Dienstag, 19. Juni 2012

Buchreview "Gegen alle Feinde"

Peter Telep (nach einer Idee von Tom Clancy). Seit Jahren tobt der Konflikt im Mittleren Osten. Nun verlagert sich der Kriegsschauplatz. Die Taliban nutzen die Machenschaften eines mexikanischen Drogenkartells: Sie tragen den Kampf ins Heimatland des Erzfeindes - in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Nach gleich zwei gründlich misslungenen Missionen in Pakistan bedingt sich der Ex-Seal Max Moore zwei Tage aus, um die Sache zu klären, bevor er die Leitung einer Task Force aus Mitgliedern der verschiedenen legalen und illegalen Ermittlungsdiensten der USA übernimmt. Während er in Pakistan mit Hilfe eines Informanten die Namen zweier ins Terrornetzwerk eingebundenen Taliban in Erfahrung bringt und nebenbei seine eigene Geschichte erzählt, wie er zu den Seals kam und zur CIA wechselte, machen sich an der südlichen US-Grenze zwei Kartelle mopsig und wollen den Drogenkrieg in die USA tragen und sich dabei auch gegenseitig ausschalten. Damit die Grenzpatrouillen und Drogenbehörden der Amerikaner es dabei nicht zu langweilig haben, entschließen sich Talibanführer über Kolumbien und Mexiko unter mithilfe der Drogenkartelle Waffen und Kämpfer in das Land des Feindes zu schmuggeln, um dort verheerende Anschläge zu verüben. Bevor sie dies aber in die Tat umsetzen, lassenb sie in Pakistan alle Verräter ihrer Sache hinrichten - auch Moores Informanten. So kehrt Moore unverrichteter Dinge zurück und leitet seine Task Force richtung Süden. Sie wollen die Kommandostruktur der Kartelle unterwandern, korrupte Polizisten und Regierungsmitglieder enttarnen und die Bosse hinter dem Schmuggel eliminieren. Doch das fordert Opfer. Nach und nach wird die Task Force dezimiert. Und während sich die Kartelle, die Polizei und die Amis gegenseitig ausradieren, sind die Taliban auf die US-Seite gewechselt und beginnen mit ihren Attentaten.

Ist der Ruf erst zementiert, faket sichs völlig ungeniert. So auch beim neuen Produkt aus dem Hause Clancy, das zwar auf dem Cover dick und fett NUR seinen Namen trägt, bei dem der geneigte Leser aber einige Seiten später erfahren muss, dass sich der ehemalige Großmeister des Techno-Politthrillers ein weiteres Mal nur mit der Ideengebung befasst hat und einen Lohnschreiber die eigentliche Arbeit machen ließ (mittlerweile hat diese unsägliche Marotte ja allgemeinen Einzug gehalten, dass sich renommierte Autoren wie Cussler, Patterson usw. zwar auf dem Cover verewigen lassen, aber das Buch stattdessen von einem Zögling verfasst wurde. Mit Ludlum macht man das ja auch, aber der kann ja nichts dafür.). Irgendwie vermutet man Etikettenschwindel, wenn nun ein Clancy-Fan einen Roman des Meisters erwartete und dann nur ein Abziehbild davon bekommt. Und mehr ist "Gegen alle Feinde" denn auch nicht. Eine ideenlose, übergroße Blaupause des ersten Romans um Jack Ryan jr - "Im Auge des Tigers". Viel zu lang für die dürftige Story ist Peter Telep auch stilistisch weit von seinem Boss entfernt und schafft es nicht im geringsten Spannung aufzubauen. Das plätschert so dahin, gewürzt mit dem einen oder anderen Scharmützel, einigen toten Drogenbossen und Polizisten sowie zivilen Opfern. Auf die Hälfte zusammengestutzt wäre es vielleicht noch ganz erträglich oder brauchbar, wenn man sich vor Augen hält, dass es kein Buch von Tom Clancy ist. Gemessen an seinen früheren Leistungen aber ist es nur schwach und den vollen Preis von 24,95 Euro (ja, hohe Preise sind garantiert, mit der Qualität und der Ehrlichkeit hapert es etwas) nicht wert. Auch mein Kauf war Gebrauchtware unter der Hälfte des eigentlichen Preises. Es fehlen jedwede Überraschungs- oder Aha-Effekte, selbst die vermeintlichen Cliffhanger können das Buch nicht vor dem unteren Mittelmaß bewahren und um gleich vorzuwarnen: In den USA stehen mittlerweile ein weiteres Buch um Max Moore sowie ein neues um Jack Ryan jr. bereit, um ihren Weg nach Europa zu finden - natürlich wieder nur von Co-Autoren verfasst. Herr Clancy lässt sich seinen guten Namen bezahlen, ohne dafür noch groß etwas zu tun oder sich gar kreativ zu verausgaben wie die keineswegs neue Idee für dieses Buch zeigt - weit weg von seinem ehemals hohen Niveau. Schade, dass ich weder einen guten Ruf habe noch für mein Gemurkse gut bezahlt werde - dann könnte ich den lieben Shane für mich schuften lassen. Leider läuft es eben meist anders und ich muss für den geschätzten Shane werkeln und ruiniere dabei noch seinen guten Leumund.

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