Mittwoch, 17. Januar 2018

Buchreview "Dark wood" T. Finn

Thomas Finn. Die Handlung: Ein gnadenloser Kampf ums Überleben
Die Schauplätze: Norwegens undurchdringliche Wälder. Ein unheimliches Höhlensystem. Ein geheimes Militärlager aus dem Zweiten Weltkrieg mit Forschungslabor. Ein uraltes Wikingergrab.
Die Charaktere: sechs Angestellte einer Hamburger Werbeagentur, vier Männer, zwei Frauen, die sich nicht besonders mögen. Das TV-Team einer neuen Reality-Show. Ein Verräter. ETWAS, das in den Wäldern lauert: uralt, grausam – und ansteckend! Quelle: Amazon. Sieht man auch deutlich.


Wenn ein Autor über eine dieser rotzigen TV-Shows schreibt, die dem Kunden vom Privatfernsehen inklusive Dauerwerbung angeboten werden, dann bleibt es nicht aus, dass die Charaktere die reinen Klischees sind. Denn was für Gestalten dienen sich denn bei diesen Shows an? Genau - Promis von eigenen Gnaden, die teilweise zu doof zum Leben sind. So gibt Thomas Finn nicht nur einige wenig dezente Anmerkungen zu derartigen TV-Events (Wie lächerlich, von wegen Event. Vermutlich abgeleitet von "event"uell schaut es einer.), er erfüllt auch Crew und Spieler mit den zu erwartenden Attitüden. Zusätzlich angeheizt wird der ganze Sermon noch durch die Hinterfotzigkeit der TV-Macher, die dann im geeigneten Augenblick Interviews oder private Details der Spieler unter den Zuschauern und Kollegen verbreiten, die "Emotionen wecken", also Streit verursachen sollen. Gewohntes Bild + dem telegenen Schwachkopf von Moderator, der mit seinem dämlichen Gelaber auch das Publikum anheizen will - alles für die Quote (Lug und Trug wie im wahren Leben durch diverse Konzerne oder Anbieter von Dienstleistungen und Versicherungen sowie Anbietern von Software für sicheres Surfen im Internet - Kasse machen für nichts. Und das mit gesetzlicher Duldung). Zum Spiel: Waren die Spieler zuvor wenigstens nach außen hin eine Einheit zur Rettung ihrer Firma noch eine Einheit, bröckelt das immer mehr. Dabei zeigen sich aber auch so einige Charktereigenschaften, die aus einem Drehbuch stammen könnten. Von Unterschlagung bis Fremdrammeln ist alles dabei. Zickenkrieg ist angesagt. Bis dann tatsächlich etwas passiert. Man tut es lange als fiese Aufgaben der Spielleitung ab, was denen ja zuzutrauen ist, merkt aber bald, dass da etas ganz und gar nihht stimmt. Ab diesem Zeitpunkt wird es tatsächlich einigermaßen spannend und man weiß als Leser nie, ob da wieder ne miese Nummer der TV-Macher dahintersteckt, sich einer der Kandidaten Vorteile verschaffen will oder eine echte Gefahr lauert. So entsteht dann auch etwas Grusel, eine Prise Höhlenhorror (Freunde, nicht, was ihr wieder denkt😁), Geraschel im Gebüsch (ähem), seltsame Schatten und scheinbar haarige Figuren. Dazu ein bisschen Blut, viel Gezicke, leider auch ne Menge Blödsinn zum Raten (Trolle, Nazis, Wikinger, Buchautoren, TV-Macher,  Politiker - wer spielt denn nun Haschmich im tiefen norwegischen Wald, der natürlich von einem deutschen Verlag und einem - vermeintlich - deutschen Autor einen englischen Titel verdient) und ein Ende, das auch so eine Sache ist. Zwar passend zu diesem rosa Plüsch-Horror für Massenverlage, aber ansonsten ziemlich an den Haaren herbeigezogen und blass wie die Protagonistin die meiste Zeit. Nee, zu süß. Einzig positiv ist der flotte Stil von Thomas Finn. Wenn ich denn schon unrealistischen Quatsch lesen will, dann bitte im Acton- und "richtigen" Horrorbereich. Aber jetzt sind wir wieder ganz tief im Bereich der unterschiedlichen Geschmäcker und über die lässt sich bekanntlich nicht streiten. Jedem halt das Seine. Meins waren die rund 370 Seiten im Endeffekt nicht. Bin aber wohl schon zu verwöhnt von Verlagen wie FESTA, Luzifer und Voodoo-Press.

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