Dienstag, 7. März 2017

Buchreview "Gangsterland" T. Goldberg

Tod Goldberg. Der Mafiakiller Sal Cupertine hat es vermasselt. Durch Verquickung unglücklicher Umstände hat er in Chicago drei FBI-Beamte getötet - ein böser Fehler. Doch statt dafür von seinem Boss selbst ins Jenseits befördert zu werden, landet er als Rabbi David Cohen in einer jüdischen Gemeinde in Las Vegas. Aber auch dort hat die Mafia ihre Finger im Spiel. 

Sal baut Mist. Er legt drei Fibbies und deren Spitzel um. Das verstößt gegen das ungeschriebene Gesetz, dass sich die Behörden eher wenig um die Mafia-Angelegenheiten in Chicago kümmern und daher im Gegenzug die Ermittler einen gewissen Schutz genießen. Sal rechnet mit einem schnellen Ende durch die Hand eines Kollegen, wird dann aber von seinem Boss überascht: Man schafft ihn nach Las Vegas, wo er sich einigen Gesichtsoperationen unterziehen muss. Bis die OP-Narben und auch sein Kiefer mit den neuen Zähnen und veränderten Knochen für eine neue Gesichtsform abgeheilt sind, kann er sich dem Studium der Tora widmen, da er von nun an als Rabbi David Cohen auftreten soll. Es dauert nicht lange, dann dämmert ihm, dass er auch hier einen Job zu erledigen hat. Und in Chicago macht sich das FBI daran, sein Verschwinden zu untersuchen und gerade Agent Jeff Hopper ist der festen Überzeugung, dass Sal noch irgendwo am Leben ist. Er ist sich derart sicher, dass er eine Suspendierung bei vollen Bezügen in Kauf nimmt, um dann mit einem Kollegen auf eigene Verantwortung der verschollenen Auftragsmörder zu suchen. Mit den Besonderheiten der jüdischen Gemeinde und ihres Glaubens hat er bald keine Schwierigkeiten mehr, aber sobald es wieder ans Töten geht, macht er sich keine Illusionen, was seinen Aufenthalt in LasVegas angeht. 

Die Hauptfigur ist wahrlich kein Sympathieträger, denn er erledigt seinen Job kühl und berechnend, würde aber vom Auftreten her, von der ganzen Persönlichkeit keinem Vergleich mit Victor von Tom Wood auch nur annähernd standthalten. Leider ist auch das Versprechen von Lee Child auf dem Aufkleber auf dem Covermotiv eher bedingt eingelöst worden. "Gangsterland" ist weder scharf wie ein Rasiermesser noch wirklich lustig. Klar gibt es einige blutige Morde und Entsorgungen von Leichen, kann das Zusammentreffen von Kulturen hier und da für einen Schmunzler sorgen wie beim Begriff der "Koscher Nostra" für die jüdischen Mafiosi, aber da ist dann auch schon Feierabend. Die Figuren sind okay, aber nicht neu. Der böse Mafioso, der sich rührend um seine Familie kümmert. Gattinnen der Gangster, die die Verbrechen ihrer Männer einfach verdrängen und auf heile Welt machen, obwohl sie genau wissen, woher das Geld kommt, mit dem sie ihr Leben finanzieren. Und die Welt der Religionen? Da hat uns doch schon "Der Pate" gezeigt, wie sehr sich die Verbrecher zu ihrem Glauben bekennen. Also ein Buch, das nicht wirklich neue Aspekte eingebracht hat und dem es  nach einem guten Beginn auch bald an Tempo fehlte. Überraschende Wendungen gab es eher nicht und auch die Aktion gegen Ende war abzusehen. Goldberg hat flott, zynisch und ein bisschen böse geschrieben. ist aber niemand wirklich auf die Zehen getreten. Netter Krimi mit rund 380 Seiten und einem gewissen Spannungsmanko. Geht so, aber da hab ich noch etliche vielversprechendere Werke hier liegen. Ich sag nur Adrian McKinty und seine "Rain dogs".

2 Kommentare:

Michael hat gesagt…

Schade. Ich hatte das Buch bei einem Gewinnspiel gewonnen, kurz vor Weihnachten. Erschien mir interessant ...

Anonym hat gesagt…

Erschien mir interessant. Aus dem Grund ist es ja auch bei mir gelandet. Aber da ich ja schon seit recht vielen Dekaden Bücher inhaliere, konnte mir dieses hier leider nichts bieten, das positiv aus dem Rahmen fiel. Das bisschen unterschwelliger Humor, Beseitigen von Mitwissern (Ärzte usw. wegen Gesichts-OP) und einigen Konkurrenten ist Allerweltszeug und die Religion konnte zwar ein wenig beitragen, aber nicht genug für mich, um das Buch jetzt so zu loben wie Lee Child auf dem Aufkleber. Erscheint mir im Nachhinein eher als Gefälligkeitskommentar.

Gruß
Harry