Dienstag, 15. Oktober 2019

Buchreview "The store" R. Hart

Rob Hart. Du bekommst alles im Store. Aber es hat seinen Preis. Der Store liefert alles. Überallhin. Der Store ist Familie. Der Store schafft Arbeit und weiß, was wir zum Leben brauchen. Aber alles hat seinen Preis. Paxton und Zinnia lernen sich bei Cloud kennen, dem weltgrößten Onlinestore. Paxton hat dort eine Anstellung als Security-Mann gefunden, nachdem sein Unternehmen ausgerechnet von Cloud zerstört wurde. Zinnia arbeitet in den Lagerhallen und sammelt Waren für den Versand ein. Das Leben im Cloud-System ist perfekt geregelt, aber unter der Oberfläche brodelt es. Die beiden kommen sich näher, obwohl sie ganz unterschiedliche Ziele verfolgen. Bis eine schreckliche Entdeckung alles ändert.

Aktuelle Themen wie Klima, Umweltschutz, Arbeitsbedingungen und Gesetze, die unterwandert werden durch Wirtschaft und Politiker im Sinne des eigenen Profits. Zu Beginn werden Menschen zu einem Bewerbungstermin tranportiert wie in einem Bus einer Leiharbeiterfirma die Lohnsklaven zum jeweiligen Dienst. Schon der Vorgang der Bewergung ist entwürdigend, widerspricht allen Normen der momentanen Gesetzgebung. Wer bleiben darf, erlebt danach den wahren Horror einer Anstellung beim Store, dessen Gründer auch in der Ich-Form erzählend zur Geschichte beitragen darf. Und sich als raffgieriger Geier entpuppt, der all seine Handlungen geschönt darstellt. Klar, ist ja aktuell auch so. Steuern sparen, Hungerlöhne zahlen, Druck auf die Arbeiter und und und. Alles nicht neu. Und nicht lange gelesen und man hat ganz schnell erkannt, was sich hinter dem Store verbirgt. Das Geschilderte kann einen schon dazu verleiten, über die eigene Einkaufsmentalität nachzudenken. Denn so fern sind die aufgezeigten Missstände nicht mehr. Und der Verdrängung fallen nicht nur Menschen zum Opfer, die ihre kleineren Firmen oder Verlage verlieren, weil sie die Rabatte nicht mehr aufbringen können, um ihre Verkäufe beim Giganten auch gewinnbringend für sich selbst zu steuern. Bald ist der Laden rund um die Welt einer der mächtigsten Privatbetriebe der Welt. Einer, der diese übernehmen will. Die zwei Protagonisten Paxton, der sich für den Verlust seiner kleinen Firma rächen will, und Zinniia, die einen geheimen Auftrag hat, bekommen eine Anstellung beim Store. Zinnia ist abgebrüht, kennt die Machenschaften, während der etwas naivere Paxton sich von der Sterne-Wertung (Ja, direkt mit dem Kopf wird man da drauf gestoßen, wer hier hinter dem Store steckt) und einigen netten Worten und Zukunftsaussichten einfangen lässt, sodass ihn die Dauerüberwachung als Mitarbeiter kaum noch stört. Monopolisten, Verringerung der Sozialleistungen und Krankenversorgung, freiwillige unbezahlte Überstunden - keine Fiktion mehr, das ist schon alles da. Politik, die sich durch die Wirtschaft lenken lässt - gibt es auch längst. Das Buch ist nur einen Schritt weiter. Einen kleinen. Eingebettet in die Abrechnung mit dem Kapitalismus in seiner ekelhaftesten Form ist eine Thrillerstory, die auch das letzte Viertel des Buches übernimmt und nur bedingt zu Potte kommt. Für Thrillervielleser ein müdes Lächeln, wer Action erwartet, beim (fiktiven) "Keine Engel für Charlie" besser bedient. Besser als "The circle" ist das Buch aber allemal. Aber eben auch irgendwie abgekupfert. Dennoch: ich werde wohl meine Bestellungen beim nicht genannten Anbieter wohl reduzieren. Ob es länger währt, bleib abzuwarten. Für den nachdenkenswerten Stoff ne 7/10. Für den Thrillerbereich bestenfalls ne 4/10 mit Tendenz zur 3. Auch weil das Buch narrativ recht simpel daherkommt.

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