Mittwoch, 14. April 2010

Buchreview "Die Saat"

Guillermo del Toro / Chuck Hogan. Für Ephraim Goodweather, den Chef der New yoker Seuchenschutzbehörde, ist es keine Nacht wie jede andere. In dieser Nacht kommt auf dem John-F.-Kenndey-Flughafen eine gerade gelandete Maschine abrupt zum Stehen, der Funkverkehr bricht ab, alle Lichter erlöschen. Goodweather trommelt sein Team zusammen, und gemeinsam betreten sie das Flugzeug. Ihnen bietet sich ein gespenstisches Bild. Die Passagiere sitzen aufrecht in ihren Sesseln und bewegen sich nicht: Als hätte sie eine gewaltige Kraft in Sekundenschnelle getötet. Nur: Wie ist so etwas möglich? Sind die Passagiere wirklich tot? Nein, es ist keine Nacht wie jede andere. In dieser Nacht beginnt der Kampf gegen das Böse, das gekommen ist, um New York zu erobern. Und nicht nur New York, sondern die ganze Welt. Es beginnt mit einer gruseligen Gute-Nacht-Geschichte, die Oma ihrem Enkel während des WKII in Polen erzählt und dem geneigten Leser schon die ersten Anzeichen bietet, was da nun auf ihn zukommen wird und welche Monster demnächst aus dem Flugzeug entfleuchen werden. Zeitsprung. Neuer Abschnitt - Gegenwart. Die Maschine aus Europa landet pünktlich und problemlos auf JFK, doch dann gehen sämtliche Lichter aus und nichts regt sich mehr. Die Tower-Besatzung gerät langsam in Aufregung. Fragen über Fragen. Was ist passiert und was ist zu tun? Man holt den Experten Ephraim Goodweather von einem Papa-Sohn-Wochenende weg, das er sich im Scheidungskrieg mit seiner Gattin erkämpft hat, während Feuerwehr und SWAT-Teams das Flugzeug einkreisen und erste Annäherungsversuche wagen. Was werden sie vorfinden, wenn sie sich endlich Zutritt verschaffen können? SPOILERWARNUNG!!! Wer sich jetzt für das Buch zu interessieren beginnt, sofern er überhaupt so weit gelesen hat, der sollte die Lektüre der Rezi jetzt beenden, um sich die Spannung, die folgt, auch wirklich zu erhalten. Nachdem die Katze aus dem Sack, die Bedrohung identifiziert ist, wird versucht das Phänomen wissenschaftlich zu erklären, statt es direkt zu bekämpfen, während die Gegner das Flugzeug zügig hinter sich lassen, um die Stadt zu überfluten, wobei sie sich auf alles stürzen, das sich bewegt, aber nicht schnell genug ist, ihnen zu entkommen. Zwischen den blutigen Attacken und der Jagd auf die Veranstalter des Gemetzels werden die Hauptcharaktere vorgestellt, die künftig im Lauf der Story (auf zwei weitere Teile ausgelegt) tragende Rollen spielen werden, um zu verhindern, dass nicht nur New York ein Hort der Vampire wird, sondern die gesamte Zivilisation (letzteres hieße, dass mein Heimatort eh verschont bleibt). Guillermo del Toro ist nicht nur ein bekannter Regisseur (Blade 2, Hellboy), sondern auch Drehbuchautor, was man diesem Roman deutlich anmerkt. Kein Wort zu viel, sehr schlicht und keineswegs Anforderungen an den Leser stellend. Um seine Ideen wenigstens in eine halbwegs verlegbare Form zu bringen, hat er sich mit dem Autor Chuck Hogan (Dashiell Hammett Award für "Endspiel") adäquate unterstützung an Bord geholt, um seine Geschichte zu verkaufen. So ist es gelungen, dem Werk wenigstens einen gewissen Stil zu verpassen, der aber klar an Hollywood erinnert (eine Verfilmung dürfte im Rahmen der Planungen liegen). Davon abgesehen schafft es das Duo aber direkt von Beginn an die Spannung auf hohem Niveau zu halten. Der weitere - und sehr große - Vorteil ist es, dass sie es auch geschafft haben, den unsäglichen Teenie-Vampir-Quark "Twilight" von Stephanie Meyer wieder in die Eselsecke des Vergessens zu stellen, wo er meines Erachtens auch hingehört. Endlich wieder härtere Kost aus dem Vampirlager. Ein absolut gnadenloser Page-Turner auf den ersten 200 Seiten, die dann auf eine blutig inszenierte Vampirhatz durch New York reduziert wird. Finster, rau und actiongeladen kommt es schon daher, das Buch. Nicht der Überhammer, aber insgesamt recht guter Stoff, der im Oktober 2010 in den USA mit Teil 2 fortgesetzt wird und im März 2011 - wieder US-Termin - dann sein Ende findet.

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