Donnerstag, 14. Juni 2018

Buchreview "Sniper Elite: Geisterschütze" S. McEwen & T. Koloniar

Scott McEwen & Thomas Koloniar. Spezialagent Chance Vaught soll während einer Mission in Mexiko für die Sicherheit des Teams der US-Drogenkontrolle sorgen. Doch die Autokolonne gerät ins Fadenkreuz eines Scharfschützen, der irgendwo in der Ferne lauert. Vaught ist in höchster Not. Auch der Navy SEAL Gil Shannon kann ihm nicht helfen. Er ist offenbar bei seinem letzten Einsatz ums Leben gekommen. Die Männer und Frauen sind dem Geisterschützen hilflos ausgeliefert. Nach und nach holt er sich seine Opfer.

Ist zwar schon einige Zeit her, dass ich den rabiaten "Chris Ryan Extreme: Schwere Ziele" als wahrlich extremes Actionbrett mit menschenverachtenden Tendenzen hier recht begeistert vorgestellt habe. Ein knüppelharter Actionroman, der vor nichts halt macht und sich auch nicht neue Einflüsse schert, die doch eher in die Gleichmacherei spielen sollen. Bei Ryan ging es um die Favelas und die ultrabrutalen Gangs, die dort die Szenerie fast unbehelligt beherrschen. McEwen und Partner Koloniar lassen den geneigten Leser nun am entsetzlichen Drogenkrieg in Mexiko teilnehmen. Einem Land, in dem ganze Städte von den Kartellen eingenommen wurden und nach deren Pfeife tanzen. Das Vorgehen ist brutal und rücksichtslos, wer nicht spurt, verschwindet und ist dann üblicherweise irgendwann tot aufzufinden, falls er/sie/es nicht an die allesfressenden Schweine verfüttert wurde. Die Polizei, die Politiker? Machtlos oder gut bezahlte Mittäter. Wer sich also die letzten Jahre mit den Nachrichten aus beiden Ländern nur etwas beschäftigt hat, weiß, dass weder der Film "Sicario" noch die beiden Autoren übertreiben. Was also auch hier bei dem Autorenduo an Gewalt und Blutvergießen, Verzweiflung in der Bevölkerung oder Korruption in den Regierungen geschildert wird, könnte, so hart und blutrünstig es erscheint, im wahren Leben noch schlimmer sein. Eigentlich musste man nur noch eine Story kreieren, die man als Roman um diese Zustände herum anlegt. Und genau das legt der Festa-Verlag mit dem vierten Band aus der Reihe "Sniper-Elite" hier vor. CIA, FBI, Söldner, DEA, Auftgragskiller und Kartellbanditen, Politiker und Polizisten - alle sind irgendwie in diese bluttriefende Show verwickelt, bei der Gil Shannon zuerst einmal außen vor bleibt. Aber man wird ihn brauchen, da ein anderer Sniper hier mit einem großkalibrigen Gewehr und Spezialmunition Menschen in Fetzen schießt. Ein Mann, der schon am Rad dreht, für den Töten eine Sucht ist und der immer mehr will. Doch bis die beiden Scharfschützen aufeinander treffen, müssen in wahrhaft kriegsähnlichen Szenen und Kämpfen noch etliche Menschen ihr leben lassen. Höllisches Tempo, hoher Unterhaltungswert und auch einiges an Spannung plus ein paar seltsame Figuren, die hinter dem Pulverdampf ihre eigenen Spielchen austüfteln. 
Wer Action nicht mag, erst recht keine überharte, lässt besser die Finger weg. Doch wer sich der Action-Reihe aus dem Festa-Verlag eben wegen jener verbunden fühlt, wer rasante Kracher bei den Kost- und Kundenwunschverächtern von Großverlagen vermisst, der MUSS hier eigentlich zugreifen. Gnadenlos, rücksichtslos und doch verdammt nah an der Wahrheit und der Realität, die manchmal schlimmer ist als die Fiktion. Rau und aufwühlend. Ein Page-Turner vor dem Herrn und ein 11/10-Kandidat.

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