Sonntag, 8. März 2015

Buchreview "Das Galdiano-Experiment"

Kyle Mills/Robert Ludlum. Die neue Erfindung des genialen Wissenschaftlers Christian Dresner schlägt ein wie eine Bombe. Der Merge ist ein hochleistungsfähiger Mini-Computer, gegen den selbst die modernsten Smartphones und Tablet-PCs wie Kinderspielzeug wirken. Lieutenant Jon Smith von der Spezialeinheit Cover One erkennt das verheerende militärische Potenzial des Geräts. Für ihn steht fest: Der Merge darf auf keinen Fall in die falschen Hände geraten. Doch die Hinweise verdichten sich, dass seine Warnung bereits zu spät kommt.

Dresen stellt seine neue Erfindung der Öffentlichkeit vor. Sie ermöglicht via Implantat besseres Sehen, Hören und Erkennen des Gegenübers anhand spezieller Software, die ds Bild mit einem Farbton umgibt. Gestaffelt ist dies dann in grüne Farbgebung (gut, ehrlich, vertrauenswürdig) und tiefrot (böse usw.). Gezogen werden diese Daten selbstverständlich aus allen möglichen Datenspeichern. Sei es aus den Sozialen Medien oder Akten der Behörden. Der Merge, wie diese bahnbrechende Erfindung heißen soll, findet (und behält) alles. Jon Smith ist vor Ort bei der Präsentation und erkennt das Potenzial, das die US-Armee nutzen und somit ihren Feinden übrlegen sein kann. Zurück bei seinem Chef Fred Klein, ist dort der Hype um die Errungenschaft schon angekommen - und der Plan für  militärische Einsätze längst beschlossene Sache. Bei einem Test mit Soldaten erweist sich, WIE gut der Merge ist.
In der Zwischenzeit findet Randi Russell in Afghanistan ein niedergemetzeltes Dorf. Männer, Frauen und Kinder wurden allesamt getötet und den Männern der Kopf abgetrennt. Einer der Angreifer, der schwer verwundet wurde, konnte in die Berge flüchten. Randi verfolgt ihn und er erzählt ihr eine haartsträubende Geschichte. Zurück in den USA will sie bei Fred Klein erreichen, dass sie der Angelegenheit weiter nachgehen darf, doch der verbietet es ihr. Weder sie noch Smith wollen ihre Bemühungen einstellen. Irgendetwas ist an der Sache faul. So führt sie ihr Weg quer durch die Welt. Deutschland, Nordkorea, Marokko, Laos usw. Überall ist ihnen der Feind schon eine ganze Ecke voraus. In Nordkorea, dem Staat des blühenden Lebens und Quell ewiger Freuden (Diesem Ideal streben derzeit ja auch unsere Politiker zu, haha), entdecken sie etwas unheimlich Grauenvolles - bevor die Armee Panzer auffährt. Jetzt steigern die Feinde ihre Bemühungen, beide auszuschalten. Und Washington? Selbstverständlich nur noch geil darauf, eine Waffe in die gierigen und schmierigen Griffel zu bekommen, mit der sie weiter Weltpolizei zu eigenem Nutzen und dem Gewinntrachten der einheimischen Wirtschaft mit ihren vielen Beteiligungen im Ausland den Rest der Welt unter ihre Fuchtel bringen können. Smithn und Russell bekommen Feuer von allen Seiten.

Kyle Mills hat erneut unter Beweis gestellt, dass man ihn zurecht für die Reihe ausgewählt hat, um einige Romane über die Robert Ludlum-Figuren zu verfassen. Hier widmet er sich einem Mann, der nur das Beste für die Welt will, der heilen kann, der kriegs- und intrigenmüde ist. Doch hat er sich wirklich vorgestellt, dass dies ohne Kampf abgehen wird, dass andere ebenso ehrenvolle Ziele haben? Er mit seinem gesellschaftlichen Engagement hat jedenfalls alle auf seiner Seite. ABER nur im Buch. Die Sympathien des Lesers verscherzt er sich schon recht früh. Als dann auch Smith und Russell ins Spiel kommen, geht es heiß her. Etliche Actionsequenzen folgen, die beinahe den realen Ansatz übertünchen. Privatsphäre ade. Noch einige Schritte weiter als heute, doch was wir heute haben, ist schon schlimm genug. Da werden Informationen ausgegraben, die weit verstreut bei diversen Ämtern liegen, von der Ehe, dem Todesfall oder gesetzliche Verfehlung (Der hierzulande freigelassene Kindergucker wäre schnell rot eingefärbt - und die, die ihn unter welchen Bedingungen auch immer laufen ließen, wohl auch. Da wurde der Kampf gegen Gewalt gegen Kinder ad absurdum geführt und der Bürger konnte erkennen, was für eine Mischpoke die "Elite" doch ist.) - einfach alles wird gespeichert. Ein feuchter Traum für Regierungen und Wirtschaft. Der Merge wäre das beste Mittel oder Grund für die erweiterte Form der "amerikanischen Präventivnotwehr". Der "Minority Report" ist da nicht mehr weit weg. Lässt man jetzt einmal gelten, dass diese Vertragsautoren sich alle ihre Meriten schon selbst verdient und somit auch eine gewisse Berechtigung zur Einladung für Ludlums Erben zu schreiben erworben haben, sind alle zwar bis jetzt noch nicht allzu nahe an den Meister herangekommen, verstehen es jedoch, gute, temporeiche Actionthriller zu erschaffen, die zu keiner Sekunde ermüdend wirken. Kyle Mills hat sich gerade mit "Das Galdiano-Experiment" (Dämliche Eindeutschung von "The Utopia-Experiment", da dieser Galdiano erst gegen Schluss mal kurz einen Auftritt hat) wieder bewiesen. Leichter SciFi-Hauch wie ihn auch DALE BROWN in seinen Werken nutzt und viel Rasanz, die Killer kommen aus allen Ecken und hey, in einem Ludlum Konstrukt - auch wenn es nur noch auf seiner ursprünglichen Idee beruht, kommt nicht ohne Verräter und düstere, geheimnisvolle Hintermänner aus. Und hier zeigt sich eine Schwäche, die alle Vertragsautoren bisher aufzuweisen hatten - es fehlt der Überraschungseffekt. Nichts mit "Wow, das hätte ich nun nicht erwartet". So schnell kann eine bahnbrechende humane Idee pervertiert werden (Obwohl ich für den Mann und seine Motivation durchaus Verständnis aufbringen kann und vielleicht der Versuchung erliegen würde, das Konzept mal hierzulande auszuprobieren, genug Kandidaten gibt es ja in Berlin und Brüssel). "Das Galdiano-Experiment" ist eindeutig einer der besseren, actionreicheren aus der Covert One-Reihe.

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