Freitag, 1. Februar 2013

Buchreview "Night Show"



Richard Laymon. Tony hält es für eine ziemlich coole Idee, seine Schulkameradin Linda eine Nacht lang in einer alten Villa, in der es angeblich spuken soll, einzuschließen. Welche Todesängste die hübsche Cheerleaderin in den folgenden Stunden aussteht, ahnt er nicht. Als er nach dem High-School-Abschluss nach Hollywood zieht, um bei der Königin der Spezialeffekte, Dani Larson, als Lehrling anzuheuern, hat er den Vorfall längst verdrängt. Linda dagegen wird für den Rest ihres Lebens nicht vergessen können, was damals passiert ist - und schmiedet grausame Rachepläbne, gegen die selbst der schlimmste Splatterstreifen harmlos ist.

Ja, diese vermeintliche Entführung ist für Linda gar nicht lustig. Allein in diesem dunklen Haus, gefesselt - und dann kommt ein nackter, wirrer Typ mit einer Axt in der Hand. sie fürchtet sich so sehr, dass sie sich einpinkelt, kann aber die Fesseln lösen und abhauen, bevor der Kerl ihr etwas antut. Später, Hollywood, Filmaufnahmen. Nach einer erotischen sowie einer blutigen Szene kommen sich die Special Effects-Queen Dani Larson und ihr Assistent Jack näher. Sie verabreden sich zum Essen, werden dort aber von einem anscheinend gestörten Fan belästigt und nach dem Aufbruch auf dem Nachhauseweg von einem Leichenwagen verfolgt sowie in der Folge auch beim Sex beobachtet. Am nächsten Tag gibt sich Tony als der Verursacher ihrer Ängste zu erkennen und behauptet, es wäre seine Art der Bewerbung für die Stelle als ihr Assistent gewesen. Statt den Vollidioten zusammen mit Jack einfach im Pool zu ersäufen, gibt sie ihm einen Gesprächstermin einige Tage später. Unterdessen ist Linda, die nach ihrer gelungenen Flucht aus dem Horror-Haus von einem Wagen angefahren wurde und einige Zeit im Koma lag, wieder erwacht und sinnt auf Rache. Sie schnappt sich Daddys Knarre, eine Pint Benzin aus dem Rasenmäher und begibt sich zum Gebäude ihrer Albträume. Sie fackelt es kurzerhand ab und hofft, der Irre würde verkokeln. Es gibt sogar zwei Opfer. Keines hatte mit ihrer Entführung zu tun. Irgendwann zieht es auch sie nach Hollywood, wo sich Tony weiterhin auf seine ganz spezielle Art Dani und Jack widmet. Doch das Zusammentreffen mit Linda ist vorprogrammiert.

Ein typischer Laymon. Schriftstellerisch so leichtgewichtig wie nach einem Schreibkurs für angehende Autoren (Das Buch stammt auch aus seiner früher Zeit und ist von 1984 mit Copyright by Ann Laymon) mixt er seine gewohnten Rezepturen unter die Worte, die laut Stephen King auf der Umschlagrückseite nicht verpasst werden dürfen. Muss gut bezahlt worden seine oder er hat es wie Richard Castle in seiner TV-Serie gemacht: "Warum soll ich das Zeug lesen? Ich schreib was Nettes, dann macht er das vielleicht auch mal für mich." Tiefe bekommen seine Figuren nicht, auch die traumatisierte Linda oder der rundum wahnsinnige Tony werden nicht gerade psychologisch seziert. Mr. Laymon verlässt sich da lieber auf etwas Furcht verbreiten und einige schlüpfrige Details, die tatsächlich ausführlicher sind als seine Personenzeichnung oder auch bei Veröffentlichungen anderer Verlage. Familienfreundlich war er halt noch nie. Sein schlichter stil, die verhältnismäßig geringe Seitenzahl (knapp über 300) und einige nette Ausführungen zum Thema Special Effects sowie die Einbindung von Namen wie Tom Savini oder Rob Bottin sorgen für ein Easy Reading ohne große Substanz. Richard Laymon bleibt damit hinter seinen Kollegen Edward Lee, Bryan Smith oder Brett McBean (Bücher von diesen sind auch bei Festa erhältlich) zurück. Einen Scott Sigler oder Stephen King (Beide derzeit bei Heyne zu Hause) erreicht er schon gar nicht. Ein Totalausfall ist das Werk nicht, aber Sachen wie "In den finsteren Wäldern" (Festa) oder "Die Insel" (Heyne) hatten es da entschieden mehr in sich. Auch wenn es sich hier eher um "Festa light" handelt: Laymon Fans dürften sicher absolut begeistert sein über den neuesten bzw. zuletzt in Deutschland veröffentlichten Output ihres Lieblingsautors sein. "Night Show" bietet ihnen genau das, was sie erwartet haben.

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