Montag, 12. November 2018

Buchreview "Der Feind im Dunkeln" D. Baldacci

David Baldacci. Will Robie und Jessica Reel sind die zwei tödlichsten Auftragskiller der US-Regierung. Während ihrer gefährlichen Missionen in Übersee hält ihnen ein Mann zu Hause den Rücken frei: Blue Man, ihr Führungsoffizier bei der CIA. Als Blue Man im Heimaturlaub spurlos verschwindet, machen Robie und Reel sich sofort auf den Weg nach Colorado. Dort, in dem kleinen Kaff Grand heißt man sie jedoch nicht gerade freundlich willkommen, und das ist nur die Spitze des Eisberges. Denn im Hintergrund zieht ein gefährlicher Gegner die Strippen, ein Mann, der über Leichen geht, um sein kriminelles Imperium zu schützen. Was als Suche nach ihrem Boss beginnt, wird für Strobie und Reel bald zum nackten Kampf ums Überleben.

Eines vorweg - sie kämpfen nicht ständig nackt. 😉. David Baldacci, so er das Buch überhaupt selbst verfasst hat, steigt mit ungewohnt explosiver Action in sein neuestes Abenteuer für die beiden Profikiller im Regierungsdienst ein. So erledigt Robie rund 15 Baddies in einem ordentlichen knalligen Szenario, geschützt durch neuartigen Körperpanzer, der ein leichtes Sci Fi-Feeling aufkommen lässt, und kommt dabei nur wenig ins Schwitzen, dann kommt der Szenenwechsel, in dem Reel sich mit einem Team durch den IS metzelt, dass man glaubt, Shane Schofield habe seinen Dienst bei Matthew Reilly quittiert und hätte sich David Baldacci angeschlossen. Also Action satt. Und darum habe ich irgendwie so meine Zweifel, dass der Autor alle seine über 42 Bücher in den letzten Jahren selbst geschrieben haben soll (Nun kommt auch noch eine weitere Reihe - Atlee Pine - hinzu). Es besteht ja die Möglichkeit, dass sich ein bekannter Autor von der Nennung seines Co durch finanzielle Extra-Häppchen freikaufen kann. Scheint mir hier so zu sein. Ist aber nur eine Vermutung. Zurück zu Robie und Steel. Beide kommen nach einer gewissen Rehabilitationszeit aufgrund von Verletzungen wieder zusammen an einen Fall, plagen sich weiter mit ihren Gefühlen füreinander rum, die sie ungefähr so preisgeben wie in einer TV-Serie, in der die Täubchen sieben Staffeln um sich herum tanzen und damit den Spaß an der Serie deutlich mindern, da es doch irgendwann langweilt. Angekommen im Hinterland Colorados stellen sie ganz schnell fest, dass hier nicht nach der Pfiefe von Washington oder Political Correctness-Terroristen getanzt wird. Hier wird die Wut auf die Regierung ganz offen zur Schau getragen und man erkennen, dass die zwanghafte Bevormundung durch Regierungen und ihrer allseits aufgestellten Meinungsmacher ins Gegenteil dessen umschlagen kann, was sie mit ihren Maßnahmen erreichen wollen. So versammeln sich in diesem Schmelztiegel Neo-Nazis, Sektenführer, Prepper, die wiederum in den meisten Fällen auch ihre Menschlichkeit verloren haben und wirklich zu Rassisten oder Abtrünnigen wurden. Wer ist nun Schuld? Die Ungehörten oder die Gewählten? Nicht leicht zu beantworten. Im Buch ist es einfacher. Da sind die Parteien schnell getrennt und auf die Seiten verteilt. Und als weitere Fälle wie der des Blue Man bekannt werden, spannt auch der Leser schon so ungefähr, wo der Steppenhase hinrennt. Bis dahin lässt der Autor, wer auch immer er sein mag, den geneigte Leser zappeln, flicht einige Abzweigungen und Wendungen ein, ein Verhältnis für Robie ist auch drin und Reel ist auch nicht vor sabbernden Burschen sicher. Das Tempo bleibt recht hoch, die Spannung lange Zeit erhalten und der Stil ist bekanntermaßen für schnellen Konsum geeignet, ohne zu billig zu wirken. Selbstverständlich werden Meinungen und Ansichten, die dem momentanen Zeitgeist widersprechen und unwillkommen sind, als falsch deklariert und den Bösewichtern zugeschrieben. Aber um sich mit Mängeln der Realität auseinanderzusetzen, ist ein Baldacci wohl auch nicht der richtige Mann. Lässt man also das Politische mal außen vor, hat man einen seichten, aber temporeichen und mit Action aufgemotzten Thriller, der um Längen besser zu unterhalten weiß als die letzten Outputs des Autors.Wenigstens hat der Verlag beim Lektorat gespart, sodass man auf einigen Seiten doch schon dem eigenen Humor etwas Freilauf lassen kann, wenn immer mal wieder Namen der handelnden Personen vertauscht werden. Das trocknet etwas die Tränen für ein 22€-Buch, das so lieblos dahingeschludert auf den Markt geworfen wird. Besonders für die Publikumsverlage doch eher eine Schande.

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