Samstag, 19. August 2017

Buchreview "Hinterhalt" G. Disher

Garry Disher. Wyatt ist cool, sehr cool. Dennoch will es ihm nicht gelingen, auf die Gewinnserseite zu wechseln. Nachdem sein letzter Coup völlig in die Hose gegangen ist, muss Wyatt in der Weite des Outbacks untertauchen. Die Polizei ist hinter ihm her, und ein Gangstersyndikat hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.

Wyatt ist von zwei Typen einer Detektei aufgespürt worden, schickt sie aber auf die Bretter und macht sich vom Feld, nachdem er zumindest den Namen ihres Bosses erfahren hat. Nun will er sich endlich mit einem vernünftigen Coup finanziell sanieren, seine Verluste der letzten Monate oder gar Jahre ausgleichen. Dafür versucht er, alte Kumpels zu engagieren, aber der eine - Rossiter - bleibt außen vor und Loman? Der ist tot. Also wendet er sich an Harbutt. Wirklich vertrauenswürdig sieht der nicht mehr aus. Suff, Drogen und zu wenig Bewegung sowie kribbelige Hände. Doch was soll Wyatt tun? Nach dem ersten Kontakt schleppt Harbutt Ray und thea an, von denen Ray gerade zu eine Liste an möglichen Coups im Kopf hat. Aber nichts davon auch nur ansatzweise auf eine wirklich reale Machbarkeit überprüft. Dazu kommt noch, dass diese Thea eigene Ideen hat, die Wyatt aber nicht interessieren. Als es dann noch zu einem Verrat kommt, macht sich Wyatt mal wieder aus dem Staub. Denkt, er könne bei seinem ehemaligen zu Hause sein Geldversteck ausräumen. Geht schief. Also bleibt ihm nur der Weg, den der Detetiv Stolle ihm vorgeschlagen hat: ihm zu dessen Klientin zu folgen. Die hat einen Plan ausgetüftelt, wie man eine Bank um zwei Millionen erleichtert. Erst einmal den Banker schnappen, die Familie als Geiseln nehmen. Nicht ahnend, dass der Banker Schulden hat und sein Gangstergläubiger wiederum seinen Bossen eine Menge schuldet. Was den auf die Idee bringt, auch die Bank zu überfallen. Und auch ein weiterer Mitspieler gedenkt sich die Kohle zu krallen. Da geht mal wieder so einiges schief, doch Wyatt kann sich erneut absetzen. Doch das ist längst nicht alles.

Ein weiterer harter Gangsterthriller, der sich vom Rest auf dem Markt zu unterscheiden weiß und dessen Stoßrichtung heutzutage so gut wie aus den Regalen verschwundenist. Ob es am neuen Political Correctness aka Zensur-Wahn liegt oder einfach niemand mehr ein echtes Interesse an derartigen Stoffen hat, weiß ich nicht. Aber man kann Interesse durch konsequente Verweigerung der Erwähnung oder Besprechungen derartiger Thriller rapide schwinden lassen und das zahlende Volk dann mit immensem Aufwand zu den 08/15-Schreibern locken, die wieder und wieder ihre Satzhülsen abarbeiten und noch mit dem erhobenen Zeigefinger für die richtige Doktrin werben. So kann man die Käuferschicht und möglichen Wähler ja auch manipulieren. Die Vielfalt bleibt dabei fast auf der Strecke. Fast, weil sich einige Verlage wie Festa, Pulpmaster, Voodoo-Press und auch Luzifer diesem Trend verweigern und nicht nach oben buckeln. "Hinterhalt" ist ein schneller, knapp formulierter Reißer, der ohne umständliche Formulierungen, ellenlange Dialoge und ausgewalzte menschliche Dramen auskommt. Dishers Wyatt ist ein Berufsverbrecher, der auch zeigt, dass er eine Seite an sich hat, die dem Leser eigentlich zuwider sein müsste: er kann eiskalt und gnadenlos morden, wie er auch hier zeigt. Dennoch fiebert man mit ihm mit, wenn er zum wiederholten Male Pech hat. Und gerade dieses Dauerpech hat mich nach der ersten Hälfte des Romans auch etwas genervt, weil die Abläufe sich doch zu sehr denen aus den ersten beiden Werken ähnelten, doch der Autor kriegt dann die Kurve und liefert einen dreckigen und verräterischen Plot, der gut konstruiert auch mit Abwechslung punkten kann. Feiner Hardboiled-Stoff über 255 Seiten, mit kleinen Prisen trockenem Humor, flott zu lesen und geradezu süchtig machend auf das nächste Werk um den "australischen Parker", der übrigens froh sein kann, dass die DNA-Entschlüsselung zu der Zeit (1993) noch in den Kinderschuhen steckte, so wie er manchmal lästige Beweise entsorgt. Mit "Willkür" geht es dann weiter. Danach wird aber erst einmal eine Pause zugunsten von Action von Steven Konkoly und seinem "Black flagg: Alpha" aus dem Luzifer-Verlag eingelegt.

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