Rick Yancey. Die erste Welle vernichtete eine halbe Million Menschen,
die zweite noch viel mehr. Die dritte Welle dauerte ganze zwölf Wochen
an, danach waren vier Milliarden tot. Nach der vierten Welle kann man
niemandem mehr trauen. Cassie Sullivan hat überlebt, nur um sich jetzt
in einer Welt wiederzufinden, die von Misstrauen, Verrat und
Verzweiflung bestimmt wird. Und während die fünfte Welle ihren Verlauf
nimmt, halten Cassie, Ben und Ringer ihre kleine Widerstandsgruppe
zusammen, um gemeinsam gegen die Anderen zu kämpfen. Sie sind, was von
der Menschheit übrig blieb, und sie werden sich so schnell nicht
geschlagen geben. Und während Cassie immer noch hofft, dass ihr Retter
Evan Walker lebt, wird der Kampf ums Überleben immer aussichtsloser. Bis
eines Tages ein Fremder versucht, in ihr Versteck einzudringen.
Nach
einem explosiven Prolog wechselt die Szenerie zu einem Hotel, in dem
sich die Freunde versteckt und eingerichtet haben. Es ist kalt, aber die
Gemüter sind erhitzt. Man macht sich gegenseitig Vorwürfe, holt aus zu
diversen Eifersüchteleien und klärt dennoch kaum die Fronten. Die Furcht
steckt ihnen auch weiterhin in den Knochen. Und die Ungewissheit. Was
wird mit dem verletzten Ben, dessen Wunde längst nicht so auskuriert
ist, wie er vorgibt? Was wurde aus Evan? Als sie ein
Hubschraubergeräusch hören, glauben sie, ihr letztes Stündlein habe
geschlagen. Und Ringer geht nach draußen, um die Lage zu peilen. Was sie
nicht weiß, ist, dass ihr Teacup gefolgt ist - und beide geraten in
Gefangenschaft. Während die im Hotel wartenden Freunde sich bereits
Sorgen machen, kommt dann der erste unerwartete Besucher in ihr
Versteck, dem später in noch ein zweiter und ein dritter mit einem
gewissen Abstand zwischen ihren Auftritten folgen. Ringer muss indes im
Lager des Feindes einiges erdulden und dann um das Leben von Teacup und
ihr eigenes kämpfen.
Nach dem Knaller im Prolog gibt Rick Yancey
dem Leser die Gelegenheit, sich näher mit den Protagonisten zu
befassen, die Charaktere bekommen viel Zeit gewidmet und etwas Tiefe.
Auch jene, die im Vorgänger etwas zu kurz kamen. Doch die Schilderung
der Nöte und der Angst, des Misstrauens und der Veränderung ihrer
Persönlichkeit, der Verlust von Menschlichkeit, den selbst die Jüngsten
schon durchleben müssen, die Eifersucht aufeinander nehmen dem Geschehen
einiges an Fahrt. Mit der Zeit wirkt das Ganze doch etwas ermüdend.
Bald braucht man keine weiteren Rückblenden oder Befindlichkeiten der
handelnden Personen mehr, man wünscht sich, dass wieder etwas passiert.
Das Szenario, das lange Zeit fast nur im Hotel stattfindet, wird nur von
den eintreffenden Besuchern aufgelockert und mit etwas Pep gewürzt.
Dazu die Gefangennahme von Ringer und Teacup. Ansonsten plätschert alles
gemütlich vor sich hin, wie ein kleines Rinnsal, das absolut keine Eile
hat. Und wie schon in "Die 5. Welle" wird man auch hier wieder mit
einem Modell bekannt gemacht, das man aus diversen Filmen schon kennt,
also für den Filmfreund keine Überraschung bietet. Andere dürften daran
wohl mehr Freude haben, da es unerwartet für sie kommt. Als die Szenerie
dann zu Ringer wechselt, ist es zu Beginn auch noch etwas fade, ohne
Würze, aber das ändert sich und ungefähr das letzte Viertel erhält dann
doch Rasanz, bietet Wendungen und auch Überraschungen auf, die nicht auf
einem Film fußen und somit auch nicht vom fleissigen Filmkonsumenten so
erahnt wurde. Leider kann das das Gesamturteil auch nicht mehr retten,
da zuvor zuviele philosophische Sinnsprüche und Vergleiche den Versuch
starteten, den Leser sanft entschlummern zu lassen. Hier war einfach
zuwenig Bewegung in der Geschichte, alles beschränkte sich auf zwei
Hauptlocations, blieb starr. Mir kam das Buch eher wie ein Zwischenspiel
vor, das auf den Showdown im dritten Teil vorbereiten soll, nur eine
Art (langweiliger und langwieriger) Überbrückung oder schlicht ein
Bückling vor der momentanen Mode Jugendbücher gleich als Trilogie auf
den Markt zu werfen. Wenn hier am Drehbuch nicht gefeilt und etwas mehr
Rambazamba reingebracht wird, hat "Das unendliche Meer" absolut keine
Chance als Verfilmung an den ersten Teil auch nur ansatzweise
heranzukommen - wie das Buch selbst eben (Nur dass noch abzuwarten
bleibt, ob die Filmversion von "Die 5. Welle" was taugen wird). Auf
nicht ganz 350 Seiten kam das Buch, doch die Lesezeit fühlte sich länger
an, als bei dem Vorgänger mit 480 Seiten.
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