Freitag, 27. April 2012
Buchreview "Jack Taylor fliegt raus"
Ken Bruen. Jack Taylor, ein Bücher liebender Polizist, der säuft, prügelt und schließlich rausfliegt, macht als Privatdetektiv weiter und bezieht sein neues Büro im Grogan's, dem einzigen Pub in Galway, in dem er noch nie Hausverbot hatte. Eigentlich ein ernsthafter Ort für ernsthaftes Trinken. Doch schon bald hat Jack seinen ersten Fall an der Backe.
Nach zehn Jahren Job bei der Polizei gepaart mit regelmäßigem Suff wird Jack von seinem Vorgesetzten zu einem Aufenthalt auf einer Fanta-Ranch verdonnert. Die Therapie zeigt sogar einige Zeit Wirkung, doch nach und nach verfällt Jack wieder in alte Verhaltensmuster. Bei einer langweiligen Verkehrsüberwachung, die er mit einer Thermoskanne Brandy, getarnt mit einem feinen Schuss Kaffee, zu überstehen gedenkt, halten er und sein Kollege Clancy einen zu schnellen Mercedes mit Regierungskennzeichen an. Durch den Alkohol forsch geworden fordert Jack den Chauffeur auf, sich auszuweisen als der Fahrgast - ein hoher Beamter - dem Wagen entsteigt. Und da tut Jack, was jeder aufrechte Bürger gerne mit den Bonzen aus dem Politzirkus tun würde - er haut ihm aufs Maul. Konsequenz: Job weg. Also schlägt er sich ab jetzt mit Alk und Privatermittlungen durch. Dann erhält er den Auftrag, den Selbstmord einer Sechzehnjährigen zu untersuchen, den deren Mutter anzweifelt. Schon nach seinen ersten lästigen Fragen wird er von zwei Ex-Kollegen aufgemischt. Das hält ihn jedoch nicht ab. Er kommt einem Pädophilen auf die Spur, den er bei einer Auseinandersetzung versehentlich tötet. Doch das war nicht alles. Es gibt noch einen Hintermann und zudem kommt Jack nicht von der Flasche los. Eine Sauftour folgt auf die andere. Ein Freund wird getötet und Jack war blau. Jetzt will er erst recht den Fall klären.
"Jack Taylor fliegt raus" hat schon einen gewissen Humor zu bieten, doch der ist eher düster und böse, denn lustig und komisch. Dieser Krimi wird beherrscht von der Figur des Jack, einem Mann am Rande der Selbstzerstörung, der die Hälfte des Buches knülle ist, seinen Glauben an was auch immer verloren hat, statt von der eigentlichen Suche nach dem vermeintlichen Mörder. Es gibt zwar die eine oder andere Leiche, absichtlich oder unabsichtlich getötet, doch der Fall selbst bleibt unter der Geschichte und der Verzweiflung des Protagonisten verborgen und blitzt nur hie und da mal auf. Die Story wechselt sich zwischen gefällig konstruiert und dem Tagebuch eines starken Alkoholikers, der scheinbar unbelehrbar ist, ab. So sind Bruens knappen Dialoge und kurzen Sätze zwar atmosphärisch dicht und bieten zudem viele Anspielungen auf Filme und Musiker sowie Gedichte, die man zumindest in den meisten Fällenauch kennt, doch an die Qualität anderer Werke wie z.B. "London Boulevard" reicht es diesmal nicht heran. Zu sehr liegt der Fokus auf der Charakterstudie des Protagonisten, seiner Vergangenheit, der schwierigen Mutter und seines Mangels an Vertrauen. Darunter leidet denn auch die Spannung, die im Mittelteil fast völlig zum Erliegen kommt, um gegen Ende den Fall schon fast nebenbei zu klären. Mehr persönliches Drama denn Crime. Daher nur bedingt zu empfehlen.
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