Sonntag, 1. Juli 2012

Buchreview "Wolfen"

Whitley Strieber. Auf einem abgelegenen Schrottplatz in Brooklyn werden zwei Polizisten auf bestialische Weise ermordet. Ihre Kollegen Becky Neff und George Wilson untersuchen den Fall und erkennen, dass sie es mit unbekannten, unheimlichen Kreaturen zu tun haben.

Auf einem Schrottplatz mit anschließender Müllhalde werden zwei Cops (abgeleitet von der ehemals kupfernen Polizeimarke, der Copperplate) von Unbekannten getötet und verstümmelt, was die gesamte Polizeigemeinde in Aufruhr versetzt. Detective Becky Neff und ihr Partner George Wilson werden auf den Fall angesetzt. Schnell stehen sie vor einem Rätsel. Einige der am Tatort gefundenen Spuren passen zu keinem bekannten existierende Lebewesen. Karrieregeile vorgesetzte und Korruptionsvorwürfe tun ihr Übriges, um die Ermittlungen zu erschweren und vom eigentlichen Problem abzulenken. Der Fall wird von oben als gelöst betrachtet, als man sich drauf einigt, dass wilde Hunde die beiden Cops getötet hätten. Meinungen der beiden Ermittrler sind unerwünscht. Sie werden von der Sache abgezogen und an unwichtigere Fälle gesetzt - ruhiggestellt sozusagen. Doch es lässt ihnen keine Ruhe, sie bleiben dran. Zudem geht das Töten weiter. Obdachlise verschwinden, ein Blinder auf dem nächtlichen Nachhauseweg wird attackiert. Und je näher die beiden der Aufklärung kommen, umso mehr bekommen sie es auch nmit der Angst zu tun. Die Viecher sind nämlich überdurchschnittlich intelligent und verstehen es fabelhaft, fast perfekte fallen zu stellen, in denen sie ihre Verfolger vernichten wollen. Doch eben nur fast - Neff und Wilson entkommen jedes Mal. Und finden heraus, dass ihre Jäger in Horden in den Städten hausen, sich der Zivilisation angepasst haben und sich nur die Kranken und Schwachen oder solche, die nicht vermisst werden zur Beute nehmen, um nicht weiter aufzufallen. Doch Neff und Wilson sind jetzt in ihren Fokus geraten, da sie Bescheid wissen und jeder Zeuge muss getötet werden. Also wird die Jagd nach den Menschen intensiviert.

Viele werden sicher noch den genialen Film "Wolfen" mit Albert Finney und Gregory Hines in wohlwollender Erinnerung haben, der sich äußerst positiv von den altbekannten Werwolf-Filmen (ja, die Werbung versprach eigentlich einen solchen) abgehoben hat. Meines Erachtens ein sehr guter Film, der sich - wie jetzt erst vom Schreiberling festgestellt - doch erheblich von dem Buch unterscheidet. Um es vorwegzunehmen: Hier hat man einen der seltenen Fälle, in denen die Veränderungen von Buch zu Film nicht zu Qualitätsverlust führten, sondern man hat zwei klasse Werke vor sich, die beide mit unterschiedlicher Story blendend unterhalten und wenn man den Remakewahn jetzt mal auf "Wolfen" ausdehnen würde, sollte man sich bei einer Verfilmung mal näher ans Buch halten, der Film würde sicher auch gelingen, falls man sich vom gewohnten und lästigen CGI-Einsatz etwas entfernt, 3D, Wackelkamera und Schnittgewitter weglässt. Das Buch spielt in einer Zeit als ein Computer im Wohnzimmer noch etwas Außergewöhnliches war, man keine Handys zur Verfügung hatte und DNS-Spuren auch nicht genutzt werden konnten. Strieber hat zwei Hauptcharaktere kreiert, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten und ein galliger, grimmiger Humor beherrscht die Szenerie und lockert so manche Szene auf. Doch auch ernste Themen wie Korruption, Vertuschung und unerwiderte Liebe stehen auf dem Programm. Das Besondere aber sind die Kreaturen, denen Strieber Gefühle und sogar eine gewisse soziale Komponente und Verantwortungsgefühl ins Klassenbuch geschrieben hat. Seine Erklärungen zu Werwölfen oder gar Vampiren weichen weit vom landläufigen Klischeedenken ab und machen das Buch wirklich zu einer besonderen Lektüre, die zudem spannend unterhält und extrem flüssig zu lesen ist. Schnörkellos und originell sowie clever und über jeden Tadel erhaben. Leider hat Strieber mit späteren Büchern nicht mal annähernd an "Wolfen" herankommen können. Zusätzlich bekommt man von Festa aber noch die weltweite Erstveröffentlichung eines Drehbuchentwurfs für eine 25 Jahre später geplante TV-Serie geboten. Es sind mehr Notizen in knapper Fassung und kein eigenständiger Roman und leider so klischeebeladen, dass man sie von anderen TV-Serien kaum unterscheiden könnte. Eigentlich nur gut, dass die Serie dann auch nie über die Idee hinauskam. Hätte "Wolfen" sicher nur geschadet.

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