Dienstag, 31. Oktober 2017

Buchreview "Last mile" D. Baldacci

David Baldacci. Seit zwanzig Jahren sitzt Melvin Mars in der Todeszelle. Er soll seine eigenen Eltern ermordet haben. Doch kurz vor der Hinrichtung taucht wie aus dem Nichts ein anderer Mann auf und behauptet, das Verbrechen begangen zu haben. Ein Fall für Amos Decker, den Memory Man - der seit einem Unfall nichts mehr vergessen kann. Innerhalb einer Spezialeinheit des FBI klärt er ungelöste Schwerverbrechen. Schon bald zeigt sich, dass der Fall enorme gesellschaftliche Sprengkraft birgt.

Amos Decker wurde nach den Vorfällen um die Ermordung seiner eigenen Familie und mit seiner unfreiwilligen Gabe der ewigen Erinnerung an was auch immer geschieht oder er liest, vom FBI angeheuert, um ein einer Sondereinheit ältere, kalte Fälle zu lösen. Doch während er schwer wuchtig, weil er sich nach der Zeit des Todes seiner Familie ordentlich vollgefressen hat und entsprechend fett ist, auf der Fahrt zum Huptquartier des FBI im Radio von einem Fall hört, in dem ein in Alabama kurz vor der Hinrichtung stehender Mörder zugibt, Morde in Texas begangen zu haben, für die ein vor zwanzig Jahren Verurteilter nun auch vom Staat getötet werden soll, weiß Decker, welchen Fall er zuerst bearbeiten will. Zum Tean, das ihm vorgestellt wird, gehört der Leiter Bogart, Deckers bekannte Jamison, eine Psychologin namens Davenport und mit Todd Milligan ein weiterer FBI-Mann. Decjers Start mit Milligan ist denkbar ungünstig, weil der partout einen anderen Fall abhaken will, doch Bogart steht zu Decker. Also fahren sie nach Texas und besuchen den Mann. Nach einem Gespräch ist isch Decker sicher, dass der Mann unschudlig verurteilt wurde. Sie beginnen zu ermitteln und starten bei Montgomery in Alabama, um zu erfahren, warum er erst jetzt mit der Sprache rausrückte. Viel brachte es nicht, aber Vermutungen verschiedenster Art machen sich in den Köpfen breit und die Befragungen der Beteiligten wenden sich auch in andere Richtungen. Selbst beim Tod von Melvins Eltern tauchen nun Fragezeichen auf? 

Hach ja, wie lange habe ich darauf gewartet, dass endlich mal jemand den Mut hat, einen Roman über einen Mann zu schreiben, der unschuldig im Gefängnis sitzt und dann in letzter Sekunde gerettet werden soll. Dieses bedrückende Szenario hätte es verdient gehabt, schon tausende Male in Roman und Film dem Kunden nahegebracht zu werden. David Baldacci hat das Flehen erhört, dass die Leser endlich ein solche einzigartiges Szenario geboten bekommen wollten.😈
Naja, er hat dann wohl selbst gemerkt, dass man diese altbekannte Geschichte etwas aufpeppen muss. Er hat das in einer Weise getan, die man von bekannten Massenwareverfassern schon in milderer Form oftmals erlebt hat, aber Herr Baldacci war das nicht genug. Er wollte wohl nicht mehr nur kleine Hinweise einstreuen. Nein, für ihn musste es eine Fibel für Gesundheit und Political Correctness sein. Also liebe Leser, seid gefälligst gegen die Todesstrafe, die Zustände in den Gefängnissen, gegen Texas und seine Vollzugsbeamten, lebt und esst gesund (am Beispiel Decker tobt sich der Autor hier mächtig aus), seid gegen Rassismus und liebt Minderheiten oder andere Lebensauffassungen und wäre der Weinstein-Skandal schon aktuell gewesen, hätte er ihn auch verwurstet. Ich will hier nicht behaupten, dass alle diese Punkte Blödsinn sind - ganz im Gegenteil -, doch ich mag es nicht, wenn ich mir einen (vermeintlichen) Spannungsroman kaufe und mich dann für mein gutes Geld von einem Ami (Kriegstreibernation Nummer 1) indoktrinieren lassen soll - huch, geht nicht in die Sümpfe, der Alligator könnte sich an euch ja einen Zahn ausbeißen oder Magenbeschwerden bekommen. Schützt die Tiere, bleibt zu Hause, aber bewegt euch an der frischen Luft😜. Und was dieses Thema sexuelle Belästigung angeht, das nun wieder durch die Medien geschleift wird und Vorschriften gebiert, wie Männer sich verhalten sollen, hat auch seine Vorteile. Gibt künftig kein Trinkgeld mehr, könnte die Ische ja als sexuelle Belästigung ansehen. Geiz ist wieder geil.
Ach ja, das Buch. Viele Wendungen, bei denen an etlichen Haarteilen gezogen werden musste, ein Spannungsbogen wie der Rücken einer Nacktschnecke. Viel Gelaber plus dem erwähnten Lebensratgeber, wenig Tempo trotz einiger vorfälle und das ständige Verweisen auf gesellschaftliche Probleme, die andere Autoren schon vor Ewigkeiten intensiver und besser angesprochen haben. Du willst etwas lesen, das mit dem Rassismus im heutigen Amerika zu tun hat? Nimm die Trilogie um "Natchez" von Greg Iles. DAS ist Gesellschaftskritik, nicht platt, dafür intensiv und nicht ein paar wenige "weise"Pseudosätze eines populistischen Publikumslieblings bei einem populären Verlag. Die Charaktere in "Last mile" sind simpel, dramatische Momente rar und das emotionale aufgesetzt. Was den Protagonisten angeht, wird schon im zweiten Buch daran gearbeitet, ihn dem allgemeinen Pflichtideal anzupassen und damit uninteressant und irgendwie unsympathisch zu machen. Etwas für das Kyle Mills mit seinem Mark Beamon immerhin schon drei Bücher benötigte. Zudem wirkt das alles wie eine 540 Seiten lange Vorbereitung auf eine TV-Serie. Wer nur etwas sucht, das man in 30 - 50 Seiten-Schritten so nebenbei als Zeitvertreib liest, ohne auch nur ansatzweise gefordert zu werden, kann sich das Buch schon gönnen, dafür ist es ja wohl auch gedacht. Seichte Ware für höchsten Umsatz. Man nehme dann noch das Taschenbuch, weil es leichter zu tragen und leichter zu bezahlen ist, solange die Taschenbuchpreise noch halbwegs im Rahmen bleiben. Wirklich empfehlen tu ich es nicht. Warum ich es trotz des "Warnschusses" durch Buch eins gekauft habe? Aus dem gleichen Grund, warum ich mir weiterhin die Seagal-Filme gönne - in der irrigen Annahme, es könnte ja mal wieder was dabei sein, das wenigstens noch semi-interessant ist. Unverbesserlich und unbelehrbar. Ja!

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