Dienstag, 11. Oktober 2016

Buchreview "Die Löwen von Luzern" B. Thor

Brad Thor. Auf den Skipisten von Utah ereignet sich ein unglaublicher Vorfall: In einem spektakulären Coup entführen Terroristen den Präsidenten der USA und töten dabei 30 Männer des Geheimdienstes. Nur der junge Scot Harvath überlebt. Während Secret Service, FBI, CIA und der verdächtig unentschlossene Vizepräsident erklären, dass eine Vereinigung aus dem Nahen Osten hinter dem Angriff steckt, glaubt Harvath keine Sekunde daran. Also beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Die spärlichen Hinweise führen ihn in die Schweiz. Dort trifft er auf Claudia Müller von der eidgenössischen Staatsanwaltschaft. Auch sie ist den Tätern auf der Spur und berichtet von einer mysteriösen Söldnertruppe, die sich "Die Löwen von Luzern" nennt - ein tödliches Team professioneller Killer. Auf den schneebedeckten Hängen des Pilatus-Bergmassivs beginnt der Kampf gegen die Löwen. Aber lebt der Präsident überhaupt noch? Oder riskieren die beiden ihr Leben vielleicht umsonst?

Beim Skiurlaub in Utah steht der Präsident der Vereinigten Staaten unter strengem Personenschutz durch den Secret Service. Gleiches gilt für seine Tochter. An einem wenig erfreulichen Tag bezüglich der Witterung machen sie sich auf, die Berghänge mit ihren Skikünsten hinabzusteuern. Dazu wählen sie unterschiedliche Pisten, da der Präsident seine Tochter nicht einer gefährlichen Stelle der Schussfahrt aussetzen will. So ist Scot Harvath nun mit einem Teil des Teams für den Schutz der Präsidententochter zuständig, während die andere Gruppe bei ihrem Staatslenker bleibt. Abgesehen vom Wetter passt alles wunderbar, bis Harvath sieht, wie zwei der Begleiter des Präsidenten stürzen, während der Rest mit dem Schützling um eine Biegung verschwindet. Er denkt sich noch nichts dabei, bis sie plötzlich angegriffen werden. Er flüchtet mit Amanda, muss aber miterleben, dass die Gangster eine Lawine auslösen. Die Beiden können gerade noch so unter einem Felsvorsprung Schutz suchen, damit sie nicht von dem abgehenden Schnee mitgerissen werden. Allerdings sind sie nun darunter begraben und die Luft in der kleinen Blase wird nicht ewig reichen. Unterdessen versucht das Basisteam unentwegt, beide Gruppen zu erreichen, doch weder die Funkgeräte noch die Sender bei den Bewachern und den zu Schützenden funktionieren. Erst nachdem Harvath sich aus dem harschen Schnee gegraben hat, kommt ein Kontakt zustande. Er und Amanda werden geborgen und bald hat man auch die Agenten um den Präsidenten gefunden - alle tot. Ihr Schutzbefohlener ist weg. Dafür einer der Angreifer dageblieben - auch tot. Alles deutet auf einen Angriff von Terroristen aus dem Nahen Osten hin, doch Harvath bezweifelt das. Entgegen aller Warnungen der Ärzte ob seiner Verletzungen, macht er sich auf, die Spuren zu verfolgen. Sie führen in die Schweiz. Doch sicher ist er da nicht. Killerkommandos sind ihm auf den Fersen. Vorübergehend kommt er bei einer ehemaligen Bekannten unter, über die er dann auch Claudia Müller kennenlernt, die in Bern für die Staatsanwaltschaft arbeitet. Während ihrer Ermittlungen müssen sie sich gemeinsam gegen weitere Anschläge auf ihr Leben wehren. 

Brad Thor wurde ja schon von Blanvalet in drei Abenteuern hierzulande veröffentlicht, aber der Verlag oder die dahinter stehende Gruppe hat sich doch recht schnell von derartigen Themen abgewandt (Auch Vince Flynn und weitere Autoren derartiger Thriller wurden einfach gekippt) und so entstand bald eine Lücke bei Actionstoffen, die den geneigten Freunden des Genres gewaltig auf die Nüsse ging. Nun hat sich der FESTA-Verlag der Dinge angenommen und viele Leserherzen erfreut. Brad Thor ist mit "Die Löwen von Luzern" so richtig auf Tuchfühlung mit der Kunst des überragenden Thrillerautors Robert Ludlum gegangen. Hätte Brad Thor die zu Beginn eingeführten Drahtzieher anonymisiert und vielleicht mit Codenamen benannt - ebenso auch zwei oder drei spätere Figuren -, wäre das dem Spannungseffekt noch zuträglicher gewesen und hätte ihn mit dem Meister des Verschwörungsthrillers auf die gleiche Höhe gebracht. Abgesehen davon ist das Buch ein gut recherchierter Thriller mit einigen faszinierenden Actionszenen, die hauptsächlich in Europa und dort in der Schweiz stattfinden. Ein kleiner Trip nach München offenbart dann das eine oder andere Klischee über die Deutschen, aber auch die Schweizer bleiben icht völlig verschont. Aber das ist Kleinkram, der nichts an der hohen Qualität der Story und dem Stil des Autors ändert. Der Eindruck ist schlicht und einfach in höchstem Maße positiv, die Charaktere gelungen, der eine oder andere Scherz (Cliffhanger, Kriegsbeil begraben) zündet und der Protagonist wirkt sympathisch; auch darum, weil ihm nicht immer alles gelingt und er auf Hilfe angewiesen ist. Da es sich ja um eine Reihe handelt, ist es selbstverständlich, dass der Held etwas mehr Glück und Geschick hat als seine Feinde, sonst wäre der Spaß ja bald vorbei. Übrigens ist der Thrilleranteil hier sehr hoch und es ist beileibe kein reiner Actionkracher im Sinne des America First. Brad Thor ist hier eine wunderbare Mischung gelungen, die rundum zufriedenstellt. Und wenn ich bedenke, dass es schon etliche Autoren gab, die den Versuch unternahmen, sich mit den besten Werken eines Robert Ludlum zu messen und noch mehr einfach von den Verlagen zwecks Verkaufsargument einfach zu dessen legitimen Nachfolger ernannt wurden und die so ziemlich alle im Prinzip versagten, dann kann man Brad Thor nur zu seiner Geschichte gratulieren. Er ist ungemein dicht dran. Daher volle Punktzahl und eine Kaufempfehlung an alle, die einen ordentlichen Kracherthriller zu schätzen wissen und Robert Ludlums einzigartigen Verschwörungsgeschichten vermissen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

danke für die einschätzung, habe es danach gekauft und muss sagen: du hast recht.