Donnerstag, 9. November 2017

Buchreview "Savages" G. F. Gifune

Greg F. Gifune. Es begann als Urlaub auf den Cook-Inseln. Doch als sieben Freunde in der Südsee verloren gehen, nachdem ihr Boot in einem Sturm kentert, müssen sie tagelang in einem kleinen Rettungsboot auf dem Ozean überleben. Meilen vom Kurs abgekommen und fern von ihrer ursprünglichen Position, weit draußen im offenen Meer, treffen sie endlich auf eine kleine, nicht kartografierte Insel. Sie nehmen den Kampf ums Überleben auf, in der Hoffnung, früher oder später gerettet zu werden. Doch die Insel ist nicht das Paradies, das sie zu sein scheint. Stattdessen ist sie ein Ort des Entsetzens, des Todes, der Folter und des Bösen. Ein Ort voll schrecklicher Geheimnisse, die lange Zeit begraben und vergessen waren. Und sie sind nicht allein. Etwas bewacht diese entsetzlichen Geheimnisse, etwas Böses und schonungslos Gewalttätiges, ein uralter Schrecken, geboren aus Zorn und Rachsucht, ein blutrünstiges Raubtier, das lebt um zu töten und das nichts davon abhalten wird, die Insel vor jenen zu beschützen, die in sein dunkles Königreich eindringen. Das Wilde ist frei und es gibt kein Entkommen.

Ein Sturm macht die Bootstour einiger Freunde schnell zu einem Survival-Trip. Das Boot sinkt, ein Besatzungsmitglied stirbt und inklusive Kapitän müssen sie sich zu acht ein Rettungsboot teilen, das für sechs Personen ausgelegt ist. Mit viel Glück werden sie irgendwann an Land gespült, doch eine ihrer Freunde ist verschollen. Bevor sie die Insel auskundschaften und ihren Freund suchen wollen, richten sie sich mit ihren kargen Mitteln ein. Nach und nach dämmert es ihnen, dass dieses kleine Fleckchen Land auf keiner Karte verzeichnet ist. Es ist fraglich, ob sie je gefunden werden. Und dann haben sie immer wieder das Gefühl beobachtet zu werden. Ein Angriff, der schier aus dem Boden zu kommen scheint, macht ihnen klar, dass sie auf diesem Inselchen in größter Gefahr schweben. Jetzt haben sie nicht nur die Elemente gegen sich, denn etwas ist auf dieser Insel, das sie hier nicht haben will. 

Greg F. Gifune hat sich von seinem bekannten Terrain entfernt und geht das Wagnis ein, einen soliden Horror anzubieten, den die Leserschaft so von ihm nicht gewohnt ist - der Autor splattert. Die Zutaten bieten nichts Neues an der Front des Grauens, aber dafür spannende Unterhaltung. Man nehme ein Grüppchen, das auch einige leichtbekleidete Damen dabei hat und lasse sie sich auf einer Insel im Angesicht der Gefahr zanken. Klingt tatsächlich wie ein Laymon, doch statt sich auf gierige Blicke nach den Vorzügen der Ladies zu beschränken, bietet Greg F. Gifune auch eine Geschichte, die nicht zu überdehnt ist mit nutzlosem Schwachsinn, sondern neben dem Kampf auch die Veränderung in der Gruppendynamik zeigt, wenn aus Alphamännchen plötzlich die Verlierer werden oder man um des eigenen Überlebens Willen sämtliche Skrupel über Bord wirft. Was den Überlebenden dann tatsächlich das Leben noch schwerer macht, wird lange Zeit nur angedeutet und nicht klar benannt, sodass die eigene Neugier natürlich die Spannung steigert. Bis man aber erfährt, was es mit der tödlichen Bedrohung auf sich hat, fließt eine Menge Blut, werden Körperteile abgetrennt und wenn man sich schon auf das Trashgebiet eines Laymon wagt, muss wenigstens eine kleine - von Frauenseite aus unfreiwillige - Nummer schon drin sein. Ein Mix aus etwas Mystery, Inselhorror und sich steigerndem Blutvergießen machen "Savages" zu einem feinen Slasher, den man von diesem Autor so nicht erwartet hätte. Ich vermute mal, dass die Meinungen zu dem Buch auch total auseinandergehen werden. Mir hat es gefallen, weil sich ein Meister des Psychohorrors auf einen anderen Pfad begeben hat und die Story so richtig schönes B-Movie-Feeling aufbringt. Gerade die Auflösung, wer oder was da die Insel bewacht, passt in die Kategorie. Lange verborgene Geheimnisse und durchaus Charakterwandlungen, die im Drang zu überleben, aus den besten Freunden wilde Bestien machen können. Mit all diesen Komponenten hat Greg F. Gifune in einem angenehmen Stil einen flotten und blutrünstigen Pageturner geschrieben, der taggleich zu lesen begonnen und beendet wurde. Wer also auf splatterigen Horror der pulpigen Art steht, sollte, ja muss hier zugreifen, da die 230 Seiten alles bieten, was man in der Hinsicht erwartet, nur halt nicht von Gifune - und deshalb ist es erst recht eine Anschaffung wert. Der Meister kann auch anders und ist einem Richard Laymon immer noch um Längen voraus.

2 Kommentare:

Succubus hat gesagt…

Schöner Tipp. Hätte ich ohne dich gar nicht mitbekommen. Wird geholt!

Anonym hat gesagt…

Ist halt für Gifune-Maßstäbe einfach gestrickt, hat aber gerade deswegen Spaß gemacht und bei einigen Szenen, konnte ich die Filmbilder, die da kommen MÜSSEN schon vor mir gesehen. Natürlich ohne miese CGI und ohne Nicolas Cage.

Gruß
Harry