Simon Kernick. Nach einem Autounfall hat Nick Barron das Gedächtnis verloren. Er weiß
nur, dass er in seinem vorigen Leben ein Cop war. Jetzt wohnt Barron bei
seiner Schwester in einem einsamen Landhaus. Doch schnell kommt ihm der
Verdacht, dass die Menschen um ihn herum ihn belügen. Als eine Bande
maskierter Killer das Haus überfällt, bricht für Barron die Hölle los.
Offensichtlich verfügt er über ein gefährliches Wissen – doch er kann
sich an nichts erinnern. Es beginnt eine furiose Hetzjagd.
In einem abgelegenen Haus in einer ihm unbekannten Gegend sitzt ein Mann mit einem Doktor in einem Zimmer, der ihn Matt nennt und sein Gedächtnis wiederbeleben soll, das Matt nach einem Autounfall verloren hat. Ebenfalls in dem Haus leben seine Schwester Jane und ein von ihr engagierter Pfleger. Doch Matt hat aus unerfindlichen Gründen Zweifel an der Ehrlichkeit der Beteiligten. Und bald bestätigt sich sein Verdacht. Er hört eine Unterhaltung zwischen den drei anderen Personen und beschließt abzuhauen. Nicht leicht für jemanden, der die letzten zwei Monate fast nur krank bettlägerig war. Dennoch riskiert er es. Bis er einsieht, dass er in dieser völlig fremden Gegend, in der zudem noch weit und breit kein anderes Gebäude zu sehen ist, keine Chance hat. Also tapert er zurück, wird von einer wunderschönen, aber ihm völlig fremden Blondine eingelassen - und sieht, wie eine Person seine Schwester Jane foltert und wie neben ihr tot der Pfleger liegt. Sofort stürzen sich die Eindringlinge auf ihn und befragen ihn nach zwei Leichen. Sie wollen wissen, wo diese sind. Doch Matt hat keine Ahnung, tatsächlich keine Erinnerung an das, was zuvor geschah, was es mit den Leichen auf sich hat. Was bleibt ihm also übrig, als einen erneuten Fluchtversuch zu starten. Da er diesmal über den Hof abhaut und sich einen der Wagen schnappen kann, während er mit einer gefundenen Knarre die Reifen des anderen zerschießt. So gelingt ihm das Absetzen von den vermeintlichen Gangstern und Mördern und in einer bald erreichten Stadt geht er in einen Pub und gönnt sich ein Bier. Er nimmt sich eine Zeitung auf dem Tisch liegende und blättert darin. Auf einer der Seiten, die eine Zeitung nunmal hat, findet er das Bild einer Privatdetektivin, die um Hilfe bei der Suche nach einer vemrissten Frau bittet. Er hat eine Idee. Doch bevor er die in die Tat umsetzen kann, setzt sich eine von der Natur nicht sonderlich bevorzugte Frau an seinen Tisch und will einen ausgegeben haben. Verweigert er, was drei Jungspacken auf den Plan ruft, die ihm die Schnauze polieren wollen. Pech gehabt - Matts Reflexe haben keine Gedächtnisverlust. Ruckzuck sind die Backen dick und die Spacken auf dem Rückzug. Nun kann er sich endlich auf den Weg zu der Detektivin machen. Und tatsächlich kennt ihn die Frau sogar. Er erfährt zumindest seinen richtigen Namen und einige Details aus seiner Vergangenheit. Nicht alles wirklich ruhmreich, es gibt den einen oder anderen dunklen Punkt - und diese machen jetzt aus seinem Fall einen Kampf ums Überleben, in dem Gruppen aktiv sind, mit denen niemand gerechnet hat.
Fangen wir doch mal mit dem Teil an, den manche vielleicht für lustig halten, andere eher für eine Frechheit. es geht um das Thema "Wie schreibe ich einen Klappentext?". Mmh, mal sehen. Vor Beginn der Story steht auf der einen Seite noch eine Widmung. Wie fein - als aufstrebender vermeintlicher Halbanalphabet mit möglichem Praktikum beim Verlag, aber ohne die geringste Lust zu arbeiten, so scheint es zumindest, kann man den doch schon mal nehmen. Man blättert etwas im Buch und findet den Namen Barren. Auch fein. Leider ist die Zeit, das Buch wieder zuzuklappen und den Namen aufzuschreiben, viel zu lang. Eine solche Ausdauer hat das Texterhirn natürlich nicht zu bieten, dafür reicht die Aufmerksamkeitsspanne nicht aus. Nun heißt der Protagonist im Buch also Nick BarrOn. Hach ja, das Gedächtnis, macht immer, was es will, nur nicht das, was es soll. Irgendwie reicht das nicht für eine Inhaltsangabe. Schläft man also erst einmal drüber und beginnt dann vielleicht am Nachmittag damit, sich die eine oder andere Seite von einem des Lesens mächtigen Auszubildenden vorlesen zu lassen. Und HA! - Da war was. Genau, Verbrecher, Eindringlinge. So Typen sind immer maskiert, kennt man aus den vielen schlechten Blockbusterfilmen aus dem Kino und den paar Bildern, die man erkennen konnte, während man auf dem Smart-Phone rumgetippelt hat. Gut, sind sie also maskiert. Wirkt immer. Und eine Verfolgungsjagd gibt es dann auch immer. Fertig ist der Klappentext. So oder ähnlich könnte es sich bei den Verlagshäusern abspielen. Und so ein Rotz kommt dann dabei raus und soll von den Kunden auch noch bezahlt werden - und dann kommen die noch mit Texten von Wegen Preisoffensive (also teurer) und Schmerzgrenzen überschreiten (nochmal teurer) und dem Kunden geschickt diese neuen Preise als neue Werte verkaufen.
Also: ES gibt KEINEN Nick Barron in dem Buch. Eigentlich gar keinen Nick (nur das "Nickerchen" vorm Klappentext verfassen) und Barron heißt auch niemand, abe es gibt einen Barren. Und die Eindringlinge tragen wohl als Masken ihre echten Konterfeie, etwas, das jeden Facebook-Nutzer überfordern dürfte, bei den vielen Fake-Accounts, die man nutzt.
Kommen wir endlich zum Buch. Es ist ein typischer Simon Kernick. Man kennt seine Betrachtungsweisen aus verschiedenen Perspektiven, man weiß, dass er gerne aufs Tempo drückt und hin und wieder die Logik mal außen vor lässt. Da ist viel dem Zufall überlassen und zwar relativ oft. Aber die Wendungen, die das Buch nimmt, die vielen Puzzleteile, die zusammengesetzt werden, um die Vergangenheit des Protagonisten nach und nach wie beim Schälen einer Zwiebel Schicht für Schicht freizulegen, das hat schon was. Und dann tauchen doch tatsächlich noch bekannte Personen auf (Okay, als bekennender Kernick-Leser hätte ich damit rechnen müssen) und man wird in die Welt der privaten Sicherheitsdienste, der MI5 oder von abtrünnigen CIA-Leuten geschleudert. Ja, geschleudert ist schon das richtige Wort, denn "Das Erwachen" (vielleicht wird ja sogar der Verfasser des Klappentextes irgendwann einmal von so etwas überrascht)ist derart rasant, dass es eine wahre Pracht ist. Die Action ist okay, der Protagonist unkaputtbar und zum Ende hin kann man sich schon auf einen weiteren Roman aus dieser Handlungsebene freuen, da einige Fäden noch offen bleiben, nicht jeder Gangster wird gefasst, nicht jede Tat bestraft. Nachteilig ist aber leider, dass die letzten Romane des Autors und auch sein neuer Roman "The witness" scheinbar nach dem bekannten Muster gestrickt sind. Geheimnis, Flucht, Verfolgung. Flotter Thriller mit ein paar kleinen Fehler hinsichtlich der Logik und einem blamablen Auftritt des Verlages. Und es ist ja nicht der erste dieser Art. Kundenverarsche.
4 Kommentare:
Hihi, das mit dem Klappentext ist echt saustark // saufrech. Unglaublich. Wenn noch nicht mal der Name passt ... ich meine "rasante Action" und "doppelbödige Story" und so werden einem mittlerweile ja auch schon beim Telefonbuch versprochen ...
Ist derzeit leider gang und gäbe. Ich moser ja nch nicht einmal mehr bezüglich übertriebener Inhaltsangaben. Klappern gehört halt zum Geschäft, ABER die zahlenden Kunden zu veräppeln ist unverschämt. Den übelsten Klappentext-Fauxpas hatte ich mal, als man auf dem aktuellen neuen Buch eines Autoren schlicht den Klappentext des Vorgängerwerkes abdruckte.
Hier noch was zu letzten TV-Tatort:
http://www.t-online.de/unterhaltung/tv/id_76541552/kritik-zum-tatort-mit-til-schweiger-sinnentleerte-one-man-show.html
Genau das lockt mich bei Filmen immer wieder an.
Gruß
Harry
Okay, sinnentleerte Action ... nach dem T-Online-Fazit (was haben die eigentlich zu kamellen, die sollen dafür sorgen, dass mein DSL stabil bleibt und keine Meinung zu Filmen haben!!!) führt eigentlich kein Weg mehr an diesen Tatorten vorbei - das wären dann aber meine ersten und einzigen! Auf fesselnde Ermittlungsarbeiten rund um eine Leiche in einem Getränkemarkt in Wolfenbüttel, eingebunden in ein herzergreifende Nebenhandlung über einen Kommissar mit Scheidungshintergrund, Sehnenscheidenentzündung und süßem Hund habe ich nämlich irgendwie nich' so das große Interesse.
Tatort: Hab einige frühere gesehen, mit Felmy, Eckhardt, Bayrhammer, George, Höhne oder Rupp. Zu Zeiten als das Problemgewinsel noch nicht so dramatisch und ich eh noch jünger und die Tatorte noch rare Krimis waren, die nicht irgendwo jeden Tag auf nem Nischensender der Öffentlich-Rechtlichen liefen. Und was wurde dereinst über den Schimanski geschimpft - und das ohne die(a)sozialen Medien und ohne dass George sich mit den (Er)Presse(r)-Frutzen angelegt hatte.
Gruß
Harry
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