Montag, 25. November 2019

Buchreview "Anschlag auf den Präsidenten" M. Greaney für T. Clancy

Mark Greaney für Tom Clancy. Amerikanische Militärs werden ohne erkennbares System in ihrem privaten Umfeld attackiert. Jahrelang unbehelligte CIA-Agenten werden überraschend im feindlichen Ausland aufgegriffen. Das Muster wiederholt sich um den ganzen Globus. Unbekannte Hacker haben eine Sicherheitslücke in Servern von Regierung und Nachrichtendiensten gefunden und geben hochsensible Daten in die Hände der Feinde. Ist Präsident Jack Ryan das nächste Angriffsziel? Er muss alle persönlichen Gefühle beiseitelegen und mit dem höchsten Einsatz spielen, um die Nation zu retten - indem er den eigenen Sohn in die Schusslinie des Feindes stellt.

Beginnen wir mit dem reißerischen (deutschen) Titel, denn der ist im Prinzip schon eine freche Irreführung, um nicht das Wort Lüge zu verwenden. Auf den Präsidenten wird natürlich kein Anschlag verübt. Bei der Inhaltsangabe wird das Ganze schon als Frage formuliert. Und der Originaltitel lautet dann auch übersetzt "Wahrer Glaube und Treue". Vorweg bleibt aber auch festzuhalten, dass Mark Greaney weiterhin der beste der Autoren ist, die für die Verlage und die Erben des verstorbenen Geburtshelfers der Jack Ryan-Serie weiterhin Umsatz generieren sollen. Ein weiterer ist Marc Cameron, der auch bald wieder zum Zuge kommen wird. Eher überspringen sollte man die Bücher von Grant Blackwood und (vermutlich) dem neuen Mann Mike Maden, für den die Reviews aus den Staaten eher vernichtend sind. Das Geschäft mit den Co-Autoren blüht. Schnelles Geld für wenig Arbeit und Storys vom Reißbrett. So macht James Patterson seine Millionen. Gibt ein paar Zeilen für den Inhalt vor, dann geht es weiter in die "Schreibwerkstatt", wo seine Heinzelmännchen den Roman vervollständigen und ihm weiteren Ruhm und Reichtum verschaffen. Zumeist sind diese Autoren eher unbekannt (oft auch zu Recht), hin und wieder auch gute und namhafte (Russell Blake mal als Beispiel noch genannt). Nun zu der Arbeit von Mark Greaney, der mit seiner "Gray Man"-Reihe richtig guten Actionstoff verfasst hat und auch bei der Arbeit für die Jack Ryan und Jack Ryan jr.-Reihen beweist, dass es auch qualitativ ordentlich sein kann, was ein Co-Writer abliefert. Im Gegensatz zum verstorbenen Tom Clancy widmet sich der Autor aber nicht den politischen Umwälzungen, die weltweit zu großen Schwierigkeiten und Konflikten führen und nicht selten eine Verschwörung gegen die USA beinhalten, sondern er begrenzt es hauptsächlich auf regionalem Terror. So werden auch hier etliche Anschläge in den USA auf Mitarbeiter von Heer und Geheimdiensten verübt, die dann sogar in größere Attentate in der ganzen Nation münden. Der perfide Plan dahinter wird dem Leser frühzeitig nahe gebracht, die Hintermänner ebenso. Danach geht es actionreich und durchaus spannend im gewissen Rahmen weiter. Der Jack Ryan jr., der auch hier die Hauptfigur ist und nicht, wie man den Kunden immer wieder weismachen will, der Senior, nimmt sich mit den Leuten vom Campus der Sache an. Leicht irritiert durch private Verwicklungen machn die Agenten ihre Sache - natürlich - gut. Eingeflochten etwas Sozialkritik bezüglich der Auftritte in den sogenannten "sozialen" Medien, die alles sind, nur nicht sozial, und Verrätern, die sich gerne Whistelblower nennen lassen, weil das nicht so negativ klingt und einen Vaterlandsverrat verharmlost. "Anschlag auf den Präsidenten" ist gelungenes Blockbuster-Kino in Buchform, das unter einem irreführenden deutschen Titel angeboten wird. Aber Mark Greaney beweist, dass er ein sehr guter Thrillerautor ist, der dieses Abenteuer schnell und fesselnd geschrieben. Kurzweilig, flott und somit auch ein Page Turner, der aber dennoch kein "echter" Clancy ist. Und Mark Greaney ist dem mit seiner eigenen Reihe auch voraus - und die Leichenfledderei der Verlage nervt. Daher Punktabzüge auf 7,5/10.

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