Nic Pizzolatto. Normalerweise erledigt Roy Cady, ein kleines Licht in der Unterwelt von
New Orleans, die dreckige Arbeit für seinen Boss. Jetzt muss er sich
seinem eigenen Tod stellen: Zuerst erfährt er von seinem Lungenkrebs,
kurz darauf entgeht er nur knapp dem Mordanschlag seines Chefs, der ihn
aus Eifersucht umlegen lassen will. Am Ende überleben das Blutbad nur
Roy und die Teenager–Prostituierte Rocky, die sich fortan an seine
Fersen heftet. Zusammengehalten von ihrer gemeinsamen Herkunft aus den
trostlosen Weiten Texas’ und der schwachen Hoffnung auf einen Ausweg
flüchten die beiden tief in den amerikanischen Süden, in die Hafenstadt
Galveston.
Roy Cady hat gerade von seinem Arzt die Diagnose Lungenkrebs erhalten und ist entsprechend geknickt. Irgendwie muss es ja aber weitergehen. Da wird er von seinem Boss zusammen mit einem weiteren von dessen Schlägern zu einem Treffpunkt geschickt, um von einem Informaten etwas abzuholen. Doch sie laufen direkt in eine Falle. Eine kurze, aber heftige Ballerei lässt am Ende nur Roy und die junge Nutte Rocky übrig. Ihnen ist beiden klar, dass sie fliehen müssen. Doch zuvor lässt sich Rocky von Roy zu einem Haus fahren. Sie geht allein hinein. Ein Schuss fällt und sie kommt mit einem kleinen Mädchen heraus, das sie als ihre Schwester vorstellt. Dann geht die Flucht weiter. Neue Papiere müssen her. In der texanischen Hafenstadt Galveston kommen sie in einem eher schäbigen Motel unter und bereiten sich auf eine Flucht Richtung Mexiko vor. Vielleicht sogar Baja. Schließlich sind Roys Ex-Boss sowie die Cops hinter ihnen her. Und dann lernt Roy auch noch den zwielichtigen und ziemlich abgehalfterten Jungspund Tray kennen, der süchtig ist und bei dem man nie weiß, ob er nun Böses im Sinn hat oder einfach nur fertig ist. Und dann kommt es, wie es kommen muss - sie werden entdeckt.
Die Skizze eines Verbrecherlebens. Hauptfigur Roy wird hier noch am ausführlichsten beschrieben, alle weiteren Mitspieler sind recht oberflächlich. Der Autor hat ja das Drehbuch für den ersten "True Detective" verfasst. Und wie ein Drehbuch ist auch sein Roman. Da wäre massenweise Platz für die Darsteller, eigene Ideen einzubringen, die Handelnden nach ihrem jeweiligen Gusto zu spielen. War ja vielleicht auch bei der Serie so. Vorgabe im kleinen Rahmen und jetzt macht mal. Sind die Darsteller gut, funktioniert auch die Serie. Ist der Schreiber nicht gut, funktioniert auch das Buch nicht. Als was wurde "Galveston" nicht schon alles bezeichnet: düster, traurig, gewalttätig, beeindruckend. Vorhersehbar und mit einem Bremsklotz von Mittelteil versehen füge ich dann halt mal hinzu. Nach dem durchaus flotten Start lässt das Tempo merklich nach. Neu ist an der Geschichte auch wenig. Gerade in den letzten Jahren wurden schon so einige Filme über einen eher groben Haudegen mit mehr oder weniger dunkler Vergangenheit und/oder schlimmen Krankheit, der Unschuldige beschützt, unter das interessierte Publikum gebracht. "Galveston" hat von allem etwas. Aber wirklich berühren konnte mich das Buch nicht, es plätscherte die meiste Zeit dahin, ließ den Antihelden sein Leben überdenken und wartet - sorry - mit einem doch recht faden Ende auf. Texas-Atmosphäre in "Galveston"? Nope. Da dann doch lieber zu Lansdale greifen. Noir? Naja. Dann eher Manchette oder Manotti. Zwei gescheiterte Existenzen, die vor ihren eigenen Abgründen fliehen, die aber auch nicht mehr zurück können. Alles scheint verkorkst. Meines Erachtens sind die vielen Lobeshymnen, die es für das Buch gibt, reichlich überzogen. Es enthält nichts wirklich Erfrischendes, schon gar nichts Neues. Wenigstens schnell konsumierbar und das bisschen Melancholie sowie ein gewisse Sprachfertigkeit reichen da nicht für höhere Weihen. Lieber den einen oder anderen Lansdale zum dritten oder vierten mal gelesen, denn das hier war nur für den einmaligen Gebrauch. Aber hey, ist ja nur eine einzelne Meinung, die ich da so ausbreite. Und die schert eh keinen.
6 Kommentare:
Oh, da muss ich ausnahmsweise aber ganz vehement widersprechen, und das auch mit gutem Gefühl, weil ich da nicht in irgendeiner Form mit drin hänge. Dieses Buch war gigantisch gut. Und der Sprache allein könnte man eine ganze Website widmen, denn nur sehr wenige aktuell gehypte Autoren verstehen es, auf der einen Seite so eine Sogwirkung zu erzeugen und auf der anderen Seite den Geist der guten alten Noir-Krimis derart aufleben zu lassen. Ganz ganz große Literatur, da hat der Spiegel ausnahmsweise mal wirklich recht.
Liebe Leser, glaubt nicht diesem verwirrten Mann hier, der sonst nur "Monstersperma" und sowas in den Himmel lobt, sondern KAUFT DIESES BUCH! ES IST SEHR GUT!
;-)
Was hab ich gesagt bzw. geschrieben? Schert eh keinen.
Ich bin doof und der Michael hat Geschmack und ist im Recht. Und kann anscheinend doch lesen, obwohl er sich sonst nur mit bunten Bilderchen wohlfühlt.
Gruß
Harry
Und jetzt auch noch über meine Behinderung lustig machen? Ich habe eine Farbsehschwäche und kann nur Grüntöne sehen und erkennen. Wenn meine Cover bunt sind und dann auch noch richtig, ist das REINE GLÜCKSSACHE!
Du solltest einfach mal die 3D-Brille aus den 80-ern abnehmen, dann geht es vielleicht besser.
Gruß
Harry
Die ist leider fest verwachsen. Genau wie der Powerglove.
Also wie gemacht für meine nächste Buchrezi, hihi.
Gruß
Harry
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