Montag, 6. Juni 2011

Buchreview "Darknet"

Daniel Suarez. Die Welt ist nur ein Spiel – das Überleben der Menschheit der Preis. Ein DAEMON hat die digitale Welt erobert, und wer das Internet beherrscht, beherrscht auch den Planeten. Die Menschen, die sich ihm unterordnen, erleben die Realität wie ein Computerspiel und werden mit ungeheuren Kräften ausgestattet. So gewinnt der DAEMON nach und nach immer mehr Macht jenseits der Datenströme. Und staunend erkennt die Menschheit: Vielleicht ist das die Rettung der Zivilisation.Doch diejenigen, die bisher das Sagen hatten, wollen sich nicht kampflos entthronen lassen. Auf allen fünf Kontinenten treten die Söldnerarmeen des Global Business an gegen den DAEMON. Und bald herrscht Terror in allen Ländern, brennen Städte und Dörfer, rüsten sich zwei Heere zur letzten Schlacht.
Der in "Daemon" von Sobol vor dem Tod durch Hinrichtung bewahrte Pete Sebeck macht sich auf eine Reise - eine Quest -, für die ihm ein Gefährte (oder Aufpasser?) zur Seite gestellt wurde. Beide wissen nicht, was genau auf sie zukommt und es führt sie durch ein zerrüttetes Land, das von Gewalt und Aufruhr heimgesucht wird. die alten Machthaber (nicht unbedingt die "demokratisch" gewählten Regierungsvertreter) wollen ihre Pfründe natürlich nicht so einfach dem Gegner überlassen und schlagen zurück, während sich überall im Land mit Unterstützung von Sobols Daemon unabhängige Enklaven bilden, die den ehemals Herrschenden ein Dorn im Auge sind. Angeheuerte Söldnertrupps aus dem Ausland machen diese freien Orte schwerstens bewaffnet dem Erdboden gleich, hinterlassen verbranntes Land und etliche Leichen, ganze Orte werden ausradiert, während die korrumpierbaren Medien die Massen mit gefaketen Meldungen über ausländische Invasoren aus dem spanischsprechenden Drogenmilieu südlich der Landesgrenzen auf Kurs halten, damit sie sich nicht den Freien anschließen und die wahre Natur ihrer sogenannten Regierung erkennen. Und dann ist da auch noch Loki, der mit seiner Armee von Killermaschinen, die ihm von Sobol bzw. dem Daemon zur Verfügung gestellt werden, gnadenlos unter den Süldnern und deren Anführern aufräumt. Doch er ist seiner Macht verfallen und benimmt sich nicht besser als einer der Despoten, die er bekämpft. Er sieht seinen Status als Möglichkeit, selbst zum Führer der neuen Ordnung zu werden. In diesem Wirrwarr soll Sebeck, wie sich bald herausstellt, Gründe finden, den Menschen ihre neue Freiheit und Zukunft zu belassen, die mit dem durch Sobol initiierten Daemon begonnen hat oder zum vorherigen Zustand zurückzukehren. Während seiner Quest begegnet er alten Kampfgefährten und neuen Verbündeten, die ihn unterstützen, soweit es in ihrer Macht steht. Wird sich die amerikanische Bevölkerung als würdig erweisen?
Da die Teammitglieder der Einheit ihren alten Harry mittlerweile ebenso kennen wie die Stammleser, dürfte es für sie keine Überraschung gewesen sein, dass er sich von der Action hat verführen lassen, dieses Buch namens "Darknet" zu erwerben. Was sie aber unweigerlich in grenzenloses, schier unfassbares Erstaunen versetzt, ist die Tatsache, dass dieses Buch durch einen intelligenten sozial- und ökonomiekritischen Plot aus der Masse hervorsticht. Da stellen sich Fragen, wie weit wir mittlerweile den Bossen in den Vorstandsetagen ausgeliefert sind oder die großen Männer des Global Business bald die Weltherrschaft endgültig übernehmen? Das enthält jede Menge Substanz und ist mit etlichen narrativen Feinheiten an den Leser gebracht. Da fragt sich schon der Eine oder Andere, wie sich der Rezensent auf dieser Seite plötzlich einem solchen Werk zuwenden konnte, passt es doch so gar nicht zu ihm. Wahrscheinlich hat er es geschenkt bekommen und dann nur gelesen, um den großzügigen Geber nicht zu brüskieren. Natürlich ist er von dem hohen Actionanteil, der hier und da auch recht brutal daherkommt, begeistert und das hohe Tempo der Story sowie die schnörkellose Dynamik haben ihren Teil dazu beigetragen. Doch auch der Part, der unsere derzeitige Regierungsstruktur (Wirtschaft oder gewählte Politiker) anprangert, hat seine Berechtigung. Man kann es derzeit doch immer wieder beobachten, wie Lobbyisten die eh nur noch repräsentative Regierung unterminieren und nur Geld und Wirtschaftsmacht zählen und die wahren Entscheidungen nur noch von den CEOs und ihren Handlangern getroffen werden, welche die Politk dann mit feinen Floskeln versehen (um nicht von Lügen zu sprechen) ausführt. Die Medien (besonders den verlogenen Faltblatt-Boulevard) haben sie im Griff und nutzen sie zur Manipulation der Bevölkerung und wer sich nicht an die von ihnen aufgestellten Spielregeln hält, die natürlich je nach Bedarf kurzfristig geändert werden, wird niedergemacht, die Existenz zerstört. Im Buch sollte man seine Aufmerksamkeit auf das Treffen der Geheimdienstorgane mit den den Vertretern der freien Wirtschaft lenken. Näher an der Wahrheit als man von einer fiktiven Geschichte erwarten sollte. Und über allem die Globalisierung, die weltweite Vernetzung, die Gefahren des Internet. Wer es beherrscht, wer sich die digitlae Welt zu Untertan macht, der kann die gesamte Menschheit unterjochen. Ob es nun um private Daten, Kontonummern oder freiwilliges Preisgeben von Privatangelegenheiten oder Meinungen geht, alles kann verwendet werden. Der Bürger wird ausspioniert und seine Daten verkauft. Der Mensch verkommt zum Arbeitsmaterial und zur Melkkuh. Durch die Angebote im weltweiten Wirtschaftssektor, durch die Konkurrenz, immer billiger zu produzieren, können diese Oligarchen, diese wenigen Superreichen, die sich mittlerweile ja sogar ihre eigenen, geschützten Reservate innerhalb des Landes bauen, können sie die Arbeitnehmer wieder erpressen, ihnen die in jahrelanger Arbeit erkämpften Rechte durch Auslagerung und Outsourcing von Jobs bzw. der Androhung entsprechender Maßnahmen wieder abspenstig machen, sie mit Löhnen abspeisen, von denen sie nicht leben können, und da genau diese Wirtschaft auch die Preise für die Güter des täglichen Gebrauchs trotz angeblicher Kontrolle der Kartellämter weiter unter sich ausmacht und durch Spekulationen künstlich zum Zweck der Gewinnmaximierung um jeden Preis hochhält, wird der arbeitnehmen wieder mehr und mehr zum Bittsteller, Leibeigenen oder Sklaven der kleinen elitären Gruppe reduziert, während sich die Bosse ihre Verluste oder Fehlinvstitionen von den Regierungen (die sie ja unterstützen) durch die Steuergelder der Bürger ausgleichen lässt. Eigentlich ist das Buch ein Skandal, weil es so nah an der Wahrheit ist, dass es schon fast wehtut. Schaut euch doch um. Japan, Lebensmittelskandal, Atomenergie und Stromkonzerne. Sicherheit kostet Geld, und das gedenkt die Branche in keinem Fall aufzubringen, würde ja die Gewinne schmälern. Wagt es eine Regierung trotzdem, Maßnahmen anzugehen, wird mit Klagen gedroht. Menschen gibt es schließlich viele, da sind einige Opfer verzichtbar, solange sie ihr Hab und Gut zurücklassen, um es zu verwerten. Modernes Raubrittertum ohne Konsequenzen. Zusammenschluss der Mächtigen mit Lizenz zum Plündern. Eigentlich ist dieses Buch ein Pflichtkauf - auch wenn dabei ein weltweit agierender Großverlag wieder mehr Einnahmen generieren kann.

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