Mittwoch, 16. März 2011

Buchreview "Fragmente"

Stefan T. Pinternagel. Da macht sich ein Serienkiller auf, die Menschheit vom Übel zu befreien, das sie selbst darstellt und verweist dabei immer wieder auf die Kollegen seiner Zunft, die ähnliches tun, während er sich selbst ohne falsche Scham an die Arbeit macht. Da werden Augen ausgestochen (nicht zermatscht, wie er dem Leser genüsslich erklärt), Knochen zermahlen und körperteile abgetrennt, dass sicheinem der Magen umstülpen will. Voller Stolz erzählt er von seiner Mission, seinem Anliegen, die Feiglinge in der geschützten Masse einfach rauszunehmen, zu foltern, zu quälen, leiden zu lassen, ihnen einen grausam langsamen Tod zu bereiten. Er ist isch seiner Sache sicher, wird nie entdeckt werden, die Schafe immer weiter umkreisen, sich neue Opfer aus der Herde holen. Ebenso wie seine Mitstreiter in aller Welt, denen er in extra Abschnitten huldigt. In unverblümten drastischen Worten bringt er seine Freude an der Jagd zum Ausdruck, schildert wie er Beziehungstiere erlegt, sich an ihren Schreien labt, ihr Gezappel genießt und gibt dem Leser gleichzeitig einen ausführlichen Ratgeber für kommende Serienkiller an die Hand. Bezähme deine Sucht und du fällst nicht auf. Nutze Medikamente und Alkohol. Bleib stets unauffällig. Natürlich verrät er nichts zu seiner Person - kein Name, kein Beruf. Dafür äußerst plakativ und blutgeil sein Gematsche mit seinen opfern - dem Herdenvieh. Vieh schlachtet man!!! So einfach ist das. Der selbsternannte Holiday-Killer weist eindeutig eine hohe Intelligenz auf wie er da so die Fragmente seiner untaten aufzählt, lässt sich aber wenn er ob seines Vorgehens erregtist, auf die Gossensprache herab und nutzt seine Tiraden, um sich auch in Kritik an der Gesellschaft, den Medien, Politikern und Eltern zu üben (nicht immmer zu unrecht). Dann geht er wieder zur Tagesordnung über und gedenkt eine Frau zu pfählen. War schon immer sein Herzenswunsch.
Der Autor schildert hier ausgefeilt und sprachlich stellenweise recht gewandt die Psyche eines Monsters, das schon in früher Kindheit mit Gewalt und Vernachlässigung in Berührung kam, Tiere gequält hat und straffällig wurde. Er lässt seine Hauptfigur aus der Ich-Perspektive seine Taten und die Motivation dahinter schildern. Nebenbei wird auch noch auf Statistiken und andere Serienkiller und deren Vorgehen verwiesen, dass alles überaus real wirkt, sodass es einen durchaus grausen kann. Neben dem Profil des Erzählers werden auch seine Morde explizit zelebriert und hier gleitet der Autor dann in die sprachlichen Niederungen der Gosse, um alles noch deutlicher zu veranschaulichen. Das kommt dann alles schlicht und extrem grob daher. Die Morde eiskalt, brutal und bestialisch. Wie krank muss man sein, so etwas zu ersinnen - und dann auch noch auszuführen. Ein perverses Blutbad folgt dem nächsten. Unmenschliche Perversitäten und abartige Schlachtereien bestimmen das Geschehen und das Ende des Buches macht es nicht besser. Ein Buch das Eindruck hinterlässt, nachhaltig wirkt, nichts für schwache Nerven. Dagegen ist Laymon ein Kinderbuchautor. Was wundert ist, dass dieses Buch noch nicht auf dem Index gelandet ist. Eine zwiespältige Aufnahme des Gelesenen ist garantiert. Die Einen werden es hassen und verabscheuen, andere werden den Mut des Autors loben. Ganz schwerer Stoff. Albträume garantiert. Habe noch nichts Vergleichbares gelesen. @shane. Buch ist im Paket!!

3 Kommentare:

Psychorabbit84 hat gesagt…

Sehr schöne Beschreibung des Buches, werde ich mir wohl mal ans Herz legen. Erinnert ein klein wenig an Fettsack von Rex Miller.

Vielen Dank für den Tipp!

Boo! hat gesagt…

Boah, ich hoffe ganz inständig, daß dieses Buch so gar nichts mit "Fettsack" gemeinsam hat, da ich dieses doch ziemlich dröge und überbewertet fand.
So langsam mache ich mir echt Sorgen um meinen Gemütszustand, wie kommt es nur, daß ich es kaum erwarten kann "Fragmente", "Amputiert" und "Rumble Tumble" zu lesen (nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge)?! Harry, vielleicht solltest Du besser doch keine Bücher mehr an Shane schicken . . . ;-))))!

Harry hat gesagt…

@Boo! Dann dürfte ich sie ja auch hier nicht mehr besprechen, da doch vermutlich hier Dein Interesse geweckt wurde, oder?

Dann also demnächst die "Twilight"-Bücher und Courts-Mahler-Hefte hier (ist dann mehr was für den lieben Shane *gg*).

Gruß
Harry