Freitag, 13. Oktober 2017

Buchreview "Das Original" J. Grisham

John Grisham. In einer spektakulären Aktion werden die handgeschriebenen Manuskripte von F. Scott Fitzgerald gestohlen. Eine Beute deren Wert gar nicht zu beziffern ist. Das FBI nimmt schon nach kurzer Zeit den ersten Verdächtigen fest. Ein Täter aber bleibt wie vom Erdboden verschluckt, und mit ihm die Manuskripte. Doch endlich gibt es eine heiße Spur. Sie führt nach Florida in die Buchhandlung von Bruce Cable, der seine Hände allerdings in Unschuld wäscht. Und so heuert das Ermittlungsteam eine Jungeautorin an, die sich in das Leben des Buchhändlers einschleichen soll.

Fünf Mann, ein Coup - und ein guter Plan. Lange und akribisch vorbereitet, die Uni ausspioniert, die Bibliothek geradezu vermessen. Dann zu viert verkleidet aus unterschiedlicher Richtung den Laden betreten und erst einmal Ablenkungsmanöver inszeniert, während der fünfte Gauner in Buffalo in einem Zimmer hockt und über sein Equipment die Alarmanlagen sowie die Reaktionszeit der Feuerwehr und Polizei beobachtet. Der Raubzug gelingt und die Gangster hauen unerkannt ab und verziehen sich in eine Hütte im Wald, die schon lange zuvor angemietet worden war. Nach einiger Wartezeit begeben sich die die ersten Beiden auf den Heimweg, sicher, dass keiner sie je erwischen könnte. Falsch gedacht: einer hat einen Fehler gemacht, wird geschnappt und über dessen privaten Wege und Kontakte von früher findet man auch den zweiten Mann. Aber mit Beweisen wird es schwer, man findet nichts wirklich belastendes und reden tun die kerle nicht. Indes macht Nummer drei in der Hütte den unzuverlässigen Nummer vier kalt und verzieht sich. Bruce Cable war von Haus aus reich und verwöhnt und er erwartet aus dem Erbteil eine größere Summe. Doch die ist kleiner als gedacht und kann seinen Lebensstil nicht wirklich finanzieren. Sein Plan ist nun eine Buchhandlung und für die kauft er sich einen Porsche, reist ein halbes Jahr durch die Staaten, macht Erfahrungen und knüpft Verbindungen. Danach kehrt er heim, kauft einen Laden und führt ihn von Erfolg zu Erfolg. Und diesen cleveren Geschäftsmann hat nun das FBI im Visier. Da sie mit konventionellen Mitteln nicht an ihn herankommen, scheint die sache schwierig. Doch Elaine, die für eine obskure Firma tätig ist, die nicht unbedingt dem FBI oder der Versicherung zuarbeitet, sondern vor allen Dingen dem eigenen Profit, bietet einer jungen Autorin, die nach ihrem ersten Bucherfolg das Schattendasein eines Mauerblümchens mit ihren weiteren Werken erleben muss, nun 100.000$, wenn sie Cable ausspioniert. Mercer Mann sagt zu und begibt sich in eine Welt, die ihr gefällt, ihr aber auch einige Sorgen macht.

Der Raub ist gut ausgetüftelt und hätte der Auftakt zu einem guten Heist-Thriller werden können. Geschildert wird das ganze vom Autor fast wie ein Zeitungsbericht, wie eine Beobachtung. Für die Figuren bekommt man da kaum ein Gefühl. Auch als Cable ausführlich und später Mercer ebenso umfangreich vorgestellt werden, ist das Ganze noch distanziert von den Charakteren. Als würde ein Personalchef einen Lebenslauf vorlesen oder so. Erst das Zusammentreffen der beiden Hauptfiguren Cable und Mercer entwickelt dann auch Bezug zu ihnen, wobei Cable wie der aalglatte Typ mit Geld und gutem Aussehen gesegnet erscheint, während Mercer die richtig Goldige mit Heiligenschein und Liebreiz in einer völlig verfahrenen Situation rüberkommt. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Stoff zwar recht trocken, aber unterhaltsam mit spannenden Augenblicken wenigstens etwas gewürzt. Danach wird aber verständlich, warum meine Werte Gattin so lange brauchte, um das Buch zu lesen. Kleine Seitenhiebe in Richtung Pressefuzzis mit ihren aufbauschenden Berichterstattungen, die sich immer mehr von Wahrheiut zu Gerücht entfernen, um nur so viel Quote oder soviele Klicks wie möglich zu generieren oder Autoren, deren Bücher von Kritikern geliebt, aber von Publikum liegengelassen werden. Er selbst bedient ja auch den Massenmarkt mit seinen Werken, die schon lange nicht mehr mitreißen oder wirklich literarisch wertig sind. Er hat sich zwar vom Gerichtsthriller abgewendet, eigentlich vom Thriller allgemein, denn "Das Original" ist vielleicht eine Liebeserklärung an Bücher oder Autoren und die vielen Händler da draußen, aber leider kann das nicht wirklich unterhalten. Verfilmt würde es wie eine RTL II-Eigenproduktion wirken. Da hilft auch die Kritik am Riesen Amazon - mit der ich durchaus übereinstimme - nicht viel. Der Schluss ist so banal wie das oberflächliche Milieugeschwafel ab dem Zeitpunkt, zu dem sich die Handlung auf Florida konzentriert. Das war mal wieder ein Beispiel, wie man auch mit Mist gut Geld machen kann und warum sich die Großverlage auf das Zeug eingeschworen haben. Irgendwann ist auch der neue Dan Brown aus dieser Sparte noch fällig, aber erst einmal brauche ich eine simple Story, die etwas Action und Horror enthält - ein Buch aus der Alien-Saga. Dann geht es schnurstracks wieder zu Werken aus dem Festa-Verlag und dem Luzifer-Verlag. Wenn ich da mal über ein Buch meckere, ist es dennoch solchen Outputs wie "Das Original" weit überlegen. 365 Seiten.

Keine Kommentare: