Samstag, 23. August 2008

Buchreview "Noir"

Olivier Pauvert. Dieser SciFi-Fantasy Mix führt seinen Protagonisten nach seinem Unfall mit einem Gefangenentransporter der französischen Polizei zurück in die Zukunft - etwas mehr als 12 Jahre sind seit dem Sturz in eine Schlucht und seine Befreiung vergangen und er trägt nun an sich die Kennzeichen eines Menschen mit Downsyndrom, was ihn nicht nur zum Aussenseiter degradiert sondern auch bei der Suche nach dem Mörder der jungen Frau, deren Tod er verdächtigt wird, behindert. In einem Frankreich, das sich völlig gewandelt hat seit seinem Unfall, begegnet man ihm nun mit vorsichtiger Zurückhaltung oder offener Abscheu. Hilfe kann er sich nur von anderen seiner Art erhoffen.
Auf der Jagd nach Spuren muss er feststellen, dass sich der Staat in eine Form des Diktats der Gleichschaltung verändert hat, gegen das sich nur wenige aufzulehnen scheinen. die Menschen denken gleich, kleiden sich konform und werden von Großbetrieben ausgebeutet, die ihnen in der massiven Werbung für die immer gleichen Produkte das Geld aus der Tasche ziehen. Freie Marktwirtschaft ist abgeschafft, freie Meinungsäußerung erst recht, die Politik jagt die Widerspenstigen, um sie zu kasernieren und umzuerziehen. Deshalb hat er sich mittlerweile bewaffnet bzw. festgestellt, dass er eine Waffe ist - seine Blicke können töten, was er auch zu nutzen weiß. Hilfe erhält er von weiteren Ausgestossenen, die sich in Hinterhöfen und der Kanalisation vor der Allmacht der staatlichen Geheimpolizei verstecken, um wenigstens zu überleben oder aber einen gemeinsamen Widerstand zu organisieren. Für ihn aber ist die Lösung seines Falles vorrangig, da er sich beim besten Willen nicht als Mörder dieser jungen Frau fühlt. Er vermutet gezielte Manipulation, um in ihm einen Sündenbock aufzubauen.
Das Thema des totalitären Staates wird hier - obwohl etwas an 1984 erinnernd - aus einer neuen Perspektive angegangen. Das Opfer des Systems kehrt Jahre später wieder zurück.! Im Verlaufe der Story wird dann die gesamte perfide Macht und Durchtriebenheit des Staatsapparates aufgerollt, ohne aber dabei die Hauptperson aus dem Auge zu verlieren. Insgesamt wird hier durch den Autor dazu aufgerufen die Menschenrechte, Freiheit (zur Zeit ja in Frankreich mehr als aktuell hinsichtlich der Vororte und des offenen Rassismus bezüglich der Einwanderer aus den früheren Kolonien) und den Datenschutz (mit diesem Thema darf sich aktuell Deutschland beschäftigen, da Firmen und Politik diesen ja nach Gutdünken zu eigenem Nutzen aushebeln, ohne dafür auch nur ansatzweise Strafe fürchten zu müssen, der Bürger wird allein gelassen, da die Mächtigen miteinander kungeln) nicht durch die Staatsmacht oder Wirtschaftsmonopole unterlaufen zu lassen. Hervorzuheben sei, dass der Beginn des Werkes wichtig für die gesamte Auflösung des Falles sein wird sowie die stellenweise harten und grausamen Züge, die Olivier Pauvert in seine Botschaft für Toleranz und Vorsicht vor den Regierenden mit einfließen lässt. Klarer Lesetipp.

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