Mittwoch, 18. Oktober 2017

Buchreview "Weltenkrieg 2 - Stunde X" T. Zola

Tom Zola. Weltweit werden Angriffe der Marsianer gemeldet: Deren Tripods marschieren in Europa, in Asien, in Australien. Lieutenant Rick Marten und seine Spezialeinheit müssen den Abwehrkämpfen tatenlos zusehen, sie sollen im Jemen verbleiben, werden dort täglich auf Patrouillenfahrten geschickt und mit dem Elend der unter Krieg und Hunger leidenden Bevölkerung konfrontiert. Erst als im Jemen ein weiteres Objekt marsianischen Ursprungs auftaucht, offenbart sich Marten der Sinn seiner Mission. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt – und gegen die Kämpfer von Al-Qaida, die in den Marsianern göttliche Abgesandte zu erkennen glauben.

In China gibt es eine Konfrontation zwischen der Heimatverteidigung und den Außerirdischen. Der Stolz Chinas obsiegt in diesem Scharmützel. Unterdessen soll der Brohengst Walther Desmond den berüchtigten Alien-Spezi Stroker ausfindig machen. Ihm gelingt ein Durchbruch, der allen gefällt - außer ihm. Nun soll er nämlich in den Außendienst. Gerade er - untrainiert, stabil gebaut, eher unbeweglich und so mutig wie eine Maus vor drei Katzen. Auch noch in den Kosovo, wo seit den Kriegswirren eh nur durchgeknallte Ballerfuzzis rumrennen. Aber es bleibt ihm nichts weiter übrig. Befehl ist Befehl. Dazu muss er in die Rechnungsabteilung, um die Finanzierung des Trips abzusegnen. Bald wünscht er sich, schon im Außendienst zu sein und nicht in diesem Büro. Die Tortur geht vorüber, die Reise los. Rick Marten ist im Jemen unterwegs auf Patrouille. Doch hier geschieht zwar auch Schreckliches, aber er darf nicht eingreifen. Dieses Grauen macht ihn schier fertig - und lässt dann seine Gedanken Richtung kriselnde Ehe kreisen, was ihn auch nicht auf andere Gedanken bringt, die ihn diesen Einsatz leichter ertragen lassen würden. Dann geraten sie auch noch an Al Qaida-Kämpfer, die die Gunst der Stunde für sich nutzen wollen und die Angreifer aus dem All als willkommenen, wenn auch nicht wirklich freiwilligen Partner verstehen, der ihnen hilft, die Ungläubigen vom Planeten zu fegen. Jetzt muss Martens Truppe doch zeigen, was sie drauf hat. Und damit beginnt ihr Einsatz erst richtig. Von wegen fehl am Platze.

Zuerst einmal kurz zum Autor. Der ist garantiert ein Schelm, der sich vermutlich das Kichern ob seines Kniffs kaum verkneifen kann. Schafft er es doch tatsächlich zwei Romanreihen  unterzubringen, die vom Thema her durchaus als ähnlich zu bezeichnen sind. Ist ja an sich nicht schlimm, aber als Leser muss man sich dann vom Kollegen Bernau aus "V-Fall Erde" gedanklich lösen, um wieder zu Lieutenant Marten und den Seinen zu finden. Seine "Stahlzeit"-Serie hab ich zwar hier, aber ungelesen, sodass ich nicht weiß, ob er da auch noch ein paar Außerirdische untergebracht hat. Jetzt aber zu den Marsianern, die er nach H. G. Wells doch glatt noch einmal auf die Erde loslässt. Er gibt auch eine feine Begründung ab, warum die es jetzt wieder probieren. Aber er nutzt seinen Roman auch, um einige Themen anzusprechen, die zwar nur kurz beleuchtet werden, aber aus dem Unterhaltungseinerlei einiger seiner Kollegen doch herausragen. Da wären die Truppen, die von Organisationen auf Friedensmissionen um die Welt geschickt werden. Die dürfen aber nur bei kriegerischen Akten dazwischengehen, aber das Leid der Bevölkerung nicht lindern, sie dürfen nicht helfen. Die Männer und Frauen, die ihren Dienst tun, müssen diese Bilder, die ihnen zugemutet werden und die sie kaltlassen sollen, erst einmal verdauen. Ihnen wirklich begreiflich machen, warum sie hier nicht aktiv werden dürfen, ist vermutlich unmöglich. Hier wird Menschlichkeit unmenschlich unterdrückt. Befehlshierarchie halt. Die Chefetage kennt solche Sachen nur aus dem TV, da kann man leicht derartige Befehle geben. Ein weiterer Punkt sind die Kriegsgewinnler, die es in jeder derartigen Auseinandersetzung gibt. Besonders erfreut snd da die Waffenexporteure und -händler. Auch recht unverständlich, dass aus Ländern, die Soldaten auf Friedensmissionen schicken auch die Waffen stammen, die diese Missionen erst nötig machen. Verrückte Welt. Den Kampf der Religionen hat er zwar auch erwähnt, aber nicht überstrapaziert. Und er nimmt sich nicht nur ernste Themen vor, er lässt auch ne Ecke Humor einfließen, auch wenn sein Zahlenjongleur Richter doch etwas sehr überzeichnet ist mit seinen Sprüchen über Märchensteuer und so weiter. Da konnten andere Frotzeleien mehr punkten. Die Action der Kämpfe gegen die Islamisten oder gegen die Angreifer vom Mars erscheint ordentlich choreographiert, bietet unterhaltsame Kurzweil und diverse Überraschungen, Wendungen und Ideen, was die Marsianer zu einem neuen Angriff bewogen haben könnte und die die Menschheit nun darauf reagiert. So lesen sich die 260 Seiten wie im Flug und obwohl Darmstadt und Umgebung diesmal verschont wurden, sich die Schlachten nun außerhalb Deutschlands zutragen, bietet "Weltenkrieg 2 - Stunde X" flotte Lesestunden mit einem Buch, das kaum Längen oder Durststrecken aufweist und gespannt auf den dritten Teil macht, der gerne zeitnah kommen darf. Vielleicht kommt vom Autor auch mal ein reiner Actionroman, der sich vor den Werken von Könnern dieses Genres wie Reilly, Greaney, Kay oder Thor nicht zu verstecken braucht. Bis dahin weiter mit "Weltenkrieg" und "V-Fall Erde".

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