Mittwoch, 12. November 2008

Buchreview "Nano"


Jeff Carlson. Der schlimmste Albtraum wird Wirklichkeit: Nanoviren, winzige, im Labor entwickelte Maschinen, geraten außer Kontrolle und überziehen die Welt mit einer vernichtenden Seuche. Fünf Milliarden Menschen fallen ihr zum Opfer. Eine Schwäche allerdings weisen die künstlichen Geschöpfe auf: Sie können nicht oberhalb von 3000 Metern (ca. 10000 Fuß) existieren. Die letzten Überlebenden um Cameron Najarro und Albert Sawyer finden sich auf den Brergkuppen des kalifornischen Hinterlandes zusammen. Doch als die Nahrungsvorräte knapp werden, treffen Najarro und Sawyer eine riskante Entscheidung: Sie brechen zu einer Mission ins Tal auf, mitten hinein in die Welt der Nanoviren.





Das Erstwerk des Autors (Originaltitel: "The Plague Year") verschont den Leser mit langen Vorgeschichten und steigt sofort in die Handlung ein. Die Katastrophe ist schon geschehen und er schildert den Überlebenskampf einer dieser Gruppen, die sich auf die umliegenden Berge flüchten konnten. Durch Nahrungsmangel hat der Kannibalismus einzug gehalten und die Schwächsten waren die Ersten - auf der Kochstelle. Wie es in solchen Dramen üblich ist, haben sich auch unter den wenigen auf dieser besagten Bergspitze zwei Gruppen gebildet, die mehr oder weniger um die Befehlsgewalt über die gesamte Truppe rangeln. Als eines Tages von einer gegenüberliegenden Konklave ein Mutiger den Weg durch das Tal zu ihnen findet, um sie zu seinen Leuten zu führen, die ein Funkgerät ihr eigen nennen, beginnt die abenteuerliche Reise durch die verseuchte Welt der Nanos. Selbst hier, wo es um, ihr Überleben geht, können sich die beiden Seiten nicht über die Vorgehensweise einigen und trennen sich, nur um sich später während des beschwerlichen Weges unter widrigsten Bedingungen mit im Tal gefundenen Waffen zu bekämpfen.
Währenddessen sind auf der Raumstation ISS einige wenige Wissenschaftler und Raumfahrer gut verpflegt und sicher vor den Gefahren dabei, ein Gegenmittel für die todbringende menschliche Erfindung zu suchen. Auch hier spaltet man sich in verschiedene Gruppen, zusätzlich noch angeheizt durch Konflikte, die nur dadurch entstehen, dass man sich nun schon seit Monaten ohne Abwechslung auf der Pelle hockt. Die Einen wollen auf der Erde ihr bisheriges Mittel testen, andere lieber sicher im All bleiben. Als sie letztendlich von den Resten der bisherigen Regierung zurückbeordert werden, erledigt sich das Problem von allein.
Auf der Erde angekommen müssen sie feststellen, dass sich auch hier Machtkämpfe um die Regierung und sichere Gebiete sowie Nahrungsmittel und Wasser immer mehr in den Tagesablauf eingeschlichen haben. Heckenschützen, Hubschrauberangriffe auf Rebellenlager, interne Querelen und Intrigen sorgen in dem Roman für Abwechslung und einen gehörigen Actionanteil, der sich noch steigert, als eine Gruppe Überlebender sich über Funk melden kann und bestätigt, einen der Wissenschaftler aufgenommen zu haben, der Mitschuld an der Apokalypse trägt. Sofort wird eine Truppe mit Soldaten zum Schutz der mitgenommenen Wissenschaftler zusammengestellt, die zu den Ausharrenden fliegt, um den Auslöser der Krankheit zu holen und seine Informationen zum weiteren Vorgehen zu nutzen. So treffen die beiden zu Anfang geschilderten Hoffnungsträger zusammen, um die Menschheit vor der völligen Vernichtung zu erretten. Und wie in unserer Welt üblich, versuchen die Regierenden aus ihren sicheren Bunkern, den größtmöglichen Vorteil für sich und ihre Nationen aus dem Dilemma herauszuholen und die Nanoviren als Waffe zu nutzen, sobald das Gegenmittel gefunden ist. Die Jagd auf die kleine Gruppe beginnt.
An Actionelementen hat der Autor nicht gespart, wobei sich der zweite Abschnitt des Buches mehr hervorhebt als Teil 1, in welchem nach und nach der Ausbruch der Seuche geschildert wird. Es liest sich alles recht flott und ohne große Schwierigkeiten, da man auch nicht mit übermäßig vielen Fachbegriffen aus der Lektüre gerissen wird, die man sich zum besseren Verständnis erst aneignen müsste. Einzig die Charakterzeichnung hat für mich ein Element vermissen lassen, das mir einen der Protagonisten hätte sympathisch machen können, sodass man mitfiebern könnte, wie er die nächsten Ereignisse übersteht. Natürlich tauchen bei solchen Ereignissen Egoismen auf, man muss töten, um zu essen, aber selbst wenn ich dies alles nicht auf die Goldwaage legen würde, stößt es mich eher ab, dass die Figuren, die die Handlung bestimmen samt und sonders in irgendeiner Form nach Ruhm drängen (Verehrung weil Heilmittel gefunden, Mitmenschen gerettet und was sie sich nicht alles so wünschen), ohne eigentlich weiter an andere zu denken und sie sogar bei ihrer Flucht im Stich lassen, obwohl es Möglichkeiten zur Hilfestellung gegeben hätte. Trotz hin und wieder eingestreuter Bedenken über ihr Verhalten, schafft es der Autor nicht, den negativen Beigeschmack wegzuwischen. Das ist auch der Grund, warum ich mir nicht sicher bin, ob ich das als Trilogie angelegte Werk weiter verfolgen soll. Aber bis zum Erscheinen der Fortsetzung ist ja noch Zeit und der Originaltitel des nächsten Buches "The Plague War" verspricht zumindest Action. Mal sehen.

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