Mittwoch, 15. November 2017

Buchreview "Nemesis" G. M. Hopf

G. Michael Hopf. Lexi ist eine außergewöhnliche Frau, gefangen in einem durchschnittlichen Leben. Ohne einen wirklichen Sinn im Leben zu finden wechselte Lexi ziellos von Job zu Job - bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem die Lichter ausgingen. In den frühen Morgenstunden wurden die Vereinigten Staaten von Amerika Ziel einer verheerenden Attacke. Ein Super-EMP zerstörte das gesamte Energienetz und machte beinahe jedes elektrisch betriebene Gerät nutzlos. Millionen Menschen fanden im unmittelbaren Chaos danach den Tod, und Millionen weitere sahen sich einem Schicksal gegenüber, das noch weitaus schlimmer als der Tod sein würde. In dieser neuen Welt, in der die Infrastruktur verwüstet und die Regierung handlungsunfähig geworden ist, findet Lexi endlich zu ihrer Bestimmung. Doch zu welchem Preis?

Lexi ist eine lebenslustige Frau, der nichts mehr am Herzen liegt als zu feiern. Was? Egal, hauptsache feiern. Zusammen mit ihrer Schwester genießt sie das Leben. Aber nach einer durchzechten Nacht wird das Erwachen dann umso dramatischer. Keine funktionierenden Handys, kein Radio, kein TV - nichts. Aus den meisten Nachbarapartments sind die Leute auf den Hof gelaufen und rätseln herum, was passiert sein könnte. Greg, einer der Nachbarn, erklärt, dass es ein EMP gewesen ist, der alles lahmgelegt hat. Die Mädels haben keine Ahnung, was das überhaupt ist und andere Bewohner bezweifeln die Richtigkeit dieser Angaben. Ebenfalls in der Wohnanlage ist ein alter Mann namens Frank, der schon viel miterlebt hat und den Mädels zeigt, wie man überlebt und mit Waffen umgeht. Sie werden ihm bald sehr dankbar dafür sein. Denn ab jetzt regiert in den USA das Chaos, die pure Gewalt.

Lexi ist eigentlich eine dieser Ladies, die wenig Nutzen im Leben bringen. Das Einzige, was sie wirklich noch interessiert, ist ihre Schwester Carey. Und während der aus Lexis Sicht erzählten Story erfährt man auch den Grund dafür, den ich aber für etwas zu oberflächlich und platt sowie überzogen halte. Dicker konnte man kaum auftragen, um viel Drama einzuflechten und der Hauptfigur Sympathiepunkte zu sichern. Dabei wäre das gar nicht weiter nötig gewesen, denn die Lexi, die hier ihre Geschichte um den Beginn des Niedergangs der Zivilisation, die sie kennt, ist längst eine andere als das Feierbiest zu lauschigen Zeiten. Während ihrer Odyssee durch das verheerte Land, gerieben von Rache, ist sie hart und skrupellos geworden, ein Opfer der Umstände, die sie ihre Menschlichkeit haben verlieren lassen. Misstrauisch gegen jeden Menschen, der ihr begegnet, immer auf der Hut, aber auch trinkfest wie ein kanadischer Holzfäller. Die Geschichte ist actionreich und flott bis rasant verfasst und bietet mit einigen Klischees zwar Ansätze für negative Kritik, doch der Unterhaltungswert überwiegt diesen Mangel. Der kurze Trip mit Gordon, um ihren Rachedurst zu stillen, lässt Lexi allein und verwundet zurück, ohne eine Ahnung, wo sie denn nun in dieser gefährlichen, neuen Welt hin soll. Romane um den Zusammenbruch der Gesellschaft gibt es viele, aber nur wenige sind so interessant gestaltet wie die Reihe "The End" und das Spin-off "Nemesis" um Lexi (vielleicht John Birmingham mit seiner "Without warning"-Trilogie kann da mithalten, aber die Reihe wurde nach zwei Büchern hierzulande nicht weiter veröffentlicht.). Ein Endzeit-Roman, der sich damit begnügt, menschliche Monster als Feinde ihrer Rasse auftreten zu lassen. Hier und da einige emotionale Momente, aber hauptsächlich Überlebenskampf gegen sämtliche Widrigkeiten in einer neuen Zeit, die erbarmungslos alles von den Protagonisten fordert. Flotte 250 Seiten,die zwar den Leser nicht fordern, aber als reine Actionunterhaltung gut funktionieren.
John Birmingham:
https://www.fantasticfiction.com/b/john-birmingham/without-warning.htm
https://www.fantasticfiction.com/b/john-birmingham/weapons-of-choice.htm

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