Sonntag, 6. August 2017

Buchreview "Schänderzorn" W. J. White

Wrath James White. Joseph Miles hat Menschen getötet, zerstückelt und Teile ihrer Leichen gegessen. Geleugnet hat er diese Morde nie. Doch er behauptet, selbst nur ein Opfer zu sein. Seit acht Jahren vegetiert Joseph nun in einem Hochsicherheitsgefängnis. Die Wärter zwingen ihn wieder und wieder zu bestialischen Todesspielen. Doch Joseph ist kein Monster. Er ist überzeugt, dass er als Kind von einer Art Serienmörder-Tollwut angesteckt wurde. Um Heilung zu finden, muss er aus dieser Hölle entkommen. Das Fotomodell Selene will Joseph dabei helfen. Sie ist wie besessen von ihm. Doch wieso?

Seit den Ereignissen in "Schänderblut" sind nun einige Jahre vergangen. Jahre, die Joe in einem MaxSec-Bereich eines der härtesten Gefängnisse der Staaten verbracht hat. Er hat trainiert, wurde zu einem Brocken von Mann - und seine Geschichte ist bekannt. Ein neuer Reizfür die Wärter, die Joe immer wieder mit einem anderen aggressiven Häftling zusammenstecken und darauf warten,wie der mit absoluter Sicherheit folgende Kampf ausgehen wird. Da Joe in Einzelhaft ist und nur eine Stunde am Tag allein Hofgang hat, weiß keiner der brutalen Mithäftlinge, die sie ihm zuführen, was in dort erwartet. Nachdem sie den Ort des blutigen Geschehens verlassen, mussten sie erkennen, dass es schlimmere gibt als sie - viel schlimmere. Und immer wieder versucht Joe, seine Krankheit zu erklären, ein Heilmittel zu finden. Wo Professoren scheitern, will das Model Selene dem Gefängnisinsassen helfen. Der hat inzwischen Gefallen an einer neuen Wärterin gefunden. Die hatte schon in anderen Institutionen Probleme, weil sie Verhältnisse zu Häftlingen unterhielt. Kein Wunder also, dass auch sie Joe verfällt. 

Wenn man mal einige Zeit kein Buch aus dem Festa-Verlag gelesen hat, fällt einem die Sonderstellung, die der Verlag auf dem Büchermarkt hat, wirklich wieder ins Auge. Nach einigen - nicht unbedingt schlechten - Werken aus dem Mainstream, ist "Schänderzorn" von Wrath James White wie ein Schlag in die Magengrube - brutal, exzessiv und blutig bis zum "Geht-nicht-mehr". Aber das ist ja das Feine bei dem Verlag - er lotet Grenzen aus, lässt sich nicht auf Kompromisse ein, die seine Veröffentlichungen verwässern würden oder durch Kürzungen kastriert rüberkämen. Der Autor ist ja bekannt dafür, dass er in seinen Werken durchaus heikle Themen anspricht, ohne dabei von seiner Linie abzuweichen. Unter der vermeintlichen Blutkruste findet man immer komplexe Situationen, die dem wahren Leben entsprechen und auch kritisch in die Handlung eingebunden wurden. Wer diese Bücher nur als billigen und ekligen Horror abtut, ohne sich je damit befasst zu haben, liegt bei Wrath James White völlig falsch. Auch in Schänderblut kann man sich mit den Gedanken über die Zustände in den überfüllten DOCs der Amerikaner so seinen Teil zusammenreimen. Sind die Gefangenen die Monster oder die Wärter? Werden die Aufpasser erst im Knast zu solchen Tieren wie die, die sie bewachen sollten oder haben die Tiere nur die Chance beim Schopf ergriffen, ihre Gewaltneigung im Job auszuleben? Und wie ist das mit den Kannibalen oder den Menschen, die sich denen per Zeitungsinserat anbieten? Was steckt dahinter, wenn jemand sich von anderen fressen lassen will? Sind die wirklich krank? Man erinnere sich an den Fall in Deutschland. Erst waren die Schockwellen, die durchs Land gingen groß, doch bald wurde die Schlagzeile von weiteren Ereignissen von den Titelseiten verdrängt. Man hört/liest seit Jahren nichts mehr davon. Heißt das nun, dass es dieses Phänomen nicht mehr gibt? Oder wird es totgeschwiegen, wie die korrekte Zahl der Arbeitslosen in Deutschland? Was nicht sein darf, ist auch nicht?
Nicht gerade wenig Fragen, die in einem wahren Blutrausch unter der Oberfläche der Geschichte von Joe schlummern. Selbstverständlich wird der Autor auch seinem Ruf als einer der Schreiber gerecht, die heftigsten Szenarien der Gewalt und der sexuellen Befriedigung mit drastischen Worten und detailliert an den Leser zu bringen. Sein Stil ist gewohnt flott und man kann die Reise durch die menschlichen Abgründe über rund 350 Seiten innerhalb weniger Stunden antreten und auch beenden.

2 Kommentare:

Succubus hat gesagt…

Teil 1 fand ich ziemlich gut umd bin deswegen auch auf diesen gespannt. Ein dritter Teil ist wohl auch in Planung. Oder schon fertig?

Anonym hat gesagt…

Hi,

bei der Schnellsuche nur auf bisher unhaltbare Gerüchte und keine Fakten gestoßen. Da wird vermutet, weil viele andere Autoren aus zwei Stories ihres Helden eine Trilogie machen, müsse das bei ihm auch so sein. Und bei einem Abstand von 5 Jahren zwischen buch 1 und 2 wäre es nur logisch, dass 2018 ein weiteres Buch um Joe käme.

Und wenn ich Lotto spielen würde, würde ich sofort den Jackpot knacken.

Ich sag dazu einfach, dass White ebensowie Lee und einige andere Autoren einen "Rentenvertrag" bei Festa haben und wenn ein weiteres Buch über Joe kommt, kommt es auch bei Festa. Bis dahin - Geduld.

Gruß
Harry