Donnerstag, 28. Oktober 2010
Bücherreport Oktober
Da der Monat eh schon so gut wie um ist und auch nix mehr dazu kommt, hier also meine gesammelten Erfahrungen mit Lesestoff aus Oktober.
8. Kathy Reichs. "Blut vergisst nicht". Krimi. Weiberkram, ich geb's zu. Meiner werten Gattin zwecks Abwechslung zu meinen üblichen Horror- oder Terrorismusstorys stibitzt. Hätte schlimmer kommen können. Hedwig Courths- Mahler oder so. Eine Leiche wird gefunden, vor wenigen Tagen verstorben. Doch laut Unterlagen eigentlich schon 1968 abgenippelt - in Vietnam. Die Spur führt nach Hawaii. Zwar locker geschrieben und leicht zu lesen, aber trotz diverser Fährten und auch noch einer Einmischung des Drogenmilieus kotzlangweilig. Es passiert einfach nichts. Da ist die Rentnerbravo (uns Älteren noch als Apothekenumschau bekannt) spannender. "Blut vergisst nicht" - aber ich, und zwar dieses Buch. 3/10
9. Brett Battles. "Todesjagd". Thriller. Nach "Der Profi" nun der zweite Thriller um den Cleaner Jonathan Quinn. Als der Leichenbeseitiger von Geheimdienstaktionen seinen neuesten Auftrag erhält, muss er feststellen, dass der Tote ein Kumpel von ihm ist, der ihm einst das Leben rettete. Entgegen seiner üblichen Gepflogenheiten absolut anonym zu agieren und die Auftraggebert nicht persönlich zu kennen, beginnt er jetzt zu ermitteln. Sein Weg führt ihn dabei zu fernen und exotischen Gestaden, ist mit Überraschungen und Wendungen gepflastert. Sein stivh ins Wespennest sorgt schnell dafür, dass er selbst ebenfalls die Abschussliste ziert. Spannung, Tricks, Spionagetechniken und punktgenau gesetzte Actionsequenzen sorgen für ein interessantes Lesevergnügen aus der Agentenwelt einmal ohne Terroristen aus dem Nahen Osten. 7/10
10. Simon Kernick. "Todesangst". Thriller. Dan Taylor schlägt die Augen auf und ist entsetzt. In einem fremden Hotelzimmer, das Bett voller Blut, liegt neben ihm die Leiche von Leah. Das Telefon klingelt und eine unbekannte Stimme befiehlt ihm, den DVD-Player anzuschalten und sich via TV die Disc anzuschauen. Er muss miterleben, wie er Leah tötet. Dann erhält er Anweisungen, einen bestimmten Auftrag auszuführen, der natürlich nicht ohne Probleme abläuft und es bleiben einige Leichen zurück. Jetzt läuft ihm die Zeit davon, um zu beweisen, dass er weder mit dem Tod von Leah noch mit der Aktion bei der Übergabe eines Koffers etwas zu tun hat. Temporeich, blutig und stellenweise etwas brutal kommt die neue Story von Kernick nach "Gnadenlos" und "Deadline" daher. Hin und wieder etwas unlogisch oder an den Haaaen herbeigezogen, liest man sich doch zügig durch die Geschichte und wird mit der einen oder anderen unerwarteten Wendung belohnt. Kein Oberreißer, aber immerhin noch 6/10 wert.
11. Christopher Cook. "Robbers". Thriller. Zwei arbeitslose Streuner mit krimineller Vergangenheit machen die Gegend von Texas unsicher. Eddy knallt an einer Tanke den Verkäufer ab, weil der ihm die Zigaretten nicht verkauft, da ihm ein Cent fehlt. Sein Kumpel Ray Bob ist aber eindeutig der wahre Psycho in ihrer Zweckgemeinschaft, dem macht das Killen Spaß. Der braucht den Nervenkitzel des Tötens und schon bald haben die beiden Jungs verschiedene Jäger mit unterschiedlichen Motiven auf den Fersen. Und neben der Hatz auf die zwei Stromer beschreibt Cook das Land in all seinen Facetten, all seinem Flair. Mangrovensümpfe, Wüsten, Bohrtürme, Städte, Käffer. Reichtum, Armut, Texas Ranger, Red Necks, Rassismus. Alles da. Wir sind in Texas. Seine Protagonisten sind alle irgendwie vom Leben gebeutelt und mehr oder weniger gesetzestreu, teilweise ungebildet, naiv oder schlicht inzestuös verblödet. Teilweise ist das Buch recht dialoglastig, entwickelt aber eine dichte Atmosphäre, die einen in ihren Bann ziehen kann. Narrativ stellenweise so trocken wie das Land, blutig wie ein Porterhouse-Steak und absolut ein Gewinn für die Belletristik. Es ist unmöglich, von vornherein das Ende dieser Verfolgungsjagd zu bestimmen und daher bleibt die Sache auch spannend. 7/10
12. Tom Piccirilli. "Killzone". Thriller. Ein Serienkiller entführt und tötet Kinder. Auch die Tochter von Eddie. Nach 5 Jahren ein neues Szenario. Der Typ nimmt misshandelte Kinder ihren Eltern ab und gibt sie den Paaren, deren Kind er einst tötete. Keiner kann ihn identifizieren. Oder wollen die Eltern es nicht? Ist es nun Reue, die ihn treibt, so zu handeln? Was versucht er zu erreichen? Für Eddie Whitt spielt das keine Rolle, er will ihn unbedingt zur Strecke bringen und kommt dabei an die Grenzen seiner psychischen Belastbarkeit. Ein erschreckender, verstörender und dunkler Blick in die Abgründe der menschlichen Seele, aber trotz der nicht übermäßig hohen -Seitenzahl von 350 stellenweise etwas, zäh, den Faden verlierend und im Tempo gehemmt. Trotz des originellen Themas nicht ganz mein Fall. 5/10.
13. Simon Kernick. "Verdächtig". Thriller. Wieder tappt ein armer Tropf in eine Falle. Rob landet mit der Ex-Freundin eines Kumpels sturzbesoffen in deren Appartment. Sie werden von zwei Typen überfallen und Jenny wird von ihnen entführt. Stracks zur Polizei gesprintet erlebt er eine Überraschung. Des Mädels fürsorglicher Papa meint, sie sei in Urlaub und als er mit der Polizei die Wohnung aufsucht, ist diese blitzesauber und ordentlich. Seine Glaubwürdigkeit erst einmal dahin. Also macht er sich selbst auf die Suche und gerät natürlich zügig ins Fadenkreuz. Gewohnte, schnelle Actionkost mit einigen Brutalitäten garniert von Simon Kernick. Ein feiner Zeitvertreib, der nicht anstrengend ist, aber es auch schafft, die Motivation hinter den Geschehnissen lange zu verbergen. Ungewöhlich bei den Romanen von Kernick ist auch, dass sein Serienfigur - der Polizist Mike Bolt - eher an den Rand gedrängt agiert und nur selten in Erscheinung tritt. 7/10
14. Tom Cain. "Assassin". Thriller. In seinem dritten Abenteuer bekommt es Samuel Carver mit Menschenhändlern zu tun. Der Präsident versucht rigoros die Machenschaften auszumerzen, die von südlich der US-Grenze ausgehen und gerät damit ins Visier seiner Kontrahenten. Nur ein Mann kann ihn beschützen. Sein bester - Sam Carver, ein Held alter Schule. Skrupellos, nur seinem Auftrag verpflichtet übersteht er natürlich jede brenzlige Situation und räumt unter den Feinden seines Oberbefehlshabers rücksichtslos auf. Wie schon in den Vorgängern "Target" und "Survivor" setzt Cain bedingungslos auf Action und Thrill - und zwar von Beginn an. Undercoveraktionen und diverse Plottwists runden das Gesamtbild ab. Nachdem V ince Flynn zuletzt leicht und Kyle Mills aber ganz schwer geschwächelt hatten, stößt Cain zumindest einigermaßen in die vorhandene Lücke hinein und etabliert sich als Gewinn unter den neuen Thrillerautoren. 7/10
15. Duane Louis. "Schnelle Beute". Thriller. Lennon, als Fluchtwagenfahrer beschäftigt, bleibt stumm als ein Van die Karre rammt, die ihn und seine Kumpels vom Tatort wegbringen soll. Ebenso stumm bei jeder weiteren Gelegenheit, bei der man versucht, ihn zu beseitigen. Er wird auch stumm bleiben, wenn er sich an den Schreien seiner Feinde ergötzt, sobald die Zeit der Rache gekommen ist. Kurz, knackig, schnell - Duane Louis in seinem Element. Ein Wortverschwender oder Zeilenschinder war er ja bisher nie. Blutig, lakonisch, gnadenlos. Seine Figur Lennon kommt ohne viel Dialoge aus und handelt lieber. Die eine oder andere fiese Überraschung und einige coole Sprüche sowie ein böser Schluß. Klasse. Und damit nicht genug. Als Bonus gibt es die Fortsetzung zu "Bondes Gift" mit dem Titel "Rotschopf". Starke, temporeiche Lektüre. Für den Thrillerfan nur zu enpfehlen. 7/10.
16. Alex Berenson. "Stille des Todes". Thriller. Islamistischen Terroristen gelingt es, aus einem abgelegenen russischen Depot zwei Atombomben zu klauen. Sie wollen sie in die USA schaffen, um den Präsidenten zu eliminieren. Klar, dass John Wells das zu verhindern sucht. Mal wieder ein Buch mit dem Lieblingsthema der US-Militärs - Kampf dem Bösen aus dem Nahen Osten. Berenson versucht durch die Hintergrundgeschichte seines Protagonisten John Wells die Sache zumindest oberflächlich etwas differenzierter darzustellen und lässt John Wells die Feinde aus beiden Religionslagern bekämpfen. Sieht man von ein paar Hängern ab, die politischen Diskursen geschuldet sind, geht es eigentlich recht schnörkellos voran. Spannung und Thrill sind garantiert, wenn sich Wells mit Egomanen aus den eigenen Reihen auseinandersetzen muss und politische Ränkeschmiede seine Arbeit behindern. Berenson hetzt seinen Helden von Schauplatz zu Schauplatz und lässt leichte Erinnerungen an Tom Clancy wach werden, auch wenn man ihn natürlich nicht erreicht. und vor allen Dingen eigenständig bleibt und nicht bloß den Meister kopiert.
Gelungen. 7/10.
17. Richard Laymon. "Das Grab". Horror. "Sperma ist der beste Klebstoff. Oder hat schon mal jemand ein Baby auseinanderfallen sehen?". Dies ist wohl das Grundmotiv, mit dem Laymon seine Werke unterlegt. Ohne Erotik und Fleischbeschau geht es bei ihm nunmal nicht. Die zweite Zutat ist blutige Gewalt (auch wenn ich wieder einmal eine "Anpassung" an den Markt vermute oder schlicht nach den bisherigen Erfahrungen mit den Kürzungen zu misstrauisch bin) und das zusammen ergibt einen Roman, der im bekannten, eher einfältigen, aber leicht zu konsumierenden Laymon-Stil verfasst ist. Er liest sich flüssig und es geht durchaus voran und vor allen Dingen - es passiert auch was. Im Gegensatz zu "Der Ripper" oder "Der Pfahl" ist fast ständig was los und bei so einigen seiner eingestreuten Sprüche musste ich tatsächlich grinsen. Diese Serienkiller/Frankenstein/Zombie-Mixtur wird nie langweilig und Melvin, der junge Frankenstein, hält seine Gemeinde mit seinen Kreaturen, die erst tötete, um sie dann wieder zum Leben zu erwecken, ganz schön auf Trab. Nur dass seine lebenden Toten so etwas wie einen eigenen Willen entwickeln, reden können und - hey, wir sind bei Laymon - natürlich Sex haben wollen. Auch das Ende - obwohl irgendwie mal wieder etwas abrupt, was die eine oder andere Figur betrifft - macht nochmal Laune, trotzdem reicht es nur für 6/10.
18. Anonymus. "Das Buch ohne Staben". Mystery. Hier kann ich mich kurz fassen. Es ist wie bei Filmen, bei denen man ein Erfolgsrezept wieder und wieder kopiert. Das Buch ist wirklich nur ein Rehash von "Das Buch ohne Namen" und der Bourbon Kid taucht - abgesehen von einer Rückblende, wie er zum Bourbon Kid wurde - erst Mitte des buches auf. Die Gags, das Flair aus dem ersten Buch werden einfach wiederholt. Keine Überraschung mehr, nichts Neues. Blut, Kämpfe und Gewalt sind vorhanden, aber das reißt die ganze Chose auch nicht raus.Enttäuschend 4/10
19. Victor Gischler. "Vampire a GoGo". Mystery. Da wird der Student Allan von seinem Professor nach Prag mitgenommen, um dort mit ihm nach dem berühmten Stein der Weisen zu suchen. Nach dem ersten Kater aufgrund überhöhten Alkoholgenusses gerät Allan schon in die Bredouille, denn er bekommt es mit Hexen, Geistern, Zombies und Vampiren zu tun. Zu allem Überfluss stellt sich seine Freundin auch noch als Werwolf heraus. Putzig, aber nicht bemerkenswert. Amüsant, aber kein Brüller. Garniert mit einigen blutigen Ereignissen (hier und da geht mal ein Kopf flöten) liest sich das Buch flüssig, ist aber von stilistischen Feinheiten weit entfernt und hat eigentlich keinen bleibenden Erinnerungswert. Es ist eher ein wildes Gemenge für das Kind im Manne. 5/10
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