Montag, 23. Oktober 2017

Buchreview "Transfer of Power - Der Angriff" V. Flynn

Vince Flynn. Terroristen dringen ins Weiße Haus ein und nehmen mehrere Dutzend Geiseln. Präsident Robert Hayes gelingt es zwar, sich in einen unterirdischen Bunker zu retten, doch jetzt steckt er in einer tödlichen Falle. Und um ihn zur Aufgabe zu zwingen, beginnen die Fanatiker mit einem Blutbad unter den Gefangenen. Während die Beamten noch darüber streiten, wie sie mit dem Feind verhandeln sollen, bewegt sich Anti-Terror-Kämpfer Mitch Rapp schon unbemerkt durch die geheimen Gänge des Weißen Hauses, um die Geiseln zu retten. Doch jemand aus Washingtons Elite ist entschlossen, Rapps Rettungsmission zu verhindern.

Rapp und einige SEALs sind im Iran tätig und wollen einen ganz betimmten Mann - Harut, seines Zeichens Feind der USA - exfiltrieren. Das geschieht im Dunkel der Nacht und gut geplant. Dennoch geht nicht alles seinen vorgesehenen Gang und man wird in eine Gefecht verwickelt, bei dem Sniper und Miniguns dem kurzerhand ein Ende machen. Danach verlässt der Trupp mit Rapp den Iran, im Gepäck den Gefangenen, der dann zum hochnotpeinlichen Verhör abgeliefert wird. Noch während man Rapp und die SEALs aus dem Fokus der Medien bringt, nachdem der Iran sich massiv über die Verletzung ihres Hoheitsgebietes ereifert, steht den Amerikanern ein anderes Problem ins Haus. Aziz schleicht sich als Prinz Khalib mit List, Tücke und einer Menge Geld ins Zentrum der Macht. Ausführliche Planung, monatelange Vorbereitung und eine gewisse Skrupellosigkeit sind Garanten dafür, dass der Überfall auf das Weiße Haus gelingt. Einzig dass Präsident Hayes mit seinen wichtigsten Personenschützern die Flucht in seinen Safe Room in den Katakomben seines Amtssitzes gelingt, ist ein Wermutstropfen. Doch dafür hat man ja Geiseln genommen. Forderungen stellen, Geiseln als Beweis der Kaltblütigkeit und um die Drohungen zu unterstreichen erschießen, und dahinter einen unbekannten Plan verfolgen, den er auch seinen Leuten vorenthielt. Und dann kommt Rapp ins Spiel - und der findet einen 60-jährigen Rentner, der ihm einen Zugang zum Gebäude weisen kann, der nur sehr wenigen Personen bekannt ist, schon gar nicht den Feinden. Dass der Alte mitkommen will, wurmt Rapp zwar, könnte aber dennoch von Vorteil sein. Erst einmal im Gebäude kann Rapp gerade noch die Journalistin Anna Rielly vor einer Vergewaltigung durch einen der Kerle retten und rät ihr, sich zu verstecken, bis alles geregelt ist. Danach schreitet er zur Tat.

Dieses Buch ist als "Der Angriff" schon 2004 erstmalig in einem deutschen Verlag und deutscher Übersetzung erschienen. Dabei hatte es wie viele Bücher zuvor an der schon seit Dekaden praktizierten "Anpassungskürzung" zu leiden, mit der man das Werk in die Nähe einer (von den verlagen bestimmten) akzeptablen Seitenzahl bringt. Nebenbei fielen dann auch noch diverse Formulierungen und Gewaltspitzen der Schere zum Opfer. Nun hat sich der FESTA-Verlag den Büchern von Vince Flynn angenommen und die Reihe zuerst da fortgeführt, wo sie von dem früheren Verlag des Autors einfach abgebrochen wurde. Und wenn man schon dabei ist, kann man ja auch die gesamte Reihe dann in ihrem ursprünglichen Umfang übersetzen und ungekürzt dem Leser servieren. Eine Besprechung der älteren Ausgabe hatte ich nicht geschrieben, weil da noch niemand auf die Idee kam, den wohl gerade erst gedanklich zu bestehen begann und ich noch weitere Jahre nur den Shane Schofield aus den Büchern von Matthew Reilly kannte. Wäre es nur so geblieben, der andere ist nämlich ein anspruchsvoller Leitwolf😈. Zum Buch: Rapp ist der harte Hund der Story, der sich schwer steuern lässt und kurzen Prozess mit seinen Gegnern macht. Zudem getrieben von einem Rachedurst (Siehe "American assassin"), der ihn ohne Skrupel gegen den Feind agieren lässt. Dennoch - oder vielleicht gerade dewegen - funktioniert er als Sympathieträger des Thrillers, der sich eindeutig an einigen schon früher erschienenen Werken im Stile von "America First" orientiert. Tom Clancy und Robert Ludlum, der aber entschieden differenzierter skizzierte als Clancy, waren zusammen mit Dale Brown Vorreiter in dem Genre. Mittlerweile gibt es etliche Autoren, die sich diesem Thema widmen. Viele davon auch beim FESTA-Verlag unter Vertrag, manche beim Luzifer-Verlag (Chris Ryan). Das vorliegende Buch ist ein gutes Beispiel der Trennung von Gut und Böse. Dem tapferen Helden wird eine edelmütige und toughe Frau zur Seite gestellt und beide sind nur mit positiven Charaktereigenschaften ausgestattet. Die Feinde sind wankelmütig, leicht dämlich, benehmen sich unzivilisiert und sind bösartig brutal nur zum Selbstzweck, während Rapp mit seiner Gewalt Menschen retten will. Mich persönlich hat die Journalistin dann mit der Zeit doch einigermaßen genervt. Nicht ganz so ausführlich wie Clancy und Ludlum hat Vince Flynn auch den politischen Zwist von Parteiführern, Beratern und den Diensten wie Secret Service, CIA, FBI und den Kampfeinheiten wie SEALs sowie die Medienmanipulation durch die Politiker und die Manipulation der Bevölkerung durch die Medien ins Geschehen integriert. Diese Machtsppielchen werden immer wieder durch Aktivitäten von Rapp auf der Spur der Geiselnehmer und den Verbrechern unterbrochen, sodass trotz einiger Diskussionen und Dialoge kein länger andauernde Durststrecke das Lesen zur Qual macht. Der Stil ist flott, leicht zu lesen,die Story nicht zu komplex, um sperrig zu wirken und die Action dann auch rasant und in Kleinigkeiten dann auch recht derbe. Ein typischer Flynn und wer diese Art Bücher schätzt, kann hier gerne zugreifen. Es gibt rund 630 Seiten Polit- und Actionthriller voller Spannung satt.

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