Mittwoch, 10. Oktober 2018

Buchreview "Project: Die Lanze" A. Lukeman

Alex Lukeman. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges arbeiten ranghohe Funktionäre des Dritten Reiches fieberhaft daran, die wertvollsten Artefakte außer Landes zu schaffen. Ein SS-General wird damit beauftragt, die Heilige Lanze – jene Waffe, mit der Longinus den sterbenden Jesus am Kreuz in die Seite gestochen haben soll und die ihrem Besitzer der Legende nach unglaubliche Macht verleiht – im ewigen Eis der Antarktis zu verstecken.
Nun, Jahrzehnte später, taucht die Lanze wieder auf, und mit ihr ein von langer Hand vorbereiteter Plan, die Länder des Mittleren Ostens gegeneinander aufzuhetzen und schließlich sogar Amerika in die Knie zu zwingen. Die Verschwörer sind selbst im Weißen Haus zu finden, und nur Nick Carter, Selena Connor und das Project-Team können die neuen Träger der Lanze noch aufhalten.


Die Story hat eigentlich nur einen Mangel und den schick ich vorweg, um dann später nicht immer wieder darauf hinzuweisen: Aus Amerika kommen mal wieder Hetzschriften gegen Deutschland in Form von ultra-bösen Nazis, die immer noch ihr Unwesen treiben. Das hatte sich kürzlich erst Bear Gryll auf die Fahnen geschrieben und ebenfalls nicht die kleingeistigen Neos gemeint, die derzeit überall ihr niederes Gedankengut mit begrenztem Wortschatz verbreiten wollen. Obwohl es bei Gryll besser in die wilde Story eingebunden wurde, nervt es trotzdem. So auch hier - und nun genug davon.

Nach "Project: Weisser Jade" nun der zweite Thriller von Alex Lukeman, der seine Protagonisten nicht simpel in ein Abenteuer hetzt, sondern sie noch mit phantastischen Elementen hinter einem Artefakt herhetzt, um sie verhindern zu lassen, dass es in die gierigen Griffel gar allzu finsterer Schurken fällt. Diese ultrabösen Mächte wollen das Artefakt doch tatsächlich dazu zweckentfremden, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Etwas, das ein echter und rein amerikanischer Autor, der im Dienste seiner friedfertigen Nation schon sein Gewehr auf Menschen anderer Gesinnung gerichtet hat, auch in einem flotten Roman nicht zulassen kann. Und so wird auch der Leser auf eine Reise geschickt, bei der im Mittleren Osten versucht wird, dieses Pulverfass durch einen von einer dritten Partei angezettelten Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten (Ja, die gemeinsam) gegen die verhassten Juden auf die Spitze zu treiben. Doch gerade in den USA treiben sich etliche Gestalten herum, die ihr Handwerk beim großen Feind gelernt haben und diese müssen unbedingt gefunden und ausgeräuchert werden. 
Die Story ist recht einfach gestaltet, die Figuren sind auch vom Reissbrett, aber insgesamt tut das dem Tempo der Jagd auf die Lanze keinen Abbruch. Es ist die reine Unterhaltung, die dem Leser nur wenig eigenes Denken oder Kenntnisse abfordert, er kann sich voll auf das temporeiche Szenario einlassen. Mit seinen 330 Seiten nicht gerade mit Überlänge glänzend, kann man das Buch in einem Rutsch durchlesen, was man ihm nur als Pluspunkt anrechnen kann. Und vielleicht nimmt sich ein spezieller Romancier namens Dan "ich schreib immer das Gleiche, merkt ja eh keiner" Brown mit seinen ausführlichen Wälzern daran mal ein Beispiel. Denn Alex Lukeman serviert feine, leichte und fluffige Kost, die den Kunden nicht für völlig blöd verkauft und ihn somit auch eher für sein drittes Abenteuer begeistern kann als der selbsternannte heroische Anführer der Mainstream-Bestseller-Listen. Wenn schon Abenteuer-Kost mit Phantastik-Bezug, dann doch Alex Lukeman und seinen 7/10. Guter Fang vom Luzifer-Verlag. Über den Cover-Künstler verlieren wir lieber kein Wort mehr, der meckert eh, obwohl er doch so weit über den Kollegen thront mit seiner Kunst.

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