Dienstag, 11. September 2018

Buchreview "Rituelle Menschenopfer" C. V. Hunt

C. V. Hunt. An dem Tag, als Nick endlich den Mut aufbringen will, Eve um die Scheidung zu bitten, lässt sie eine Bombe platzen: Sie ist schwanger. Nick kocht vor Hass. Wie kann diese Frau sich erdreisten, eigenmächtig über seine Zukunft zu bestimmen? Nun trifft auch Nick ohne Eves Einwilligung eine lebensverändernde Entscheidung: Er kauft in einem kleinen Kaff ein Haus, weit weg von Familie, Freunden und Kollegen. Dort wird Eve ihm ausgeliefert sein. Doch die Bewohner seiner neuen Heimatstadt sind ein bisschen exzentrisch, besonders die Frauen. Und als Nick herausfindet, was wirklich vor sich geht, ist Eve sein kleinstes Problem.

Die Hauptfigur des Buches wird dann gleich mal so eingeführt, wie man ihn dann über das gesamte Buch hinweg lieben lernen wird: als wichsendes Arschloch, das Internet-Pornos (und selbst da entpuppt er sich als äußerst wählerisch) seine Angetrauten vorzieht. Auf einer Skala von 1 - 10 schafft er es selbst in den bedrohlichsten Situationen auf eine 2 als Höchstwertung - falls der Leser gerade milde gestimmt ist. Als ihm dann eröffnet wird, dass er es zum Papa gebracht hat, erweist er sich als der pure Egoist, der die Chance nutzt, seine Gattin noch weiter runterzumachen. Aber irgendwie hatten sich da zwei gesucht und gefunden, denn das Evalein ist nur wenig besser als ihr abtrünniger Gatterich. Gegenseitige Schuldzuweisungen, Erpressungen, wenig gekonntes Schauspiel vor Freunden, Beleidigungen und Demütigungen gehören zu ihrem Umgangston. Der Umzug in das von Nick erworbene Haus macht den ganzen Schmuh nur schlimmer. Denn hier lauert etwas, das er sich niemals hätte vorstellen können. Doch zuerst muss sich der Leser durch den Zank, vulgäre Texte und dreckigen Humor zum Ziel das Plots führen lassen. Unsympathische Figuren noch und nöcher, ein Geheimnis, gegen das "Die Frauen von Stepford" Vorschulpotenzial haben und mit dieser Erkenntnis nimmt die Story an Tempo auf, wird brutaler, grausamer und sämtliche Akteure dieser Geschichte scheinen zum Ficken geboren. Und Nick, wenn er gerade nicht selbst Hand anlegt, perverse Fantasien hegt, darf bald so richtig extrem aktiv werden. Was ihn gegen Ende seiner Reisen durch die Mösen von Stepford äh oder wie das Kaff auch immer heißen mag, erwartet, konnte er sich in seinen kühnsten Träumen des gestandenen Soziopathen mit wildem Hass im Herzen nicht vorstellen. Stilistisch ist hier kein Vorwurf zu machen, wenn man nicht "überanspruchsvoll" ist und es zieht den Leser schnell ins Geschehen, was auch daranliegt, dass Nick ein derartiger Drecksack ist, dass man ob seiner Obesessionen und seinem Verhalten (Jetzt wissen wir, wie C.V. Hunt die Männerwelt einschätzt.) sogar verhalten schmunzeln muss, dass es einen derart verkorksten Kerl überhaupt gibt und eine Frau ihn geheiratet hat. Dann ziehen dich die ersten kleinen Andeutungen in den Bann, die klar machen, dass hier etwas nicht stimmt in der Umgebung ihres neuen Domizils. Und zum Finale wird es auh in der Gewaltdarstellung etwas drastischer. Ein "Must READ" ist es für Fans des Extrem-Genres allemal. Aber warum ist es dann nicht in der Extrem-Reihe erschienen? In einer Reihe mit Jack Kerouac kommt es mir unpassend vor. Aber was weiß ich schon über Verlagsarbeit? Die Qualität des Buches zählt und die ist für den geneigten Leser entsprechenden Genres gut, wenn auch ein bisserl teuer trotz feinem Cover und Lesebändchen und aus dem guten Hause Festa.

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