Montag, 21. August 2017

Buchreview "Willkür" G. Disher

Garry Disher. Wyatt hat noch eine Rechnung mit den Mesics offen - wäre da nicht das Kopfgeld, das das Syndiakt für seine Liquidation ausgesetzt hat und Melbourne zu einem unsicheren Pflaster für ihn macht. Wyatt muss den Spieß umdrehen. Über seinen einstigen Mittelsmann Rossiter nimmt er Kontakt zu seinem alten Kumpel Jardine auf, in dessen Schublade jede Menge Pläne nur darauf warten, das operative Geschäft des Syndikats an seinen empfindlichsten Stellen zu treffen.   

In Melbourne platziert sich Wyatt mit seinem Wagen nahe des Anwesens der Mesics und beobachtet ein Kommen und Gehen. Irgendetwas geht da vor sich, das sich ihm noch nicht wirklich erschließt. Dann sieht er einen Typen auf seinen Wagen zulaufen, kippt sich schnell Whisky in Schlund und Klamotten und spielt den Besoffenen - und kommt mit der Nummer durch. Selbstverständlich zieht er sich danach sofort zurück. Zumindest weiß er jetzt, dass die Mesics aufgewühlt und nervös sind, aber nicht, warum das der Fall ist. Bei der Gangsterfamilie hält sich derzeit der Bulle Bax auf, der sich von denen recht gut die Taschen füllen lässt. Und er wird nicht der einzige Cop bleiben, der auf die Art versucht, sein Gehalt aufzubessern. Wyatt indes macht sich auf zu seinem ehemaligen Mittelsmann Rossiter, der mittlerweile schwer heruntergekommen ist und einen Sohn namens Niall sein eigen nennen kann, der absolut zu nix taugt. Eigentliche Chefin der Familie ist seine Gattin Eileen, die alles tut, um speziell ihren Sohn zu schützen. Nach einigen Spitzfindigkeiten und einer Lehre für Niall erhält Wyatt die Informationen, die er braucht und zieht los. Jardine geht dann auch auf seinen Vorschlag ein. Der alte Kumpel ist zwar nicht Feuer und Flamme für die Sache, verspricht sich aber einigen Reibach. Und los geht es nach Sydney, dem Syndikat auf die Füsse treten. Mit einigen Coups stören sie deren Geldfluss, machen sie somit zu unzuverlässigen Kandidaten, was deren Geschäfte noch entschieden mehr stört. Und tatsächlich lassen die sich auf einen Deal ein. Mit dem im Rücken macht sich Wyatt wieder auf nach Melbourne.

Jetzt kommt eigentlich richtig Fahrt in die Story um Wyatt. War Buch 1 noch die Einführung des verbrecherischen Protagonisten und des Syndikats, mit dem er sich anlegt und Buch 2 dann Übergang, in dem sich Wyatt erholt und versucht, zu Geld zu kommen und zu dem dem ersten Buch "Gier" etwas zu ähnlich, entwickelte sich Teil 3 dann zu dem Auslöser, der Wyatt an den Punkt bringt, in "Willkür" in die Offensive zu gehen, um dem Syndikat, das sich als roter Faden der Wyatt-Abenteuer erweist, deutlich zu zeigen, dass sie sich mit dem Falschen angelegt haben. Und dann geht die Story los und  mit ihr die unterschiedlichsten kleinen Dramen der vielen Mitspieler, die sich untereinander zerstreiten, Alimente nicht bezahlen können, sich rächen wollen oder einfach nur zu Geld kommen wollen. Waren es in dern drei Vorgängern noch verhältnismäßig kleinere Raids mit wenigen Beteiligten, die sich in die Quere kamen und so Probleme verursachten, unter denen Wyatt bis jetzt zu leiden hat, wird jetzt mehr aufgetragen. Das Szenario verändert sich, es kommt noch mehr Tempo in die Handlung und sie nimmt Formen an, die man so nicht ganz erwartet hatte. Natürlich ist man stilistisch jetzt auf dem eingschlagenen Weg und kennt den trockenen und lakonischen Jargon, der durchaus auch einen gewissen Humor zu verbreiten weiß und der nicht nur den Alimenteschuldner Sergeant Napper trifft. Die Atmosphäre ist schmutzig, wie man auch bei Familie und Domizil der Rossingtons sehr gut erkennen kann, aber auch die internen Zwistigkeiten der Mesics zeigen auf, was die liebe Familie so wert sein kann, wenn sie gierig wird. Was hier ebenfalls neu ist, ist die Tatsache, dass man erstmals wirklich etwas, nur etwas mehr von Wyatt erfährt. Wie er sich manchmal wünscht, normal mit Menschen einen Trinken zu gehen, Anschlusszu finden oder gar einen familiären Bezug zu haben. Doch die Meinung ändert er nach den Begegnungen mit den Mesics und Rossiters - better off alone ist dann wieder seine Maxime. Natürlich müssen dann auch einige Figuren dran glauben, aber irgendwie erscheint das in seinen - Garry Dishers - Büchern immer noch wie ein völlig normaler Job ohne großes Palaver-Tara über Dutzende Seiten hinweg. Gut aufgebaut, flott, spannend und rasant auf 252 Seiten erzählt, mit einem Ende, das mal abweicht, aber noch nicht aufhört mit der Geschichte von Wyatts Leben. Es gibt noch drei weitere Werke dazu. Seht gute Unterhaltung für die Klientel, die sich nicht durch die derzeitige Meinungsmache und Moralapostel in den Sog des langweiligen Mittelmaßes und des wohl einstudierten Herdentriebs zwängen lässt.

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