Montag, 5. Juni 2017

Buchreview "Die Erlöser" N. Cutter

Nick Cutter. Unsere Welt in naher Zukunft: Die westliche Hemisphäre wird von religiösem Fundamentalismus regiert. Das erste Gebot der Neuen Republik lautet: Die Kirche ist der Staat. Jonah Murtag ist ein treuer Staatsdiener. Er arbeitet für die Religionspolizei, die brutal gegen Andersgläubige vorgeht. Alle sogenannten Sünder werden "umerzogen" oder hingerichtet. Als die Republik von einer Serie grausamer Attentate heimgesucht wird, gerät Jonahs Weltbild ins Wanken. Er stellt sich gegen die Republik - und wird zum Gehetzten.

Unsere Welt mal anders. Statt Bürgermeiswter oder Ortsvorsteher gibt es nun für die Städte oder Kommunen sogenannte Propheten. Regierungen sind passe, jetzt herrscht die Kirche und lässt die Bürger von ihrer Religionspolizei überwachen. Wer vom wahren Glauben abweicht oder abartig veranlagt ist, wird ausgemerzt. Für solche Missetäter ist in seiner Eigenschaft als Polizist Jonah Murtaug zuständig. Eines Tages erhält er den Auftrag, die Tochter eines Anführers in einen Club zu begleiten, wobei dann eine Katastrophe ihren Lauf nimmt. Ein Anschlag kostet etliche Menschenleben und Jonah sieht etwas, das sein Weltbild ins Wanken bringt. Er wird zu einem der Gegner der christlichen Republik und der Unterdrücker.

Eine Dystopie um Religionswahn, die in einer wohl nicht allzu fernen Zukunft spielt. Eine Art christlicher Religion hat die Welt im Griff. Und alles, was man nun zu lesen bekommt, kennt man aus den Nachrichten in irgendeiner Form aufbereitet. Religionspolizei, die sich sogar in Deutschland breitgemacht hat und das sogar mit Erlaubnis der Gesetzgebung. Attentate, Morde, Hetze gegen den Westen oder von dort gegen den Osten, den Nahen Osten oder Afrika, lasche Politiker, die noch dazu korrupt sind allerorten, geistliche Führer die offen oder verdeckt Gewalt gegen andere Religionen predigen, ob nun Christentum, Islam oder Judentum, Hinduismus oder Scientiology. Alles ein- und dieselbe Mischpoke, die ihre verqueren Ideen durchsetzen will und dabei nur an die Unterdrückung ihrer Bürger denkt. Political Correctness als neuer Zwangsglaube, der bei Nichteinhaltung verfolgt wird. Der erste Gedanke war natürlich, dass es die gewalttätigen Gruppierungen wie der IS sind, die hier Pate standen, doch das wäre zu simpel. Sämtliche Religionen haben mit dem Mittel der Gewalt ihren Glauben verbreitet und wer nicht übergelaufen ist, wurde eben ausgemerzt. Seien es die Juden durch die Nazis gewesen oder die Indianer mit ihrem Manitou durch die Amerikaner oder die Inkas und Indios durch die Christen aus Spanien und Portugal, alle haben ihren Teil dazu beigetragen. Israel mit seiner Besetzung von Palästina braucht sich da auch nicht freisprechen und in die Opferrolle zu flüchten. Überall gab es Auswüchse im Namen der Religion. Beängstigend ist, dass der Scheiß derzeit direkt vor der Haustür passiert (Berlin, London, Paris, Nizza), die Regierungen längst die Kontrolle verloren haben oder sich schon längst regieren lassen. Sei es von Feigheit oder ewigen Schuldgefühlen und Weltenretterambitionen mit eigenem Ergebnis noch dem Empfang des Friedensnobelpreises. Dafür opfert man gerne mal Freiheit und Sicherheit mit verheerenden Folgen. Die Briten bekommen es derzeit zu spüren, in Marseille -. ja, das in Frankreich - gibt es Viertel, die die Polizei schon gar nicht mehr betritt oder betreten kann, weil sie sich verbarrikadiert haben und ihr eigens Recht durchsetzen, statt denen ihres Gastgeberlandes. Lange scheint es nicht mehr hin, bis der Roman von Nick Cutter sehr wirklichkeitsnah wird. Zum Zwecke der Unterhaltung hat er ihn mit Ermittlungen und Action sowie unterdrückten Gefühlen und einem Ende serviert, das den Leser sich die Handlung selbst weiterdenken lässt - und hoffentlich auch darüber hinaus. Als Hauptübel jedenfalls markiert er die Religion und die jeweiligen Landesführer oder Staatsoberhäupter, die sich schon weit von ihrer eigentlichen Aufgabe entfernt haben.

Keine Kommentare: