Donnerstag, 13. August 2015

Buchreview "Das unendliche Meer" - Fortsetzung von "Die 5. Welle" R. Yancey

Rick Yancey. Die erste Welle vernichtete eine halbe Million Menschen, die zweite noch viel mehr. Die dritte Welle dauerte ganze zwölf Wochen an, danach waren vier Milliarden tot. Nach der vierten Welle kann man niemandem mehr trauen. Cassie Sullivan hat überlebt, nur um sich jetzt in einer Welt wiederzufinden, die von Misstrauen, Verrat und Verzweiflung bestimmt wird. Und während die fünfte Welle ihren Verlauf nimmt, halten Cassie, Ben und Ringer ihre kleine Widerstandsgruppe zusammen, um gemeinsam gegen die Anderen zu kämpfen. Sie sind, was von der Menschheit übrig blieb, und sie werden sich so schnell nicht geschlagen geben. Und während Cassie immer noch hofft, dass ihr Retter Evan Walker lebt, wird der Kampf ums Überleben immer aussichtsloser. Bis eines Tages ein Fremder versucht, in ihr Versteck einzudringen.

Nach einem explosiven Prolog wechselt die Szenerie zu einem Hotel, in dem sich die Freunde versteckt und eingerichtet haben. Es ist kalt, aber die Gemüter sind erhitzt. Man macht sich gegenseitig Vorwürfe, holt aus zu diversen Eifersüchteleien und klärt dennoch kaum die Fronten. Die Furcht steckt ihnen auch weiterhin in den Knochen. Und die Ungewissheit. Was wird mit dem verletzten Ben, dessen Wunde längst nicht so auskuriert ist, wie er vorgibt? Was wurde aus Evan? Als sie ein Hubschraubergeräusch hören, glauben sie, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Und Ringer geht nach draußen, um die Lage zu peilen. Was sie nicht weiß, ist, dass ihr Teacup gefolgt ist - und beide geraten in Gefangenschaft. Während die im Hotel wartenden Freunde sich bereits Sorgen machen, kommt dann der erste unerwartete Besucher in ihr Versteck, dem später in noch ein zweiter und ein dritter mit einem gewissen Abstand zwischen ihren Auftritten folgen. Ringer muss indes im Lager des Feindes einiges erdulden und dann um das Leben von Teacup und ihr eigenes kämpfen.

Nach dem Knaller im Prolog gibt Rick Yancey dem Leser die Gelegenheit, sich näher mit den Protagonisten zu befassen, die Charaktere bekommen viel Zeit gewidmet und etwas Tiefe. Auch jene, die im Vorgänger etwas zu kurz kamen. Doch die Schilderung der Nöte und der Angst, des Misstrauens und der Veränderung ihrer Persönlichkeit, der Verlust von Menschlichkeit, den selbst die Jüngsten schon durchleben müssen, die Eifersucht aufeinander nehmen dem Geschehen einiges an Fahrt. Mit der Zeit wirkt das Ganze doch etwas ermüdend. Bald braucht man keine weiteren Rückblenden oder Befindlichkeiten der handelnden Personen mehr, man wünscht sich, dass wieder etwas passiert. Das Szenario, das lange Zeit fast nur im Hotel stattfindet, wird nur von den eintreffenden Besuchern aufgelockert und mit etwas Pep gewürzt. Dazu die Gefangennahme von Ringer und Teacup. Ansonsten plätschert alles gemütlich vor sich hin, wie ein kleines Rinnsal, das absolut keine Eile hat. Und wie schon in "Die 5. Welle" wird man auch hier wieder mit einem Modell bekannt gemacht, das man aus diversen Filmen schon kennt, also für den Filmfreund keine Überraschung bietet. Andere dürften daran wohl mehr Freude haben, da es unerwartet für sie kommt. Als die Szenerie dann zu Ringer wechselt, ist es zu Beginn auch noch etwas fade, ohne Würze, aber das ändert sich und ungefähr das letzte Viertel erhält dann doch Rasanz, bietet Wendungen und auch Überraschungen auf, die nicht auf einem Film fußen und somit auch nicht vom fleissigen Filmkonsumenten so erahnt wurde. Leider kann das das Gesamturteil auch nicht mehr retten, da zuvor zuviele philosophische Sinnsprüche und Vergleiche den Versuch starteten, den Leser sanft entschlummern zu lassen. Hier war einfach zuwenig Bewegung in der Geschichte, alles beschränkte sich auf zwei Hauptlocations, blieb starr. Mir kam das Buch eher wie ein Zwischenspiel vor, das auf den Showdown im dritten Teil vorbereiten soll, nur eine Art (langweiliger und langwieriger) Überbrückung oder schlicht ein Bückling vor der momentanen Mode Jugendbücher gleich als Trilogie auf den Markt zu werfen. Wenn hier am Drehbuch nicht gefeilt und etwas mehr Rambazamba reingebracht wird, hat "Das unendliche Meer" absolut keine Chance als Verfilmung an den ersten Teil auch nur ansatzweise heranzukommen - wie das Buch selbst eben (Nur dass noch abzuwarten bleibt, ob die Filmversion von "Die 5. Welle" was taugen wird). Auf nicht ganz 350 Seiten kam das Buch, doch die Lesezeit fühlte sich länger an, als bei dem Vorgänger mit 480 Seiten.

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