Sonntag, 7. Februar 2010
Buchreview "Das Vermächtnis"
Nelson DeMille. An der Gold Coast von Long Island tummeln sich die Schönen und die Reichen - und die mächtigen Dons der italiensichen Clans. Als Anwalt John Sutter nach zehn Jahren dorthin zurückkehrt, glaubt er, die Ereignisse der Vergangenheit - die verhängnisvolle Affäre seiner Frau mit dem damaligen Paten Bellarosa - hinter sich gelassen zu haben. Ein fataler Irrtum! Denn der Sohn des Paten verfolgt eigene Ziele, in die Sutter durchaus mit einbezogen ist. Er bekommt ein Jobangebot als Mafiaanwalt.
Nachdem ich schon bei einigen Thrillern aus der Feder von Nelson DeMille durchaus vergnügliche Stunden verbacht habe, konnte ich mir den neuen Roman natürlich nicht entgehen lassen. Diesmal hat sich der Autor aber die meiste Zeit abseits der bekannten Pfade bewegt und sich eher einer Familiensage gewidmet, als er den Anwalt John Sutter zehn Jahre nach seiner Abreise per Segelboot in heimatliche Gefilde zurückkehren lässt. Natürlich trifft er wieder auf seine Ex-Frau, die damals ihren Geliebten kaltblütig erschossen hat, natürlich straffrei blieb, und versöhnt sich prompt wieder mit ihr. Das Glück trüben nur die Rachegelüste des Sohnes des toten Paten. Die Mafia hat ein gutes Gedächtnis. Bis zum Showdown, der alles zur Zufriedenheit regelt, lässt sich DeMille viel Zeit, um seiner Hauptfigur, die in der Ich-Form berichtet, Gelegenheit zu geben, amüsante und sarkastische Anzüglichkeiten über die alteingessenen Familien mit noch älterem Geld, ihre Macken und ihre Manierismen von sich zu geben, die durchaus als eine Kritik an dem immer noch herrschenden Klassendünkel in den USA gelten können. Geld und Macht können in Verbindung alles bereinigen - selbst einen Mord an einem Mafiosi oder kleinere Verfehlungen wie Missbrauch, Vergewaltigung oder Erpressung.
Im Endeffekt eigentlich kein Thriller - abgesehen von den letzten fünfzig Seiten. Eher eine zum Schmunzeln anregende Gesellschaftskritik, die flüssig geschrieben daherkommt und so gar nicht langweilt. Dies liegt aber ausschließlich am Humor den der Autor an den Tag legt, denn ansonsten hätte ich mich gefragt, wie man 850 Seiten lang so gut wie nichts erzählt bekommt. Spannung oder Action kommen erst gegen Ende auf, ein paar zu erwartende Familiengeheimnisse werden aufgedeckt und das war es. Nicht das von DeMille gewohnte Material. Bis auf den Humor, ohne den das Buch eher ein nicht verschreibungspflichtiges Schlafmittel wäre. Spaß ganz klar am oberen Level, doch der Rest leider nicht. Freue mich daher schon auf den kommenden Roman "Lion", der wieder als actionreicher Thriller daherkommen soll (plus Humor).
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