Samstag, 29. September 2012

Bücherreport September 2012

Patrick Robinson. Lauschangriff. Die USA stehen vor ihrer größten Herausforderung: Die Geheimdienste wissen um die Aktivitäten der weltweit gefährlichsten Terroristen, die bereits bei der Planung eines schrecklichen Anschlags sind. Doch der National Security Agency sind die Hände gebunden, denn es gibt keine Beweise. Dem Geheimdienst bleibt nichts anderes übrig als eine Mission undercover zu starten. Und niemand anders als der Ex-NavySeal Mack Bedford erhält die Chance seines Lebens.

Patrick Robinson wieder als Verteidiger der freien Welt. Gegen ihn ist Clancy ein Weichei, wenn es um die Glorifizierung der USA und ihrer Truppen geht. Wie schon im Vorgänger ist er völlig außer Rand und Band, verunglimpft Andersdenkende, heroisiert Mord als akzeptable Lösung. Vier vermeintliche Terroristen werden von einem US-Bundesgericht freigesprochen und aus Guantanamo entlassen. Doch wen interessieren dort Gerichtsurteile oder Menschenrechte, wenn sie nicht im Sinne der USA oder Israels sind. Die Israelis bomben die Anwälte zu Klump, keinen kümmerts. Und die Geheimdienste erteilen Bedford den Mordauftrag, die Freigelassenen zu beseitigen - im Sinne der nationalen Sicherheit. Ansonsten sind die Bösen bitterböse und strunzeblöd und die Guten engelsgleich. Die  Liberalen und der derzeitige Präsident zu schwach (Obwohl er schon gelernt hat, wie man Opferzahlen von Drohenattacken schönt. Man bezeichnet per Gesetz  einfach jeden, der in den Angriffsbereich einer solchen Drohne gerät als feindlichen Kämpfer - egal, ob Frauen oder Kinder. Daher auch die publizierten und gefeierten geringen zivilen Todesfälle.), also müssen die Übermenschen der Dienste ran. Zudem ist das ganze Werk bis auf ein paar Actionsprenkel recht fade.

John Grisham. Verteidigung. Als Harvard-Absolvent David Zinc Partner bei einer der angesehensten Großkanzleien Chicagos wird, scheint seiner Karriere nichts mehr im Weg zu stehen. Doch der Job erweist sich als die Hölle. Fünf Jahre später zieht David die Reißleine und kündigt. Stattdessen hewuert er bei Finley & Figg an, einer auf Verkehrsunfälle spezialisierten Vorstadtkanzlei, deren chaotische Partner zunächst nicht wissen,was sie mit ihm anfangen sollen. Bis die Kanzlei ihren ersten großen Fall an Land zieht. Der Prozess könnte Millionen einspielen - die Feuertaufe für David.

Immerhin bezeichnet  man Grishams Romane mittlerweile nicht mehr als Thriller, denn davon ist er weit entfernt. Vorbei die Zeiten von "Die Firma" oder "Die Akte". Er widmet sich derzeit eher schmusigen kleinen Anwaltsgeschichtchen zur Unterhaltung ohne großen Nährwert. Eingestreut ein bisschen Humor, erweist sich "Verteidigung" doch als recht zähe Angelegenheit, die nur für Fans noch von Interesse ist. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den kleinen Problemchen seiner Anwälte (nicht den beruflichen), statt einen spannenden Gerichtsthriller abzuliefern. Gerade gut genug, wenn man sich mit ein paar Seiten des Abends müde lesen will. Wer wirklich gute Justizthriller lesen will, sollte mal zu David Ellis oder John Lescroart greifen.

Jon Stock. Der Marathon-Killer. Der MI6-Agent Daniel Marchant läuft das Rennen seines Lebens: Denn wenn einer der Teilnehmer am London Marathon das Tempo verringert, wird eine Bombe hochgehen und mit ihr der US-Botschafter. Die atemberaubende Rettungsaktion gelingt und Marchant ist der Held des Tages - bis er der Mittäterschaft verdächtigt wird. Beim Versuch seinen Namen reinzuwaschen, muss er jedoch entdecken, dass die Folgen eines sehr persönlichen Verrats die Sicherheit der gesamten westlichen Hemisphäre gefährden könnten.

Obwohl "Dead Spy Running" (Originaltitel) zur Verfilmung ansteht, ist er kein wirklich herausragendes Werk im Meer der vielen Romane um Terrorismus. Gutes Mittelmaß mit etlichen Klischees und leicht vorhersehbar kann man ihm attestieren. Liest sich zwar recht flüssig, lässt aber Überraschungsmomente vermissen und da einige Fäden lose bleiben, folgt auch noch ein zweiter Teil mit dem Titel "Verrat in eigener Sache".

Howard Linskey. Crime Machine. David Blake hat eine weiße Weste. soweit man in Newcastle eine haben kann, wenn man als Berater für einen skrupellosen Gangsterboss arbeitet. Als zigtausend Pfund Schutzgeld verschwinden, kommt David jedenfalls reichlich ins Schwitzen. Er hat 72 stunden, das Geld wieder aufzutreiben, sonst ist er ein toter Mann.

Dieser Einkauf hat sich gelohnt. Brit-Noir vom Feinsten. Anhand des Klappentextes eher wenig originell, entwickelt sich die Story nach und nach zu einem echten Reißer und bekommt gegen Ende so richtig Fahrt. Die Suche nach dem Geld gestaltet sich nicht einfach und schon bald stellen sich erste Überraschungen ein. Dazu erlaubt sich David ein Verhältnis mit der Tochter vom Boss. Wäre eine böse Falle, wenn sich nicht kurz darauf die Ereignisse derart überschlagen würden, dass dies kein Thema mehr ist. Und wer hier einen heldenhaften, gesetzestreuen Protagonisten erwartet, ist schief gewickelt. Eigentlich ist David ein echter Unsympath, der die Freundin mit den Worten "Dich geliebt? Ich kann dich noch nicht mal leiden." abschiebt. Er macht zwar eine gewisse Wandlung durch, aber nicht wirklich zum Besseren. Ein deftiger Gangsterthriller mit Witz und Gewalt, dafür ohne Geschwafel.

2 Kommentare:

Brice hat gesagt…

John Grisham Bücher habe ich schon länger aufgegeben. Irgendwie war es mir doch auf Dauer alles zu ähnlich. Vor Jahren habe ich mal von Brad Meltzer - Der zehnte Richter gelesen, dass gefiel mir gut, hatte mehr Tempo.

Harry hat gesagt…

Bei Grisham verlass ich mich drauf, dass meine werte Gattin sich die neuesten Sachen kauft, selbst geb ich keine Kopeke mehr für seine Bücher aus. Meltzer kenn ich auch, ist aber in den letzten Jahren leider auch schwächer geworden.

Gruß
Harry