Dienstag, 7. Juni 2011

Buchreview "Mission-Spiel auf Zeit"

Douglas Preston/Lincon Child. Er ist brillant. Er kennt keine Angst. Und er ist eine tickende Zeitbombe: Gideon Crew hat ein Aneurysma im Gehirn, das ihn jederzeit töten kann. Doch gerade das macht ihn zum idealen Agenten für eine Organisation, die immer dann ermittelt, wenn ein Fall für die US-Behörden brenzlig wird – denn Gideon hat nichts zu verlieren und setzt sich auch der größten Gefahr aus.
Gideon Crew muss als Junge mitansehen wie sein Vater, ein Regierungsangestellter, von Polizeikräften erschossen wird, obwohl er sich nach einer Geiselnahme mit erhobenen Händen und eindeutig unbewaffnet ergeben hatte. Jahre später erfährt er von seiner seelisch gebrochenen Mutter auf deren Sterbebett die Hintergründe der Tat. Sein Dad hatte die Regierung gewarnt, ein entwickeltes Verschlüsselungsprogramm im damaligen Kalten Krieg zu verwenden, da es fehlerhaft und leicht zu knacken sei. Der Bericht wurde unterschlagen, etliche Agenten in Russland bekamen einen großzügigen und kostenlosen Aufenthalt im munterfrischen Sibirien spendiert, während andere einfach liquidiert wurden und man seinen Vater in den USA als Verräter denunzierte. Nach Jahren der Recherche und Vorbereitung deckt er alles auf und tötet den wahren Verantwortlichen in Notwehr. Durch diese Aktion sowie seine Vorgeschichte als meisterhafter Dieb, der zu Zwecken der Unauffälligkeit nur kleinere Museen mit seiner Anwesenheit beehrte, erscheint er auf dem Radar von Mr. Glinn, dem Boss einer geheimen Organisation innerhalb der Gehiemdienste, der für die Regierung diverse heikle Aufträge übernimmt und dafür Privatiers und Zivilpersonen anheiert. Crew hat zwar keinen großen Bedarf an neuen Abenteuern und lässt sich zuerst auch mit Geld nicht ködern. Doch Röntgenbilder seines Schädels, die nach seiner Aktion gegen den hinterhältigen General, der seinen Vater auf dem Gewissen hat, wurden nichtnur seine Verletzungen behandelt, sondern auch umfassende Untersuchungen angestellt. Dabei entdeckte man ein Aneurysma, das vermeintlich innerhalb eines Jahres seinen Tod zur Folge haben dürfte. Behandlung nicht möglich. Unter diesen Voraussetzungen ändert er seine Meinung. Was soll's denn, ist doch eh egal. Sein erster Auftrag lautet, einen Chinesen abzufangen, der via New York in die USA kommt und Pläne für eine neue Errungenschaft dabei hat, die man durchaus für eine Waffe hält. Da nicht klar ist, ob der Mann überlaufen will oder die Waffe gegen die Amerikaner einsetzen will, soll Gideon sich die Unterlagen aneignen. Hört sich zunächst einfach an, aber der Mann wird natürlich verfolgt - und nicht nur von seinen Landsleuten. Und so entwickelt sich ein Kampf auf Leben und Tod, bei dem Crew den Vorteil nutzt, dass er eh nichts mehr zu verlieren hat und sich auf waghalsige Aktionen einlässt.
Nach "Darknet" von Daniel Suarez, einem intelligenten und hochaktuellen Superspannungsthriller, der meine Aufmerksamkeit erforderte, und dem todlangweiligen "15 Meilen" von Rob Scott (der auf dem Klappentext als neuer Stern in der Horrorszene angepriesen wird, sich jedoch nur als ein kleines, unauffälliges Lichtlein am Firmament darstellt, da sich nicht weiter beachten werde), der genauso enttäuschend war, wie darstellerische Leistungen (und nur von denen schreibe ich hier) einer Megan Fox, habe ich mich wieder der einen Unterhaltung gewidmet, die höchstens einen Paris-H-IQ erfordert (also wohl irgendwo bei klimatisierter Raumtemperatur einzustufen ist), bevor ich mich wie Shane erst einmal zurückziehe und die Hauptarbeit den zurückbleibenden Teammitgliedern überlasse. Das Autoren-Duo Douglas Preston und Lincoln Child hat hierfür einen neuen Helden geschaffen, der leichter zu handhaben ist als Special Agent Pendergast und ohne Horror- oder Fantsayelemente seinen Weg durch die Zeilen finden muss. Wirklich Neues bieten sie aber außer Gideon Crew nicht. Geheimorganisationen innerhalb des Geheimdienstes kennt man schon seit Robert Ludlum - und da auch entschieden besser - und der Protagonist weist außer einer gewissen Wandlungsfähigkeit, mit der er sein jeweiliges Gegenüber perfekt zu täuschen vermag, keine Besonderheiten auf, was wohl auch an der flachen und recht sparsamen Charakterzeichnung der Figuren liegen mag. Der Kniff mit dem Aneurysma und der begrenzten Lebenserwartung kommt bei dem Plan einer Reihe nicht so recht an. Die Sprache ist schlicht, die Handlung erfordert keine große Konzentration, was das Buch für ideal als nette Urlaubslektüre für den Strand erscheinen lässt. Es geht geradlinig zur Sache. Ungewohnt ist aber der vergleichsweise hohe Actionanteil, den man von den Autoren bis dato so nicht gewohnt war. Insgesamt eine unterhaltsame, leicht konsumierbare Kost ohne Anspruch. Literarische Filigrantechnik ist es jedenfalls nicht, wollte ich aber bei der Auswahl auch nicht haben. Somit flüssig zu lesende Massenware (irgendwie eine Wohltat nach dem Flop von "15 Meilen") für den Zeitvertreib. Als Anschaffung würde ich aber empfehlen, das Taschenbuch abzuwarten, statt 20 Euronen für die gebundene Ausgabe zu opfern. Und ganz nebenbei bemerkt, ist mir bei den Vorschauen bis Oktober 2012 aufgefallen, dass die Preise für die Druckerzeugnisse meiner (unserer) Wahl, angehoben werden - zwar dezent, aber trotzdem, wenn sich der Preis für ein Taschenbuch langsam den 11 Euro nähert, könnt ich ....

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