist der Unterschied zwischen Schappi ind einem Rockbassisten? Schappi hat viel Hirn und frische Leber."

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