Dienstag, 12. Juni 2018

Buchreview "Ghost flight - Jagd durch den Dschungel" B. Grylls

Bear Grylls. Will Jaeger, Ex-Elitesoldat und Gründer von Enduro Adventures, erhält den Auftrag seines Lebens: Für eine TV-Show soll er mit einer Gruppe von Kandidaten ein mysteriöses Flugzeugwrack aus dem 2. Weltkrieg im brasilianischen Dschungel bergen. Doch bei den Vorbereitungen stirbt sein Freund Smithy. Die Polizei wertet den mysteriösen Tod als Unglück. Ein Symbol, das der Tote trägt, lässt Will jedoch Böses erahnen. Denn er hat es schon einmal gesehen: in den Hinterlassenschaften seines Großvaters, des legendären Nazi-Jägers.

Ein weiterer SAS-Mann, der seine Erfahrungen nach dem Ausscheiden aus dem Dienst gewinnbringend einsetzt. Von mir aus hätte er sich Opas Feindbild gerne sparen können, die Briten haben genug Menschen während ihres British Empire niedergemetzelt, dass er sich seine Feinde dort hätte suchen können und nicht schon wieder Nazis. Liebe Freunde aus Goßbritannien, USA und Russland, beim Auslöschen ganzer Völker hattet ihr eure großen Nasen auch ganz schön weit vorne. Und die Methoden waren (fast) genauso widerlich.
Abgesehen davon ist "Ghost Flight - Jagd durch den Dschungel" ein Abenteuerbuch, wie man es sich wünscht. Irgendwo im tiefen Dschungel im Grenzdreieck von Brasilien, Peru und Bolivien liegt eine uralte Nazi-Maschine und die birgt eine brisante Ladung. Wer ist besser dazu geeignet als Will Jaeger, der Jäger. Truppe zusammengestellt, nebenbei erfahren, dass sein Freund Smithy bei einer vorbereitenden Maßnahme verstarb (geschieht sozusagen im Off), die ein Unfall gewesen sein soll, woran keiner glaubt. Und nach einem Start wie man ihn aus unzähligen Abenteuerfilmen kennt - also die Teambildung, die Zickereien, die Zweifel, - geht es dann ganz zackig in die Wildnis. Unterwegs wird dann erklärt, wie sich die Alliierten recht schamlos daran machten, Nazi-Deutschlands übelste Verbrecher zu retten, weil sie Wissen hatten, das man gebrauchen konnte (Aber immer gegen die Deutschen hetzen.). Tja, was kann so ein Abenteuer auch sein, ohne dass man einen Verräter in der eigenen Truppe suchen muss? Wäre ja langweilig, den auf der Checkliste zu vergessen. Es werden also einige Klischees verbraten im Erstling des Autors, der sich seinen Will Jaeger auf den Leib schrieb oder umgekehrt, sich bei der Charakterisierung seines Buchhelden an sich selbst orientierte. Ist ja nicht schlimm. Ein bisschen Drama um seine tote Familie und eine zwielichtig-zickige Russin im Team sorgen für Emotionalität, die den Helden hin und wieder packt. Aber die meiste Zeit ist er mit reiner Abenteueraction gegen fiese Feinde, noch fiesere Dschungel-Tiere und Nazis beschäftigt. Störfeuer aus den USA können aber einen echten Briten vom SAS niemals von einem Vorhaben abbringen. Nicht zu vergessen bisher von der Außenwelt niemals wirklich gestörte Indiostämme nehmen sich auch ihre Zeit in dem Spiel mit der Gefahr und Will Jaeger überzeugt mit einigen Stunts, manchen Härten (Aber nicht zu vergleichen mit Autoren wie Chris Ryan oder Scott McEwen) und auch die eine oder andere (kleinere) Überraschung. Nichts wahrlich Neues, aber alles doch zu einem sehr unterhaltsamen Abenteuer gemixt, das einen modernen Indiana Jones auf die Lesergemeinde loslässt und sie wohl auch weiterhin mit derartigen Stoffen versorgen wird, denn das Ende hat schon einen deftigen Cliffhanger zu bieten. Insgesamt eine recht flotte und mit Spannung gewürzte Leseunterhaltung, die eigentlich nach einer Verfilmung oder zumindest einer TV-Serie geradezu schreit. Würde ich befürworten, solange es nicht von dem Scheiß-Netflix kommt.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Netflix tut gegenwärtig mehr für die Filmkunst als die etablierten Filmstudios. Letzere scheinen nur noch auf Zielgruppenanalysen zu schauen, wohingegen Netflix auch Projekte fördert, die von Studios abgelehnt worden sind bzw. in jenem Umfeld niemals realisiert werden würden, da sie als wenig massentauglich erscheinen.

Man denke nur daran, dass Scorseses Projekt IRISHMAN von allen abgelehnt wurde. Netflix hingegen ermöglichte Scorsese das Projekt, stellte ihm sogar ohne Murren mehr Geld als ursprünglich geplant war zur Verfügung und erlaubte ihm sogar so viele Drehtage wie noch nie (!) für sein Projekt zu beanspruchen.

Ich könnte noch zahlreiche weitere Beispiele nennen, die plausible Gründe dafür ins Feld führen, dass Netflix eine Bereicherung für die gegenwärtige Filmkunst ist, da eben diese ohne den (sehr, sehr günstigen) Streamingdienst um einiges (!) ärmer wäre.

LG
Doc Holliday (nach langer Abstinez mal wieder am Start)

Anonym hat gesagt…

Selbst wenn du mich widerlegst, bleibst du ein gern gelesener Gast.

Du magst mit all deinen Argumenten völlig recht haben, aber solange man mich mit deren Veröffentlichungspolitik zu einem Account ZWINGEN will, werde ich weiterhin vertreten, dass das ein Drecksladen ist. In dem Fall schalte ich auf stur und lasse sie ihre Filme ben behalten.

So eine ähnliche Politk hat sich damals auch Premiere, ja so hießen die da noch, gedacht, als sie aufrüsteten. Und tschüss.

Wie gesagt, manchmal bin ich ein Dickkopf (Meine Gattin würde hinter das "manchmal" noch ein Fragezeichen setzen).

Gruß
Harry

Brice hat gesagt…

Interessant, habe die Survival Serie mit Bear Grylls immer gerne gesehen. Der Typ ist auf jeden Fall keine Memme. Das Buch werde ich mir auch besorgen, da auch vom Thema mein Ding. Würde mich interessieren ob er das wirklich selber verfasst hat.

Zum Thema Netflix könnte man ja auch dagegen halten und sagen das dich die Studios zu einem Blu Ray/DVD Kauf zwingen wollen ... vermutlich ein Thema über das man dann endlos diskutieren kann. Es macht aber schon Sinn das die sich Ihr Geld wiederholen wollen. Außerdem müssen die Kunden ja auch gehalten werden und Nachschub bereit gestellt werden. Viele Netflix Filme waren in meinen Augen dennoch murks, ambitioniert, aber mehr nicht. Nur Bright hat mir wirklich gefallen. Annihilation muss ich mir noch ansehen. Serien hingegen können Sie gut. Tipp für Harry, lass deine Frau einen Netflix Account machen, dann bist du raus und kannst heimlich gucken ohne es zu erzählen :D

Anonym hat gesagt…

@Brice. Ich will die Filme auch fürs Regal. Haben und schauen, wann ich will oder um die Regale streunen und einfach nur die Sammlung begaffen.
Was Alternativen wie Pay-TV angeht, scheitert das an einer Hausregel, die aufgestellt wurde, damit ich wenigstens etwas Zurückhaltung übe, was meine Filmverrücktheit angeht. Heißt: entweder kaufen oder nur TV/Streaming. Wofür ich mich entschieden habe, ist klar.

Was den Bear angeht, gibt es wohlüber den will Jaeger derzeit drei Bücher. Zudem hat er noch eine Jugendreihe am Laufen. Was davon hierzulande noch veröffentlicht wird, weiß ich aber nicht.
Was jetzt dieses erste Buch angeht, hab ich bei Shane angefragt, ob er es will. Noch keine Antwort. Falls er es nicht will, kannst du es haben. Warte also noch etwas mit einem eventuellen Erwerb.

Gruß
Harry