Mittwoch, 9. November 2016

Buchreview "Alex" M. W. Garza

Michael W. Garza. Wie weit würden Eltern gehen, um ihr Kind am Leben zu halten? John und Angela Masons Leben kommt zu einem quälenden Stillstand, als sich ihr zehn Jahre alter Sohn in eine leblose Hülle verwandelt. Johns Frau verfällt dem Wahnsinn und es wird ihm schnell klar, dass er dem Ganzen irgendwie entkommen muss. Für wen wird er sich entscheiden: für seine geisteskranke Frau oder seinen Sohn und dessen unstillbaren Hunger?

Ein kleiner Junge wühlt sich aus der Erde. Ein Segen für die Eltern, besonders für Vater John, da seine Gattin ziemlich abgedreht und sich dem Segen des übermäßigen Alkoholkonsums hingegeben  hat, seit ihr Alex vermisst wurde. Nachdem sie ihn gefunden haben, bringt John den Buben nach Hause. Doch er liegt apathisch rum, scheint irgendwie immer mehr zu vergehen. Ja, zu verwesen. John will den Arzt rufen, doch seine Frau dreht daraufhin völlig am Rad. Streit bricht aus, nahe der Gewalttätigkeit. Doch dann hören sie ein Jaulen. Rex, der Haushund, hat sich ins Zimmer zu Alex gewagt. Pech für ihn. Als die Eltern den Raum betreten, liegen schon etliche Einzelteile von ihm in der guten Stube rum und Alex hat nen Fellfetzen im Mundwinkel. Schier unglaublich, das Wort Zombie geistert durch die Gedanken von Angela und John. Was sollen sie nun mit ihrem Sohn tun? Für Angela ist der Fall klar. Alex braucht Fleisch. Frisches Fleisch, das er aus einem noch lebenden Körper reißen kann. John hat zwar Skrupel, aber dann würde er Frau und Sohn verlieren. Nun ruft man Doktor Taylor an. Nicht unbedingt, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Happihappi ist angesagt. Bye-bye Doc. Doch so simpel kommen sie nicht davon. Der Arzt war nur der erste Snack, den Alex benötigte. Da muss mehr her, viel mehr. Also begibt sich John in die Stadt, um weitere Opfer für den hungernden Zombie-Sohn zu beschaffen. Doch bald muss er feststellen, dass auch hier nicht wirklich alles eitel Sonnenschein ist. 

Die Inhaltsangabe lässt ein düsteres Drama um ein Kind und seine verzweifelten Eltern im Zombie-Genre vermuten. Und so beginnt die Geschichte auch. Vermisster Sohn, total labile und psychisch kranke Mutter, ein Mann, der mit der Situation nicht zurechtkommt und zudem eine Menge Schulden an der Backe hat. Es scheint ausweglos. Doch der zurückgekehrte Alex verändert alles. Die Frau ist zwar wieder obenauf, aber nun besessen davon, ihren Sohn gegen alles zu verteidigen, was kommen mag. Und es kommt viel. So viel, dass John beinahe daran zerbricht. Viel Emotion und Ratlosigkeit um die Zukunft beherrschen die Handlung. Und der Autor ist so gut, dass man problemlos mit den Protagonisten fühlen kann. Gerade John, der jetzt mehr denn je zum Ernährer wird, zeigt Gewissen, kann bestimmte Opfer einfach nicht ausliefern und sucht sich andere. Er zeigt Mitleid mit armen Seelen, muss aber an seine Familie denken, an deren und sein Glück. Nur darauf ist sein Denken aus. Nach ungefähr einem Drittel bekommt die Story einen Schwenk, der zu mehr Action führt. Bei einem der Ausflüge in die Stadt muss man nach und nach erkennen, dass dort auch Beißer herumstolpern und es immer schlimmer wird. John gerät an einen Jungen, den er Alex bringen will. Doch es ist nicht mehr so einfach, aus der Stadt zu fliehen. Er begegnet Grüppchen, die sich verbarrikadiert haben, erhält sogar Unterstützung. Jetzt ist man als Leser in einer richtigen Zombie-Apokalypse gefangen, zu der sich das anfängliche Drama entwickelt hat. Keine große Charakterzeichnung mehr, auch wenn Johns Denken und Handeln immer noch von einer gewissen Menschlichkeit beeinflusst wird. Zum Ende hin, das offen ist, geht es dann richtig zur Sache, was Action und Horror angeht. Dennoch bleibt der Zusammenhalt der Familie weiter ein großes Thema. Zudem wird eine Andeutung, die sich während der Zeit in der Stadt in Johns Gedanken manifestiert, nicht aufgeklärt. Es bleibt also genug Spannung erhalten, um ein weiteres Buch aus der Decaying World-Saga bei Voodoo-Press zu erwarten. Mit knapp 270 Seiten recht gut und flüssig zu lesen, nachdem man den Einstieg geschafft hat. Durchaus eine Empfehlung für Freunde der Zombie-Branche.

2 Kommentare:

Carmen Weinand hat gesagt…

Das erste Voodoo Press-Buch seit langem, das ich nicht kenne :-)

Anonym hat gesagt…

Das erklärt, dass ich keine Fehler finden konnte, hihi.

Ist lohnenswert. Mixt Drama mit Zombie-Apokalypse ohne an Schwung zu verlieren. Ganz im Gegenteil - je weiter man kommt, umso mehr geht es zur Sache.

Gruß
Harry