Mittwoch, 24. Juni 2015

Buchreview "Die Freunde des Eddie Coyle" G. V. Higgins

George V. Higgins. Eddie Coyle arbeitet für Jimmy Scalisi; er versorgt ihn mit Waffen für seine diversen Unternehmungen. Jackie Brown ist Eddies Bezugsquelle. Dann gibt es noch Foley: Er ist Poliziast und versucht, bei den Aktivitäten der großen Bosse und kleinen Gangster den Überblick zu behalten. Aus Eddie will er Informationen herausholen, aber auch Eddie will etwas, denn eine Hand wäscht die andere. Und schließlich ist da Dillon: Er ist hauptberuflich Barkeeper, hat immer einen guten Draht zu Foley, und er tut so, als sei er auch einer von Eddies Freunden.

Eddie Coyle ist ein Kleinkrimineller, der beim Transport von Schnaps in einem anderen Bundesstaat erwischt wurde. Bis zur Verkündung des Urteils ist er auf freiem Fuß, doch ihm drohen einige Jahre Bau. Das will er vermeiden, indem er den Bullen Foley mit Informationen versorgt, sodass der beim entsprechenden Staatsanwalt ein gutes Wort für ihn einlegt, um das Strafmaß zumindest in einen erträglichen Rahmen zu drücken. Was sich so einfach anhört, läuft für Eddie aber nicht so simpel ab. Seine Tipps kommen angeblich immer so spät, dass die Kerle, die er verpfiffen hat, schon ihren Coup durchgezogen haben und abgehauen sind. Derzeit ist Eddie damit beschäftigt, Waffen für Jimmy Scalisi zu besorgen und wendet sich an seinen zuverlässigsten Lieferanten. Da werden dann Pläne für Smith & Wesson, Magnums und gar M-16 gemacht, Preise ausgehandelt, Termine festgelegt. Und dann werden Banken überfallen. Durchaus ausgeklügelt und zumeist ohne Tote. Als das passiert, wird die Polizei endgültig hellhörig und Foley bedrängt seinen Freund Eddie, ihm die Verbrecher zu liefern. All die Verhandlungen finden in einer Bar statt, in der der Ex-Knackie Dillon als Barkeeper arbeitet - auch er ein Freund von Eddie. Und Eddie will alles tun, um dem Knast zu entgehen. 

Eine Gangstergeschichte um einen kleinen Gauner, der schon eine Strafe für einen begangenen Fehler hinter sich hat (Bei einer Hand wurden ihm die Finger gebrochen, weshalb er nun den Spitznamen FINGERS trägt.). Das soll ihm trotz einer drohenden Verurteilungen nicht ein weiteres Mal passieren. Von der Polizei mit Versprechungen gelockt, will er sich aus der Situation clever herauslavieren. Daher tritt er mit allen Beteiligten Parteien in einen Dialog, der sich nur auf die nötigsten Sätze und Informationen beschränkt. Zynischer Humor (Allein schon der Titel, der auch im Original so lautet) und unterkühlte Charaktere, die zwar reden, aber immer Hintergedanken dabei haben. Wer verrät hier wen? Wem kann man trauen? Die Polizei ist jetzt auch nicht gerade dafür bekannt, ein gegebenes Versprechen wirklich zu halten. Und Eddie? Der will nur in Freiheit bleiben und weiter an seiner Karriere als Kleingauner arbeiten, ohne groß behelligt zu werden oder gar aufsteigen zu wollen in der Hierarchie. Er kommt so gerade durch und das reicht ihm. Die Story spielt im dunklen Milieu der Verbrecher, die sich in Spelunken rumtreiben, beobachtet von der Polizei, die versucht über diese kleinen Fische an die Haie ranzukommen. Alles wirkt schmutzig wie in Hinterhöfen, lässt nur hin und wieder den Flair der frühen 70-er erkennen (Das Buch wurde 1971 geschrieben) und wirkt oft deprimierend auf den Leser, da alle bzw. der Großteil der auftretenden Gestalten zur Sorte der Verlierer zählt. Sympathisch ist eigentlich auch keiner, war wohl so auch nicht beabsichtigt. Schnörkelloser Blick in die Gangsterwelt, der durch die kurzen Dialoge, die dennoch die eigentliche Handlung entwickeln, seine Faszination bezieht. Die Taten der Ganoven werden nur in kurzen Abschnitten gestreift, die Typen selbst sind sicher keine harten Kerls mit weichem Kern. Letzter fehlt denen nämlich. Selbstverständlich muss bei dem Namen Jackie Brown jetzt vermutlich jeder seinen Tarantino-Senf dazugeben, aber mittlerweile wird der doch eher nur noch überschätzt. Peter Yates jedenfalls hat mit Robert Mitchum als Eddie und Peter Boyle als Schmierlappen-Barkeeper einen gelungenen Film daraus gemacht. Buch und Film sind lohnende Objekte für eine nähere Betrachtung.

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