Dienstag, 9. Februar 2010
Buchreview "Die Kampagne"
David Baldacci. Die verwackelten Bilder eines gefolterten Russen, der seine letzten Worte in die Kamera spricht, versetzen die ganze Welt in Entsetzen. In rasender Geschwindigkeit verbreitet sich das Video über das Internet - und mit ihm die alarmierende Botschaft des Mannes: Er ist Opfer der russischen Regierung, und er ist nicht das einzige. In großem Stil räumt Russland sein eigenes Volk aus dem Weg. Daraufhin spitzen sich die Konflikte zwischen den Großmächten der Welt zu. Ganze Armeen rüsten auf - es droht ein neuer globaler Krieg innie dagewesenen Ausmaßen. Nur Shaw, Agent einer multinationalen Geheimdienstorganisation, soll die Wahrheit hinter den Gräueltaten aufdecken und den Krieg verhindern. Dieser Auftrag kann ihn das Leben kosten - und die Welt retten.
Politiker, Medien, Manipulation, Gier. Danach richtet Baldacci seinen neuen Thriller aus. Wie man mit genug Geld und Einfluss die Massen so manipulieren kann, dass man seinen eigenen Interessen dahinter vollkommen versteckt ausführen kann, indem man einfach seine eigene Wahrheit erfindet und sie unters Volk bringt und am Ende davon profitiert. So wird auch das Video eingesetzt, das den gefolterten Russen zeigtdas dann eine Eigendynamik entwickelt, die ihresgleichen sucht. Mit entsprechendem Unterbau wird die gesamte Welt zu Protesten gegen Russland animiert, werden neue Feindbilder geschaffen, Völker aufeinander gehetzt, um die eigenen - doch recht verworrenen - Ziele zu erreichen. Um dies zu verhindern, muss nun Agent Shaw gegen diesen perfiden Plan antreten. Die dabei auftretenden Widrigkeiten räumt er nicht gerade zimperlich aus dem Weg und muss sich dabei nicht nur den Dämonen seiner Vergangenheit stellen, sondern auch aufpassen, dass er nicht von den eigenen Leuten hintergangen wird, was denn auch gegen Ende zu einem kleinen Aha-Effekt führt.
Nach den Reihen um Oliver Stone und den Camel-Club sowie dem Ermittler-Duo Maxwell/King nun endlich wieder ein Stand-Alone von David Baldacci und sofort ist eine Steigerung gegenüber den vorgenannten zu erkennen. Zwar ist er bei seiner Charakterzeichnung der Hauptfiguren nicht vom Pfad des Üblichen abgewichen und hat eine klare Trennung zwischen Gut und Böse vorgenommen und einige Klischees wie ein Trauma aus der ach so dramatischen Vergangenheit der Helden mit eingebaut oder die große, absolut kräftige Statur des gutaussehenden Protagonisten, gegen den natürlich kein anderer auch nur im geringsten anstinken kann. Hier bleibt doch alles recht banal, wie schon in Tausenden anderer Thriller gelesen. Davon aber abgesehen, hat er in punkto Action noch einige Pfund draufgepackt, stellenweise rüde umgesetzt und tatsächlich kann sich einem der Eindruck aufdrängen, dass Baldacci mit diesem Werk in die Nähe eines Clancy zu dessen guten Zeiten gerückt ist. In die Nähe wohlgemerkt, denn trotz internationaler Verwicklungen, kriegerischen Auseinandersetzungen und amerikanischem Heldenpatriotismus fehlt doch noch einiges bis zu der Ikone des Technothrillers. Es bleibt aber ein starker Spannungsroman mit einer klaren Sprache, klaren Verhältnissen und einer ordentlichen Portion Action. Durchaus beachtenswert.
Das Perzeptionsmanagement, das hier angesprochen wird, ist eigentlich die Weiterführung des "Spin Doctors", der für seinen Auftraggeber Fakten zum Positiven hin verdreht, sodass dieser am Ende doch gut dasteht. Aber alles basiert auf Fakten. Das Perzeptionsmanagement erfindet aber einfach die Fakten und verkauft sie dann als Wahrheit. Beispiele gibt es dafür schon (Irak, Massenvernichtungswaffen) und auch Boulevardzeitungen sowie Politiker im Wahlkampf nutzen dies in geringerem Umfang. Einfach mal was behauptet, mit irgendwelchem Gewäsch untermauert und publiziert. Die Masse wird es schon glauben. Und in Zeiten des www ist es ja noch einfacher geworden. Da fragt man sich schon, ob man überhaupt noch etwas glauben soll, das einem so als News verkauft wird. Egal, von wem.
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