Dienstag, 21. August 2018

Buchreview "Durst" Jo Nesbo

Jo Nesbo. Ein Serienkiller findet seine Opfer über die Dating-App Tinder. Die Osloer Polizei hat keine Spur. Der einzige Spezialist für Serientäter, Harry Hole,ist aus dem Polizeidienst ausgestiegen. Doch Holes alter Chef Mikael Bellman setzt ihn unter Druck und zwingt ihn in die Ermittlung. Da verschwindet eine weitere junge Frau, ausgerechnet eine Kellnerin aus Holes Stammlokal. Und der Kommissar muss sich der Wahrheit stellen, dass der Mörder für ihn kein Unbekannter ist.

Vor einiger Zeit habe ich den Film "Schneemann" gesehen und fand ihn wenig gelungen, was nicht am Darsteller Michael Fassbender lag, sondern weil man einfach mitten ins Leben des Harry Hole geworfen wurde. Kaum etwas zur Vorgeschichte, die Handlung wie in Hollywood üblich eh verändert, Figuren wie Rakel oder Oleg an den Rand gedrängt.
Daher war es eine Wohltat, sich dem Harry Hole der Bücher zu widmen. Zwar werkelt Herr Nesbo mit altbekannten Mitteln, aber auch mit altbekannten Figuren. Sei es der Taxifahrer Eikeland nun als Barmann, Mikael Bellman intrigant wie eh und je, lässt Truls Berntsen wieder die Drecksarbeit machen. Doch in all den Beziehungen zwischen den Handelnden kriselt es. Harry lässt sich mit Rakel auf ein "was wäre, wenn"-Spielchen ein, das beinahe ausartet, Oleg zweifelt am Vater, andere begehren gegen ihre Lieben oder ihre Chefs auf und mittendrin der Vampirist, der sich seine Opfer von der Straße holt. Falsche Fährten, (erwartete) Wendungen und List gepaart mit Heimtücke. Einige recht blutige Szenarien, die man von Jo Nesbo auch schon erwartet hat. Und genau das bekommt man - das Erwartete. Im Gegensatz zu dem, was heutzutage in die Kinos kommt (Transformers, Superhelden, Fast & Furious usw.), ist das hier aber von Vorteil. Das Buch steigert die Spannung von Seite zu Seite, hält den Leser in der Story, selbst wenn die schon etwas abgedroschen scheint. Vielleicht sollte man als Autor mal den Weg gehen, nicht jeden Fall direkt mit einem Bezug zu Harry und seinem Leben zu konstruieren und dass er immer wieder etwas verbockt, wenn es ihm gerade einmal wirklich gut geht, ist mittlerweile auch fade geworden. Streckenweise zwar ein typischer und düsterer Thriller aus Skandinavien, aber da auf jeden Fall am oberen Level. Ansätze für ein weiteres Buch um den trockenen Alkoholiker und Polizeidienstabhängigen Harry Hole sind gegeben. Ich wäre wieder dabei.

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