Sonntag, 26. Juni 2016

Buchreview "Kaiserkrieger 8 - Stürmische Himmel" D.van den Boom (Spoilergefahr für alle, die die Bücher noch nicht von Buch 7 an kennen)

Dirk van den Boom. Stürmische Zeiten brechen an. Die Götterboten etablieren ihre Herrschaft über Mutal, die Metropole der Maya, und setzen ihren Feldzug gegen die angrenzenden Städte fort. Angst und Widerstandsgeist werden geweckt und pflanzen einen neuen Geist der Kooperation in die Köpfe der Mayakönige, die sich nicht kampflos ergeben wollen. Doch auch innerhalb der Gruppe der Gestrandeten wird der Kurs des Kapitäns mehr und mehr hinterfragt. Als schließlich eine römische Expedition aus dem fernen Europa anlandet und ein Botschafter aus Teotihuacán sich für die Entwicklungen interessiert, droht das jahrhundertealte Machtgleichgewicht Mittelamerikas endgültig aus den Fugen zu geraten.

Im Reich der Maya schickt sich der Japaner Inugami an, nach und nach weitere Städte zu erobern und "sein" Reich zu erweitern. Er hat einen ganz klaren Plan von der Zukunft. Speziell seiner, aber auch der von Chitam oder dem Reich Yaxchilan. Doch er hat auch etwas zu seinen Kenntnissen der Kriegsführung dazugelernt, das ihm treue Untertanen schaffen könnte. Und die wird er brauchen. Denn seine Leute um Aritomo beobachten die ganze Entwicklung mit Sorge. Ihnen ist mittlerweile so ziemlich alles ausgegangen, das sie aus ihrer Zeit mitgebracht haben, lediglich einige Munitionsvorräte sind noch vorhanden. Es bleibt ihnen kleine andere Wahl, als sich anzupassen und mit ihren neuen Genossen auszukommen. Aus seiner Sicht wirklich hervorragend gelingt das dem britischen Ingenieur Robert Lengsley, der sich mit der Schwester von Chitam - Une Balam - auf eine besonders vergnügliche Art und Weise für die Verbindung zwischen den Maya und den Zeitreisenden hervortut. Aus der Welt jenseits des Meeres landet aber in Mittelamerkika auf einer vorgelagerten Insel die aus sechs Schiffen bestehende Reisegruppe der Römer an. Man macht sich schon Gedanken um eine Basis, einen Heimathafen vor Ort und versucht, mit den Einheimischen in Kontakt zu treten. Auf friedliche Ko-Existenz soll sich die künftige Lebensweise abspielen, denn man hat aus den Überlieferungen der Männer der Saarbrücken und den wenigen noch lebenden Crewmitgliedern des Schiffes gelernt. Erste Gespräche erweisen sich nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten ob der unterschiedlichen Sprachen als recht fruchtbaren Boden dafür, diesen Kurs beizubehalten. Andernorts ist Metzli, König von Teotihuacan, zwar alarmiert durch die jüngsten Erfolge des Inugami, aber er denkt  nicht daran, sich diesem Fremdling und seinen Expansionsplänen einfach zu unterwerfen. Und er hat noch etwas parat, das diesen kriegerischen Emporkömmling mit einiger Sicherheit in die Schranken weisen wird - und Metzli hat keine Bedenken, dies auch mit aller Macht einzusetzen. 

Im Zentrum des zweiten Romanes um die Zeitenwanderer aus Japan steht der Kapitän des U-Bootes - Inugami. Sein Drang nach Expansion und Gründung eines Riesenreiches unter seiner Führung entwickelt sich weiter, ist aber von dem Rassismus, der Japanern im Allgemeinen unterstellt wird, doch ein Stück entfernt. Das kann man besonders beim Kampf um Yaxchilan sehr schön herauslesen. Inugami lernt, erkennt, dass eine gewisse Menschlichkeit mehr einbringen kann, als das reine Beseitigen der Gegner aufgrund der überlegenen Waffen und Technologie. So nutzt er geschickt die vorhandenen Strukturen und den Glauben der Maya aus, um seine Position zu etablieren. Bis auf die Schlacht um Yaxchilan besteht "Stürmische Himmel" vor allen Dingen aus Ränkespielen, deren Hintergrund der Leser nicht immer sofort erkennen kann. Politische Winkelzüge beherrschen weite Teile des Buches und was aus der Zweisamkeit des Briten mit der Schwester von Chitam wird, bleibt vorerst auch abzuwarten. Klar zu erkennen ist aber auch, dass hier Gut und Böse nicht klar definiert sind und man sogar Inugami nicht einfach auf einen machtgeilen Killer reduzieren kann/darf. 

Während einige ausgewählte Charaktere besonders beleuchtet werden, bleibt dem Rest nur der Hintergrund, der Background für die Hauptfiguren und somit eine eher oberflächliche Vorstellung beim Leser. Bisher scheint das auch zu genügen, aber bei Dirk van den Boom weiß man auch nie, ob er den einen oder anderen später aus der Versenkung holen und ihm dann auch mehr Profil geben wird. 

Mit Spannung erwartet der Leser dann sicher auch, wann die nun in dieser neuen Welt angekommen römischen-preussischen Zeitreisenden auf Inugami, Aritomo und deren Truppe sowie die Maya unter deren Führung treffen. Bisher wird nur die Neugierde geschürt und insgesamt mit dem ersten Zyklus, den man nicht unbedingt gelesen haben muss, um der jetzigen Story folgen zu können, und den neuen Handlungssträngen mit gealterten Zeitreisenden aus den ersten sechs Büchern bzw.in den meisten Fällen deren Nachkommen, eine interessante Geschichte erzählt, die es ebenfalls schafft, den Leser blendend zu unterhalten und dabei auch einige Aspekte einzubinden, die einen kurzen Moment des Innehaltens, der Besinnung auf Schwächen der Gegenwart durchaus geradezu herausfordern. So gesehen hat die Lektüre auch einen gewissen sozialkritischen Aspekt zu bieten, wie man es auch aus den anderen Gesichten kennt. Also nicht allein auf Action und oberflächliches Vergnügen reduziert. Sprachlich hat Dirk van den Boom so einigen Autoren, die ich lesen durfte und oft auch wollte, schon etwas voraus und Schnappatmung garantierende, kurze und knappe Sätze, die einer Story ein höllisches Tempo verleihen sollen (Matthew Reilly sei hier als Beispiel genannt. Ein Autor, den ich sehr gerne lese, wenn mir nach überbordender Action ist.), sind sein Ding nicht. Und der Cliffhanger am Ende von "Stürmische Himmel" lässt noch eine Menge erwarten, vielleicht sogar etwas in der Art, die ein Matthew Reilly fabriziert, nur eben mit vollständigen Sätzen. Hätte ich den Folgeband nicht schon vor einiger Zeit gekauft und die Reihe erst jetzt nach dem Erscheinen von Band 10 begonnen, würde ich sicher nun auch über den Zeitraum bis zum nächsten Buch winseln. Dennoch werde ich jetzt erst einmal wieder einige andere Genres lesen, da ich nicht von den Blogverfolgern gesteinigt werden will, weil ich wieder ein Genre "bevorzuge". Wer also ein Faible für diese Romane der Alternate History hat, wird sich bis zu meiner nächsten Rezi zu dem Thema etwas gedulden müssen, kann aber ohne Gefahr zu laufen, gelangweilt zu werden, zu den Büchern aus der Feder von Dirk van den Boom greifen. Man sollte aber zumindest mit Band 7 - "Aufgehende Sonne" - beginnen. Ein Wort noch zu den Buchcovern: Neben dem nur von mir (nicht selbst) ernannten Kult-Cover Artist Michael Sch. und seinen Illustrationen gefallen mir auch jene von Timo Kümmel ziemlich gut und hin und wieder spoilert er ja sogar auf dem Cover etwas von der Story, was man ja glücklicherweise vorher nicht weiß.

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