Kyle Mills/Robert Ludlum. Die neue Erfindung des genialen
Wissenschaftlers Christian Dresner schlägt ein wie eine Bombe. Der Merge
ist ein hochleistungsfähiger Mini-Computer, gegen den selbst die
modernsten Smartphones und Tablet-PCs wie Kinderspielzeug wirken.
Lieutenant Jon Smith von der Spezialeinheit Cover One erkennt das
verheerende militärische Potenzial des Geräts. Für ihn steht fest: Der
Merge darf auf keinen Fall in die falschen Hände geraten. Doch die
Hinweise verdichten sich, dass seine Warnung bereits zu spät kommt.
Dresen
stellt seine neue Erfindung der Öffentlichkeit vor. Sie ermöglicht via
Implantat besseres Sehen, Hören und Erkennen des Gegenübers anhand
spezieller Software, die ds Bild mit einem Farbton umgibt. Gestaffelt
ist dies dann in grüne Farbgebung (gut, ehrlich, vertrauenswürdig) und
tiefrot (böse usw.). Gezogen werden diese Daten selbstverständlich aus
allen möglichen Datenspeichern. Sei es aus den Sozialen Medien oder
Akten der Behörden. Der Merge, wie diese bahnbrechende Erfindung heißen
soll, findet (und behält) alles. Jon Smith ist vor Ort bei der
Präsentation und erkennt das Potenzial, das die US-Armee nutzen und
somit ihren Feinden übrlegen sein kann. Zurück bei seinem Chef Fred
Klein, ist dort der Hype um die Errungenschaft schon angekommen - und
der Plan für militärische Einsätze längst beschlossene Sache. Bei einem
Test mit Soldaten erweist sich, WIE gut der Merge ist.
In der
Zwischenzeit findet Randi Russell in Afghanistan ein niedergemetzeltes
Dorf. Männer, Frauen und Kinder wurden allesamt getötet und den Männern
der Kopf abgetrennt. Einer der Angreifer, der schwer verwundet wurde,
konnte in die Berge flüchten. Randi verfolgt ihn und er erzählt ihr eine
haartsträubende Geschichte. Zurück in den USA will sie bei Fred Klein
erreichen, dass sie der Angelegenheit weiter nachgehen darf, doch der
verbietet es ihr. Weder sie noch Smith wollen ihre Bemühungen
einstellen. Irgendetwas ist an der Sache faul. So führt sie ihr Weg quer
durch die Welt. Deutschland, Nordkorea, Marokko, Laos usw. Überall ist
ihnen der Feind schon eine ganze Ecke voraus. In Nordkorea, dem Staat
des blühenden Lebens und Quell ewiger Freuden (Diesem Ideal streben
derzeit ja auch unsere Politiker zu, haha), entdecken sie etwas
unheimlich Grauenvolles - bevor die Armee Panzer auffährt. Jetzt
steigern die Feinde ihre Bemühungen, beide auszuschalten. Und
Washington? Selbstverständlich nur noch geil darauf, eine Waffe in die
gierigen und schmierigen Griffel zu bekommen, mit der sie weiter
Weltpolizei zu eigenem Nutzen und dem Gewinntrachten der einheimischen
Wirtschaft mit ihren vielen Beteiligungen im Ausland den Rest der Welt
unter ihre Fuchtel bringen können. Smithn und Russell bekommen Feuer von
allen Seiten.
Kyle Mills hat erneut unter Beweis gestellt, dass
man ihn zurecht für die Reihe ausgewählt hat, um einige Romane über die
Robert Ludlum-Figuren zu verfassen. Hier widmet er sich einem Mann, der
nur das Beste für die Welt will, der heilen kann, der kriegs- und intrigenmüde ist. Doch hat er sich wirklich vorgestellt, dass dies ohne
Kampf abgehen wird, dass andere ebenso ehrenvolle Ziele haben? Er mit
seinem gesellschaftlichen Engagement hat jedenfalls alle auf seiner
Seite. ABER nur im Buch. Die Sympathien des Lesers verscherzt er sich
schon recht früh. Als dann auch Smith und Russell ins Spiel kommen, geht
es heiß her. Etliche Actionsequenzen folgen, die beinahe den realen
Ansatz übertünchen. Privatsphäre ade. Noch einige Schritte weiter als
heute, doch was wir heute haben, ist schon schlimm genug. Da werden
Informationen ausgegraben, die weit verstreut bei diversen Ämtern
liegen, von der Ehe, dem Todesfall oder gesetzliche Verfehlung (Der
hierzulande freigelassene Kindergucker wäre schnell rot eingefärbt - und
die, die ihn unter welchen Bedingungen auch immer laufen ließen, wohl
auch. Da wurde der Kampf gegen Gewalt gegen Kinder ad absurdum geführt
und der Bürger konnte erkennen, was für eine Mischpoke die "Elite" doch
ist.) - einfach alles wird gespeichert. Ein feuchter Traum für
Regierungen und Wirtschaft. Der Merge wäre das beste Mittel oder Grund
für die erweiterte Form der "amerikanischen Präventivnotwehr". Der
"Minority Report" ist da nicht mehr weit weg. Lässt man jetzt einmal
gelten, dass diese Vertragsautoren sich alle ihre Meriten schon selbst
verdient und somit auch eine gewisse Berechtigung zur Einladung für
Ludlums Erben zu schreiben erworben haben, sind alle zwar bis jetzt noch
nicht allzu nahe an den Meister herangekommen, verstehen es jedoch,
gute, temporeiche Actionthriller zu erschaffen, die zu keiner Sekunde
ermüdend wirken. Kyle Mills hat sich gerade mit "Das
Galdiano-Experiment" (Dämliche Eindeutschung von "The
Utopia-Experiment", da dieser Galdiano erst gegen Schluss mal kurz einen
Auftritt hat) wieder bewiesen. Leichter SciFi-Hauch wie ihn auch DALE
BROWN in seinen Werken nutzt und viel Rasanz, die Killer kommen aus
allen Ecken und hey, in einem Ludlum Konstrukt - auch wenn es nur noch
auf seiner ursprünglichen Idee beruht, kommt nicht ohne Verräter und
düstere, geheimnisvolle Hintermänner aus. Und hier zeigt sich eine
Schwäche, die alle Vertragsautoren bisher aufzuweisen hatten - es fehlt
der Überraschungseffekt. Nichts mit "Wow, das hätte ich nun nicht
erwartet". So schnell kann eine bahnbrechende humane Idee pervertiert
werden (Obwohl ich für den Mann und seine Motivation durchaus
Verständnis aufbringen kann und vielleicht der Versuchung erliegen
würde, das Konzept mal hierzulande auszuprobieren, genug Kandidaten gibt
es ja in Berlin und Brüssel). "Das Galdiano-Experiment" ist eindeutig
einer der besseren, actionreicheren aus der Covert One-Reihe.
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